Quelle: German Films
Der Sommer geht zu Ende und mit dem Herbst naht auch der Beginn der Oscar-Saison. Während wir über die meisten potenziellen Kandidaten der Oscarverleihung nur spekulieren können, steht der deutsche Beitrag im Rennen um die Nominierung in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" fest. Dominik Grafs historisches Drama Die geliebten Schwestern, das bereits bei der Berlinale viel Anerkennung erntete, wurde von einer von German Films berufenen, unabhängigen Fachjury in München ausgewählt, um Deutschland die 19. Nominierung (wenn man die DDR mitrechnet) zu verschaffen. Damit würde Deutschland auf Platz 3 der meistnominierten Länder mit Spanien gleichziehen. Davor sind nur noch Frankreich und Italien.
In den letzten Jahren waren die Academy den deutschen Filmen gegenüber sehr wohlwollend. Caroline Links Nirgendwo in Afrika gewann 2003 den Oscar, zwei Jahre später wurde Der Untergang nominiert und nur ein Jahr darauf Sophie Scholl. Das Leben der Anderen gewann den Oscar ein weiteres Jahr später. Auch 2009 und 2010 verbuchte Deutschland Nominierungen mit Das Baader Meinhof Komplex und Das weiße Band. Dann endete vorerst die Glückssträhne. Die vorgeschlagenen Die Fremde, Auf der anderen Seite, Barbara und Zwei Leben kamen nicht unter die fünf Nominees.
Erfrischend finde ich, dass im Gegensatz zu vielen Einreichungen der letzten Jahre, Die geliebten Schwestern nichts mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts zu tun hat. Keine Nazis, keine DDR und keine RAF! Natürlich handelt der Film immer noch von einem Stück deutscher Geschichte, aber das können wir ja auch ganz gut.
Das Drama um die Dreiecksbeziehung von Friedrich Schiller mit zwei Schwestern war bei der Berlinale-Aufführung noch knapp drei Stunden lang und wurde für den regulären Kinostart um etwa 40 Minuten gekürzt. In den Arthouse-Kinos läuft der Film ordentlich und hat nach vier Wochen bereits mehr als 150,000 Besucher für sich begeistert.
Regisseur Dominik Graf gehört zu den Ausnahmekünstlern der deutschen Filmszene. Seine Miniserie "Im Angesicht des Verbrechens" steht als eins von wenigen Beispielen dafür, dass das deutsche Fernsehen besser sein kann als sein Ruf. Auf die Benennung seines Films als Oscarkandidat reagierte Graf wie folgt: "Großartig! Ich freue mich sehr! Schiller goes to Hollywood!"
Hoffentlich läuft es besser als in den letzten vier Jahren und Deutschland kann endlich wieder eine Nominierung ergattern. Ich würde es vor allem Dominik Graf gönnen.