Frances McDormand in Three Billboards Outside Ebbing, Missouri © 2017 Searchlight Pictures
Quelle: Deadline
Normalerweise würden wir uns aktuell mitten in der Oscar-Saison befinden, vermutlich kurz vor der Golden-Globe-Verleihung und der Bekanntgabe der Oscarnominierungen. Doch das letzte Jahr war alles andere als normal, und deshalb wurden die Globes bis Ende Februar verlegt, die Oscars bis April, und alle bis Ende Februar in den USA veröffentlichten Filme können sich für beide Preisverleihungen qualifizieren. Wer unsere alljährliche, sehr ausführliche Berichterstattung über das Oscar-Rennen verfolgt, hätte vielleicht in den letzten Wochen bereits zumindest Artikel zu den ersten Kritikerpreisen aus den USA erwartet. Vielleicht kommen sie noch, doch wenn ich ehrlich bin, ist es aktuell etwas deprimierend und demotivierend, über die Oscar-Saison zu schreiben, wenn ich weiß, dass man viele der potenziellen Anwärter vermutlich gar nicht im Kino zu sehen bekommen wird.
Ich kann Euch jedenfalls sagen, dass Chloé Zhaos Drama Nomadland, das den begehrten Publikumspreis beim Toronto International Film Festival gewonnen hat, der aktuelle Oscar-Favorit ist. Seine Hauptdarstellerin Frances McDormand liegt ebenfalls stark im Rennen und könnte für den Film ihren dritten Oscar nach Fargo und Three Billboards Outside Ebbing, Missouri abstauben. Sollte sie es ihr gelingen, wäre sie erst die zweite Schauspielerin nach Katherine Hepburn mit mehr als zwei Oscars für die weibliche Hauptrolle.
Falls es aber nicht klappt, hat McDormand bereits ein neues Projekt in Aussicht, das sie erneut ins Gespräch für Auszeichnungen bringen könnte. Sie wird die Hauptrolle in der Verfilmung von Miriam Toews' Bestseller "Die Aussprache" (OT: "Women Talking") spielen. McDormand hat die Filmrechte an dem Roman selbst gekauft und wird die Adaption produzieren. MGM und Brad Pitts Plan B Entertainment sind als Produktionsfirmen an Bord. Geplant ist ein regulärer Kinostart.
"Die Aussprache" folgt einer Gruppe von Frauen in einer isolierten religiösen Kolonie, die ihren Glauben mit der Reihe von sexuellen Übergriffen seitens der Männer der Kolonie zu vereinbaren versuchen. Der Roman wurde 2018 veröffentlicht und von zahlreichen Publikationen wie der New York Times und der Washington Post als bestes Buch des Jahres gewählt. Inhaltlich klingt es jedenfalls nach schwerer Kost, die eine weitere tolle Performance von der immer zuverlässig guten McDormand zutage fördern dürfte.
Regie bei Women Talking übernimmt die Kanadierin Sarah Polley, die ihre Schauspielkarriere (u. a. Dawn of the Dead, Splice) vor zehn Jahren an den Nagel gehängt hat und sich seitdem dem Filmemachen widmet. Polleys letztes Spielfilm als Regisseurin war Take This Waltz von 2011, vor drei Jahren schrieb sie alle sechs Folgen der kanadischen Miniserie "Alias Grace". Ihr vermutlich meistgepriesenes Werk ist jedoch die vielfach ausgezeichnete Doku Stories We Tell.