Emma Stone in Cruella © 2021 Walt Disney Studios
Quelle: Deadline
Wer meine Artikel zu dem Thema in den letzten Jahren mitverfolgt hat, hat vielleicht mitbekommen, dass ich kein sonderlich großer Fan vieler Realverfilmungen der Zeichentrickklassiker aus Disneys Filmkatalog bin, die das Studio seit rund zehn Jahren am Fließband produziert. Es gab einige Filme darunter, die ich wirklich genossen habe, wie zum Beispiel Aladdin oder, mit leichten Abstrichen, Die Schöne und das Biest, doch in den meisten Fällen konnten die Realfilme die Magie ihrer Vorlagen nicht einfangen und fühlten sich ein wenig wie seelenlose CGI-Spektakel an.
Umso positiver überrascht war ich vom diesjährigen Cruella, der Vorgeschichte zu 101 Dalmatiner, die die Hintergründe der schurkischen Cruella De Vil beleuchtet, herausragend verkörpert von Oscargewinnerin Emma Stone. Zwar erhielt Cruella in ihrem Film menschlichere Züge und eine tragische Vorgeschichte, doch im Gegensatz zu Disneys Maleficent hat der satirische und punkige Energie versprühende Film nicht versucht, die Figur komplett zu rehabilitieren. Ihre selbstsüchtige, megalomanische Ader kommt in der zweiten Filmhälfte immer deutlicher zum Vorschein und bereitet ihre "Endbestimmung" als vom Hundepelz besessene Schurkin gut vor. Craig Gillespies schwungvolle, stylische Inszenierung, Tony McNamaras bissiges Drehbuch und natürlich Stones offensichtlich diebischer Spaß an der facettenreichen Rolle, die zwar Over-the-Top aber nicht karikaturhaft ist, machten Cruella für mich auf Anhieb zur bislang besten Realverfilmung aus dem Hause Disney.
Allein schon aufgrund der prächtigen Kostüme und des tollen Szenenbilds war ich froh, Cruella in Belgien auf der Kinoleinwand zu erleben. Viele Zuschauer sahen den Film jedoch direkt daheim, als er im Mai parallel zum Kinostart auch über den kostenpflichtigen VIP-Zugang bei Disney+ veröffentlicht wurde. In den Kinos spielte er weltweit rund $220 Mio ein, die Einnahmen über Disney+ bleiben geheim. Offensichtlich war das Kombi-Modell ein Erfolg, denn noch im Juni begann Disney mit der Entwicklung enier Fortsetzung, wieder vom Regie/Autor-Duo Gillespie und McNamara. Erst diesen Monat wurde jedoch die wichtigste Voraussetzung für die Fortsetzung erfüllt: Emma Stone hat den Vertrag für den zweiten Film offiziell unterschrieben. Im Gegensatz zu Black-Widow-Star Scarlett Johansson, die gegen Disney wegen fehlender Kompensation für die zeitgleiche Heimkino-Veröffentlichung geklagt hat, die sie um mehrere Millionen an vereinbarter Einspielbeteiligung gebracht haben soll, scheint Stone mit ihrem Deal zufrieden gewesen zu sein.
Ob Cruella 2 exklusiv in die Kinos, nur bei Disney+, oder wieder als Mischmoddell erscheinen wird, ist noch unklar, ebenso wenig, wann der Film kommen soll. Seit gestern ist Cruella für alle Disney+-Abonnenten kostenfrei verfügbar und ich lege Euch den Film wärmstens ans Herz.