Links: Jack Nicholson in Das Beste kommt zum Schluss (2007) © Warner Bros. Pictures
Rechts: Robert Duvall in Der Richter – Recht oder Ehre (2014) © Warner Bros. Pictures
Quelle: Collider
Seit rund zehn Jahren war der dreifache Oscarpreisträger Jack Nicholson in keinem Film mehr zu sehen. Sein letzter Auftritt war eine Nebenrolle im absolut durchschnittlichen Woher weißt du, dass es Liebe ist von James L. Brooks, unter dessen Regie Nicholson immerhin zwei Oscars (für Zeit der Zärtlichkeit und Besser geht’s nicht) gewonnen hat. Doch im Gegensatz zu seinen Berufskollegen Sean Connery und Gene Hackman, die Anfang der 2000er nach jeweils mittelprächtigen finalen Filmen offiziell den Ruhestand angetreten sind, hat Nicholson seine Schauspielkarriere nie für beendet erklärt und eine Rückkehr auf die Leinwand nicht ausgeschlossen. Er kann es sich leisten, so wählerisch zu sein, wie er will. Fast ist es zu seinem Kino-Comeback im Remake der oscarnominierten deutschen Tragikomödie Toni Erdmann gekommen, doch dann ist Nicholson kurzfristig ausgestiegen.
Es gab jedoch einen weiteren Film vor einigen Jahren, für den Nicholson beinahe zurückgekehrt ist. Er war der erste Kandidat für die Rolle von Robert Downey Jr.s Vater in Der Richter – Recht oder Ehre. In dem Film kehrt der von Downey Jr. gespielte erfolgreiche, arrogante Anwalt nach dem Tod seiner Mutter in seine Heimatstadt zurück, wo sein strenger und sehr kritischer Vater als angesehener Richter arbeitet. Das angespannte Vater-Sohn-Verhältnis müssen die beiden überwinden, als der an Gedächtnislücken leidende Vater des Mordes angeklagt wird.
Robert Duvall übernahm in dem Film die Rolle des Richters, nachdem der Deal mit Nicholson nicht zustandegekommen war, und erhielt für sie seine siebte Oscarnominierung. Regisseur David Dobkin verriet jetzt in einem Interview, dass Nicholson an der Rolle interessiert war, aber massive Änderungen des Drehbuchs verlangte, zu denen Downey Jr. (auch Produzent des Films) und Dobkin nicht bereit waren: (aus dem Englischen)
Wir hatten zwei Treffen mit ihm. Er wollte, dass das Drehbuch viel mehr umgeschrieben wird, als wir es wollten, was ein Bedenken war. Also haben Robert (Downey Jr.) und ich uns noch einmal mit ihm zusammengesetzt. Dann wurde uns bewusst… wir hatten das Gefühl, als würden wir unser eigenes Material in Schutz nehmen. Es hat uns Sorgen gemacht, wie weit wir hätten gehen müssen, um Jack glücklich zu machen. Ich hatte Robert bereits an Bord, und wir waren drauf und dran zu beginnen und hatten grünes Licht für den Film, sodass ich nicht wieder schreiben wollte. Aber es waren wirklich unterhaltsame Gespräche. Jack ist ein höllisch guter Geschichtenerzähler. Es wäre ein anderer Film gewesen. Es gab keine richtigen oder falschen Anmerkungen, es wäre einfach ein wenig anders. Etwas isolierter. Weniger von den Brüdern. Weniger von dem, was sonst passiert ist. Es war ein sehr interessanter Film. Aber direkt nach dem Treffen, erinnere ich mich, wie Robert und ich sein Haus verlassen haben, und ich Robert angeschaut habe und meinte: "Ich weiß nicht…". Wir haben seit zwei Jahren an dem Drehbuch gearbeitet. Ich meinte: "Ich weiß nicht, ob wir zum Schreiben zurückgehen können". Er antwortete: "Nein, das machen wir nicht. Wer ist der nächste?" Ich meinte: "Es muss Bobby Duvall sein". Er sagte: "In Ordnung". Und so ist das passiert.
Es muss schon große Überwindung gekostet haben, den Forderungen von Nicholson nicht nachzugeben und darauf zu verzichten, einen der größten Filmstars aller Zeiten in möglicherweise seiner allerletzten Performance zurückzubringen. Dobkin erklärte:
Man würde fast alles tun, um ihn für einen Film zu bekommen. Übrigens war er seit ewigen Zeiten nicht mehr in einem Film zu sehen. Mann, er ist meiner absoluten Lieblingsschauspieler. Es war eine schwierige Entscheidung. Aber ich liebte diesen Film, Robert liebte den Film, wir hatten einen Zeitraum, und wir hätten ihn verpasst, wenn wir den Film hätten so massiv umschreiben müssen, wie er es wollte. Bei machen Filmen macht man das. Bei anderen nicht. Eine der schönen Sachen an diesen Film war… der Film wurde sehr schnörkellos gedreht. Es ist ein Film wie eine Berichterstattung. Es geht nur um die Performances. Ich habe nicht versucht, die Kamera viel zu bewegen oder filmtechnisch viel auszureizen. Ich hatte Janusz Kaminski als Kameramann und ich habe ihn die Beleuchtung machen lassen. Aber es gibt einen gewissen Genuss dabei, sich bei dem Film zurückzulehnen und den Schauspielern zuzuschauen, wie sie die Materie spielen. Bill Dubuque hat einen unglaublichen Drehbuchentwurf geschrieben.
Ganz ehrlich, Duvalls starken Auftritt beiseite, hatte Der Richter aus meiner Sicht nicht genug Substanz, um seine fast zweieinhalbstündige Laufzeit zu füllen. Eine Veränderung des Drehbuchs hätte ihm vielleicht auch ganz gut getan, vor allem hätte ich aber Nicholson gerne noch einmal auf der Leinwand gesehen. Ich hoffe, dass der 83-jährige Schauspieler irgendwann doch noch ein Projekt findet, das ihn dazu motiviert, wieder vor die Kameras zu treten.