Kyle MacLachlan in Der Wüstenplanet (1984) © Universal Pictures
Quelle: David Lynch Theater
Es gibt nicht viele Filmemacher, die die Bezeichnung "Kultregisseur" so sehr verdienen, wie David Lynch. Viele von Lynchs Filmen gelten als Meisterwerke, die allermeisten wurden jedoch weit fernab des Mainstream für ein ausgewähltes Publikum produziert. Ich hatte vor wenigen Tagen erst das Vergnügen, sein Filmdebüt Eraserhead erstmals im Kino zu sehen, und es war ein Erlebnis für sich.
Lynchs Filme sind wirklich nicht für jeden Geschmack, doch sie haben ihre Fans, und ihr Macher selbst schätzt jedes einzelne seiner "Kinder". Na ja, fast jedes einzelne. Als Lynch kürzlich von einem Fan gefragt wurde, auf welches seiner Werke er am stolzesten sei, war seine Antwort sehr diplomatisch, doch einen bestimmten Film hat er explizit ausgeschlossen: (aus dem Englischen)
Ich bin mehr oder weniger stolz auf alles außer Dune. Ich habe es so genossen, in unterschiedlichen Medien zu arbeiten. Es ist weniger eine Sache des Stolzes, sondern der Genuss des Schaffens und der Arbeit. Ich habe so gerne in all diesen verschiedenen Medien gearbeitet, und ich schätze mich glücklich, dass ich diese Dinge genießen konnte und darin leben kann.
Dune bzw. Der Wüstenplanet von 1984 sollte eigentlich Lynchs großer Mainstream-Hit werden, der im Fahrwasser des Star-Wars-Hypes produziert wurde. Wer jedoch geglaubt hat, dass Lynch Filme für ein ähnlich breites Publikum wie George Lucas produzieren wollen würde, hat vermutlich keinen von Lynchs vorigen Filmen gesehen. Produzent Dino De Laurentiis und Lynch stritten sich über die Laufzeit des Films (Lynchs erste Fassung war vier Stunden lang), und letzten Endes hatte Lynch nicht das Recht auf die finale Schnittfassung. Vieles wurde ohne sein Einverständnis aus dem Film entfernt, sodass die Kinofassung weit von seiner ursprünglichen Vision war. Diese Erfahrung hat Lynch so desillusioniert und verbittert, dass er danach nicht mehr im Studiosystem arbeiten wollte und auch Anfragen von Universal abgelehnt hat, seinen Director’s Cut von Der Wüstenplanet anzufertigen.
Der Stachel über die Enttäuschung sitzt bei Lynch immer noch tief. Im April hat er in einem Interview mit The Hollywood Reporter gesagt, dass er nicht vorhat, Denis Villeneuves kommende Adaption von Frank Herberts Sci-Fi-Romanklassiker zu sehen, weil ihn das Scheitern des eigenen Films bis heute sehr schmerzt. Nachvollziehbar ist es, aber auch schade, dass er nicht die Gelegenheit ergreift, aus seinem gedrehten Material eine bessere Fassung zusammenzustellen. In einer Welt, in der Zack Snyder die Gelegenheit auf seine Vision von Justice League bekommt, sollte es auch Lynchs Fassung von Dune geben.
Denis Villeneuves Dune, der erste Teil der als Zweiteiler geplanten Verfilmung, soll voraussichtlich am 17.12.2020 in die deutschen Kinos kommen. Ich kann übrigens das komplette Q&A mit Lynch empfehlen, in dem er interessante Einsichten in seine Denkprozesse gewährt: