Quelle: Sony Pictures
Es ist schon kaum zu glauben, doch es sieht ganz so aus, als würde die Verfilmung von Stephen Kings epischer Horror-Fantasyreihe "Der dunkle Turm" wirklich demnächst ins Kino kommen. Sony Pictures hat unerwartet den US-Starttermin des Films für den 17.01.2017 festgelegt, also in nur knapp anderthalb Jahren. Zwar wurde schon Anfang Juni bekannt, dass der Däne Nikolaj Arcel den Film schreiben und inszenieren würde, doch nach so vielen Jahren in der Entwicklung, in denen Der dunkle Turm zahlreiche Autoren und Regisseure durchgemacht hat, habe ich dieser Meldung eigentlich wenig Beachtung geschenkt. Doch scheinbar meint Sony es ernst. Dennoch wundert mich dieser Starttermin schon sehr. Der Januar gilt in den USA in der Regel als ein Monat, in dem vor allem "kleinere" Action-und Horrorfilme starten oder auch die Zeit, in der Studios ihre minderwertigeren Produkte auf den Markt werfen, nachdem während der Weihnachtszeit die ganzen Blockbuster in den Kinos schon abgeräumt haben. Ein Projekt wie Der dunkle Turm, wenn es denn angemessen umgesetzt wird, sollte sehr große Maßstäbe haben und definitiv auf ein episches Franchise ausgelegt sein. Entweder probiert Sony also etwas Neues aus mit diesem Termin oder das Studio hat herzlich weniger Vertrauen in den Film.
Über den Weg von Der dunkle Turm von den Büchern bis zur Leinwand könnte man ein eigenes Essay schreiben. Die ersten Versuche unternahm J.J. Abrams gemeinsam mit seinem "Lost"-Autor Damon Lindelof. Zwischen 2007 und 2009 werkelten sie an einer Adaption und gaben schließlich auf. Das ambitionierteste Projekt kam dann vom Oscarpreisträger Ron Howard und seinem Stammautor Akiva Goldsman (die beiden brachten u. a. gemeinsam A Beautiful Mind in die Kinos). Sie stellten sich Der dunkle Turm als eine epische Filmtrilogie vor und dazu eine parallel laufende TV-Serie, die die Lücken zwischen den Filmen schließen würde. Im Mai 2013 hätte der erste Film eigentlich in die Kinos kommen sollen. Schauspieler wie Russell Crowe, Viggo Mortensen (der Traumkandidat vieler Fans!) und Javier Bardem waren im Gespräch für die Hauptrolle des Revolvermanns Roland Deschain, der in den Büchern durch seltsame Welten zieht auf der Suche nach dem besagten Dunklen Turm. Es scheiterte letztlich am Budget, denn Universal war nicht bereit, das nötige Geld in ein nicht unbedingt sehr massentaugliches Projekt zu investieren. So erfolgreich die Romanreihe auch war, ihre Mischung aus Horror, Fantasy und einigen wirklich grotesken Einfällen machte sie nicht gerade leicht verdaulich oder einfach verfilmbar. Die Rechte an den Büchern gingen dann erst einmal an Warner Bros. (Liam Neeson war in der Zeit an der Hauptrolle interessiert) und später an Sony. Irgendwann gab Ron Howard es schließlich auf, selbst Regie zu führen, doch im Juni wurde Nikolaj Arcel als neuer Autor/Regisseur verpflichtet. Arcel schrieb an der schwedischen Version von Verblendung mit, doch sein größter Erfolg war der oscarnominierte dänische Film Die Königin und der Leibarzt, der Mads Mikkelsen und Alicia Vikander den weltweiten Durchbruch verschaffte.
Arcel ist ein selbsterklärter Riesenfan von "Der dunkle Turm" und hat sich angeblich selbst Englisch beigebracht, um Kings Romane in ihrer Originalsprache zu lesen. Es ist sehr, schön jemanden mit so viel Leidenschaft an Bord zu haben und das Franchise hat wirklich enormes Potenzial. Dennoch bin ich skeptisch, ob es angesichts der beträchtlichen Komplexität in Filmform angemessen umgesetzt werden kann. Wie vermutlich viele andere Fans der Reihe, würde ich "Der dunkle Turm" lieber als eine TV-Serie sehen, vorzugsweise bei HBO. Deren Adaption von "Game of Thrones" hat gezeigt, was serientechnisch heute möglich ist, und ich vermute, dass niemand bestreiten würde, dass eine Serienadaption von George R. R. Martins Romanen ein deutlich besserer Ansatz ist, als ein Kinofilm es gewesen wäre. Gerade wenn "Game of Thrones" in 3-4 Jahren auf HBO zu Ende geht, wird es wieder eine Marktlücke für die Fans von erwachsener, düsterer Fantasy-Unterhaltung im Fernsehen geben und "Der dunkle Turm" könnte diese perfekt füllen. Aber ich will dafür dankbar sein, was wir bekommen, und bin gespannt, was Arcel aus Kings Werk macht.
Wahrscheinlich eine Low Budget Produktion, mit der Sony testen will ob der Stoff wirtschaftlich umsetzbar ist. Das würde auch zum Starttermin passen. Nachdem wir zurzeit mit massentauglichen Prequels und Helden Filmen geradezu überschüttet werden, wünsche ich mir sehnlichst wieder eine Produktion mit frischen Ideen.