Um ein wirklich erfolgreicher Wrestler zu sein, muss man nicht nur die nötigen körperlichen Voraussetzungen mitbringen, sondern auch ein geborener Entertainer sein. Denn genau das ist Profi-Wrestling: modernes Theater mit durchtrainierten Männern und Frauen, die mit virtuosen Kämpfen die Massen unterhalten. Der Weg aus dem Wrestling-Ring ins Filmgeschäft ist daher eine natürliche Karriereentwicklung. Viele Wrestler haben irgendwann den Sprung ins Kino versucht, doch nur wenigen ist es gelungen, eine ebenso erfolgreiche Schauspielkarriere aufzubauen.
Denkt man an die größten Erfolgsgeschichten von Wrestlern im Kino, kommen einem vor allem drei Namen in den Sinn: Dwayne "The Rock" Johnson, John Cena und Dave Bautista. Alle drei starteten ihre Filmkarrieren hauptsächlich im Actiongenre. Inzwischen ist Johnson der bestbezahlte Schauspieler der Welt und Star zahlreicher Blockbuster, während Cena mit "Peacemaker" die Rolle seines Lebens fand. Für gelegentliche Popcorn-Filme sind sie sich definitiv nicht zu schade und beide Teil des Fast-&-Furious-Franchises geworden.
Auch Bautista gelang der große Hollywood-Durchbruch mit einem Franchise, als ihn James Gunn für die Rolle des Drax in Guardians of the Galaxy besetzte. Laut eigener Aussage war er damals pleite und kurz davor, seine schauspielerischen Ambitionen aufzugeben, als Gunn seine Karriere rettete. Dafür ist er ihm bis heute dankbar und setzte sich vehement für dessen Wiedereinstellung ein, als Disney ihn wegen kontroverser alter Tweets als Regisseur von Guardians of the Galaxy Vol. 3 entlassen hatte. Schauspielerisch möchte sich Bautista jedoch sowohl von Drax als auch von seinen Wrestling-Kollegen Cena und Johnson abheben. Er wünscht sich, als vielseitiger Schauspieler ernst genommen zu werden und nicht nur für eine "alberne" Rolle wie Drax bekannt zu sein. An einer Rolle im Fast-&-Furious-Franchise habe er keinerlei Interesse, denn er wolle anspruchsvolle Filme mit visionären Filmemachern drehen.
In einem neuen Interview mit Polygon beteuerte Bautista sogar, dass er gar kein Actionstar mehr sein möchte: (aus dem Englischen)
Ich möchte alles von A bis Z spielen können. […] Ich will kein Actionstar sein. Es ist komisch… Ich weiß, ich passe gut zu solchen Rollen, aber ich habe mich wirklich jahrelang dagegen gewehrt und viele Angebote abgelehnt, weil ich nicht in diese Schublade gesteckt werden wollte. Ich wollte, dass das Publikum mich in anderen Rollen sieht.
Heute bin ich weniger abgeneigt, weil ich inzwischen Einiges bewiesen habe. Und ich liebe Actionfilme. Aber sie stehen nicht ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Wenn ich einen Independent-Film finde, der mir kaum Geld einbringt, aber eine inspirierende und herausfordernde Rolle bietet, würde ich ihn vermutlich eher annehmen als eine gut bezahlte Actionrolle. Ich schaue Actionfilme gerne, aber sie gehören nicht zu meinen Lieblingsfilmen. Meine Favoriten sind Independent-Dramen, die wirklich inspirierend sind.
Ich muss wissen, wie gut ich sein kann. Anfangs habe ich mich geschämt, weil ich das Gefühl hatte, ein schlechter Schauspieler zu sein. Also muss ich mir selbst beweisen, dass ich ein großartiger Schauspieler sein kann.
Seine Aussagen mögen ironisch klingen, wenn man bedenkt, dass er letztes Jahr in The Killer’s Game mitspielte und aktuell in Paul W. S. Andersons trashigem Fantasy-Western-Actioner In the Lost Lands im Kino zu sehen ist. Doch Bautista hat es tatsächlich geschafft, mit einer Reihe interessanter Regisseur:innen zusammenzuarbeiten – sei es Denis Villeneuve (Dune), Gia Coppola (The Last Showgirl, ebenfalls aktuell im Kino) oder M. Night Shyamalan (Knock at the Cabin), in dessen Film er die beste Performance seiner Karriere abgeliefert hat. Demnächst geht für ihn ein großer Wunsch in Erfüllung: Er wird neben Anne Hathaway die Hauptrolle in seiner ersten romantischen Komödie spielen.
Für einen Schauspieler mit seiner körperlichen Statur ist es natürlich nicht gerade leicht, passende Rollen außerhalb des Actiongenres zu finden. Doch Bautista hat eine Idee, wen er gut verkörpern könnte – den US-amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway:
Ich habe den Eindruck, dass Schauspieler viel Respekt und Lob bekommen, wenn sie in einer guten, alten Filmbiografie mitspielen. Es ist schwer, eine Persönlichkeit mit einer vergleichbaren körperlichen Statur zu finden, die ich glaubwürdig spielen könnte. Weil ich gebaut bin, wie ich bin, und so aussehe, wie ich aussehe, ist meine Auswahl begrenzt. Aber ich fand Ernest Hemingway schon immer faszinierend – natürlich war er ein sehr erfolgreicher Schriftsteller, aber auch eine interessante Persönlichkeit.
Später in seinem Leben war er düster und geheimnisvoll, das hat mich neugierig gemacht. Ich dachte: "Mann, das ist ein Charakter. Ich könnte einfach darin eintauchen." Und das wäre eine Rolle, die mich als tatsächlich guten Schauspieler ins Gespräch bringen würde.
Was haltet ihr von Bautistas schauspielerischer Bandbreite außerhalb des Actiongenres?
Quelle: Polygon