Wenn Ihr nur einen Animationsfilm dieses Jahr im Kino gesehen habt, dann war es vermutlich Pixars Alles steht Kopf 2, der mit einem weltweiten Einspiel von fast $1,7 Milliarden zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zählt. Falls es doch zwei waren und insbesondere wenn Ihr Kinder zu Hause habt, dann habt Ihr vermutlich auch Illuminations Ich – Einfach unverbesserlich 4 gesehen, denn so redundant die einst originelle Reihe inzwischen geworden ist, die gelben Ü-Eierköpfe sind immer noch Verkaufsschlager. Zusammen haben beide Filme fast zehn Millionen Kinotickets in Deutschland verkauft.
Wenn es aber einen neuen Animationsfilm gibt, den Ihr noch unbedingt sehen solltet, dann ist es Der wilde Roboter aus dem Hause DreamWorks, die Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchs von Peter Brown. Chris Sanders, Regisseur und Drehbuchautor der Animationshits Lilo & Stitch, Drachenzähmen leicht gemacht und Die Croods, schrieb und inszenierte den Film und hat erneut bewiesen, dass er zu den besten Filmemachern des modernen Animationskinos zählt.
Tatsächlich ist Der wilde Roboter der beste Originalfilm von DreamWorks Animation seit dem Sanders' erstem Drachenzähmen leicht gemacht. Die Geschichte eines in der Wildnis gestrandeten hochmodernen Roboters, der unfreiwillig zur Ziehmutter eines frisch geschlüpften Gänsekükens wird und sich Unterstützung von einem listigen Fuchs holt, vor dem er zuvor das Gänseei gerettet hat, hat alles, was man sich von einem fantastischen Animationsfilm wünschen kann: er ist stellenweise urkomisch, stellenweise so rührend, dass eine Packung Taschentücher sehr nützlich sein kann und immer atemberaubend animiert, angelehnt an handgezeichnete Ästhetik von Hayao Miyazakis Animes. Kinder werden die liebenswert schrulligen Charaktere lieben und die einfühlsame Darstellung der Herausforderungen der Mutterschaft bzw. des Elternseins wird auch bei vielen Erwachsenen einen Nerv treffen. Bei den nächsten Oscars ist ihm eine Nominierung als "Bester Animationsfilm" garantiert und er wird sich einen heißen Konkurrenzkampf mit Alles steht Kopf 2 um die Auszeichnung liefern.
Zum Glück hat diese kleine Perle der Animationskunst sein Publikum gefunden. Produziert für erstaunlich sparsame $78 Mio hat Der wilde Roboter nach zwei Wochen weltweit bereits mehr als $100 Mio eingespielt und wurde in Ländern wie Großbritannien, Japan, Schweden, Belgien und Indien noch nicht veröffentlicht. Dank exzellenter Mundpropaganda und glühender Kritiken sind die weiteren Aussichten an den Kinokassen rosig und deshalb hat DreamWorks bereits offiziell ein Sequel angekündigt, das Sanders als Regisseur zurückbringen wird. Das ist auch insofern bemerkenswert, als dass Sanders die bisherigen Fortsetzungen zu seinen Filmen wie Die Croods und Drachenzähmen leicht gemacht nicht selbst inszeniert, sondern anderen überlassen hat.
Mich freut es sehr, dass dem Film der Erfolg zuteilwurde, den er verdient, und auf Teil 2, der hoffentlich genauso gut werden wird wie die beiden Fortsetzungen zu Sanders' Drachenzähmen leicht gemacht, bin ich gespannt. Bis dahin kann ich es Euch nur ans Herz legen, Euch den Film im Kino anzuschauen – mit oder ohne Kinder.
Quelle: Deadline