Norman Reedus und Sean Patrick Flanery in Der blutige Pfad Gottes 2 (2009) © Stage 6 Films/Apparition
Quelle: Deadline
"Als Hirte erlaube mir, zu dienen mein Vater dir. Deine Macht reichst du uns durch deine Hand, diese verbindet uns wie ein heiliges Band. Wir waten durch ein Meer von Blut, gib uns dafür Kraft und Mut. In nomine patris, et filii et spiritu sancti."
Man muss nicht bibeltreu sein, damit dieses Gebet bei einem ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Genau genommen existiert es gar nicht in der Heiligen Schrift, sondern wurde speziell für einen Film geschrieben, einen Film, der in den letzten 20 Jahren eine riesige Fangemeinde um sich geschart hat. Die Rede ist natürlich von Der blutige Pfad Gottes (OT: The Boondock Saints), der nach einer turbulenten Produktion ursprünglich vom Studio nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit herausgebracht wurde, da der Amoklauf von Columbine die Thematik von zwei Brüdern auf dem Pfad der blutigen Selbstjustiz zu heikel war. Doch dank persönlichem Einsatz des Regiedebütanten und Autors Troy Duffy, der immer wieder Vorführungen des Films organisierte, verbreitete sich die positive Mundpropaganda wie ein Lauffeuer. Schließlich machten Videotheken den Film zu einem Kulthit – es waren noch die frühen 2000er, lange vor dem Triumph des Streamings.
Zehn Jahre später drehte Duffy eine Fortsetzung mit Hauptdarstellern Sean Patrick Flanery und Norman Reedus als Brüder Connor und Murphy MacManus sowie Billy Connolly als deren Vater Noah. Das Sequel wurde nicht so positiv aufgenommen wie sein Vorgänger, ließ aber am Ende eine Tür offen für ein weiteres Sequel, einschließlich einer Rückkehr von Willem Dafoe, der als exaltierter FBI-Agent Paul Smecker im ersten Film den Saints die Show stahl.
Doch es verging mehr als ein weiteres Jahrzehnt, bis Der blutige Pfad Gottes 3 endlich Wirklichkeit werden soll. Bereits vor rund vier Jahren schien es zwar, als würde das Sequel Form annehmen, doch dann erklärte Flanery, dass weder er noch Reedus an dem Film beteiligt sein würden aufgrund einiger schwerwiegender Differenzen zwischen ihnen und dem Macher, und es bedürfte einer "monumentalen Veränderung", damit er seine Meinung ändert. Offenbar ist diese vollbracht worden, denn jetzt wurde Der blutige Pfad Gottes 3 offiziell angekündigt, und zwar mit den beiden Originalstars Flanery und Reedus. Gerade die Beteiligung von Reedus an einem Sequel war längere Zeit fraglich, da er dank seiner Rolle als Daryl Dixon in "The Walking Dead" inzwischen zu einem sehr gut bezahlten Serienstar geworden ist. Zum Glück konnte man ihn nun doch an Bord bringen.
Die Dreharbeiten zu Der blutige Pfad Gottes 3 werden voraussichtlich im Mai 2022 beginnen, wenn Reedus mit seiner Arbeit an "The Walking Dead" vorerst fertig ist und Flanery seine Rolle in der Amazon-Serie "The Boys" abgedreht haben wird. Troy Duffy übernimmt wieder die Regie und schrieb das Drehbuch gemeinsam mit Flanery und viel Input seitens Reedus. Am Ende des zweiten Films landeten Connor und Murphy nach ihrem neusten Rachefeldzug im Knast und Dafoes Charakter schmiedete Pläne, sie dort auszubrechen, doch scheinbar ist dieser Plan nicht aufgegangen oder zumindest nicht sehr schnell, denn zu Beginn des neuen Films werden sie lange Zeit im Gefängnis verbracht haben. Es ist noch nicht klar, ob Dafoe im dritten Film zurückkehren wird. Duffy erklärte, was er mit Der blutige Pfad Gottes 3 vorhat: (aus dem Englischen)
Unser Ausgangspunkt ist, dass die Brüder älter sind. Sie kommen in eine brandneue Welt, die anders ist als die, die sie verlassen haben. Sie sind im Clinch miteinander. Einer möchte weitermachen, der andere nicht. Es gibt einen neuen Feind da draußen, der anders ist als ihre traditionellen Gegner bisher. Es ist eine sehr zeitgemäße Sache. Ich habe einen Fan mal gefragt, wen er gerne von Connor und Murphy getötet sehen würde. Es gab 4500 Antworten und manche warne biblisch; Leute geben einem keine ein-Wort-Antworten. Die häufigste Antwort war: Politiker. Ich habe eine Szene geschrieben, in der einer sagt: "Willst du mich verarschen? Wir können keinen Politiker töten." Und der andere antwortet: "Willst du mich verarschen? Sie tun es selbst die ganze Zeit!" Es stellt sich heraus, dass einer noch viel schlimmer ist als die anderen. Ohne zu viel von der Geschichte zu verraten, die beiden Jungs kommen viel später als erwartet aus dem Gefängnis heraus und sie erwartet eine neue Welt. Sie sind miteinander im Konflikt darüber, ob sie weitermachen sollten. Aber die Art der Leute, die uns in der Gesellschaft heutzutage gegenüberstehen, ist anders als alles, was uns vorher begegnet ist. Das bringt die beiden wieder zusammen und sie sagen, dass sie nicht wegsehen können.
Da haben wir es also, die MacManus-Brüder werden es in Der blutige Pfad Gottes 3 offenbar korrupten, gewissenslosen Politikern einheizen, während sie die Bibel zitieren und gute, alte irische Selbstjustiz und einen Kugelhagel auf ihre Widersacher herabregnen lassen. Der erste Film gehört zu meinen absoluten Favoriten und ich erinnere mich noch sehr gut an meine Begeisterung, als ich ihn, ohne jegliches Vorwissen, das erste Mal gesehen habe. Hoffentlich kann Teil 3 diese Energie noch etwas besser wieder einfangen als der zweite Film. Und bringt bitte Julie Benz und Willem Dafoe zurück!