Jason Flemyng, Stuart Townsend, Naseeruddin Shah, Sean Connery, Peta Wilson, Tony Curran und Shane West in Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen (2003) © 20th Century Studios
Quelle: Deadline
Der Brite Alan Moore gilt als einer der einflussreichsten Comicautoren unserer Zeit. Von ihm stammen Meilensteine des Mediums wie "V wie Vendetta", "From Hell", "Batman: Lächeln, bitte!" (OT: "Batman: The Killing Joke") und natürlich das Graphic-Novel-Meisterwerk "Watchmen". Dass Moores ikonische Werke das Interesse Hollywoods weckten, ist kein Wunder. Moore, der bereits mit dem Comicverlag DC ein sehr kompliziertes Verhältnis hatte, das nicht gerade gut endete, hasst jegliche Verfilmungen seiner Comics und Graphic Novels, weil er sie für verwässerte, mainstreamtaugliche und von den Ideen seiner subversiven Vorlagen weit abweichende Verunstaltungen hält. Diese Abscheu geht so weit, dass er die Produzenten stets darum bittet, seinen Namen von den Adaptionen zu streichen und im Gegenzug auf jegliche Profitbeteiligung verzichtet.
Da dürfte es Moore ganz besonders "freuen", dass seine berühmte "The League of Extraordinary Gentlemen"-Comicreihe nach der bereits 2003 erfolgten desaströsen Adaption mit dem deutschen Titel Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, neu verfilmt werden soll. Der neue Rechteinhaber Disney rebootet den Film über 20th Century Studios, jedoch nicht für die Kinos, sondern direkt für die Streaming-Plattform Hulu. International würde er dann vermutlich bei Disney+ erscheinen. Justin Haythe (Red Sparrow) schreibt das Drehbuch zur Neuauflage, während Don Murphy, der schon den ersten Film produziert hat, in derselben Funktion zurückkehrt.
Fox hat schon mehrfach versucht, Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen nach dem Misserfolg des Kinofilms zu rebooten. Zunächst war eine Serienadaption aus der Feder von Michael Green (Mord im Orient Express) in Planung, 2015 wurde dann ein Film-Reboot mit einer weiblichen Hauptbesetzung angekündigt. Keins dieser Projekte hat jedoch Fortschritte gemacht und nun soll es mit der neuen Verfilmung zurück zu den Wurzeln der Vorlage gehen. In dieser versammelte Moore verschiedene literarische Helden des Viktorianischen Zeitalters, darunter Figuren wie Dr. Jekyll/Mr. Hyde, Kapitän Nemo, Mina Harker und Allan Quatermain, die gegen Schurken wie Fu Manchu, Professor Moriarty und die Außerirdischen aus H.G. Wells' "Krieg der Welten" kämpften – zumindest anfangs, denn im Laufe der von 1999 bis 2019 publizierten Comics kamen viele weitere literarische Figuren hinzu und die Reihe machte große Zeitsprünge bis in die ferne Zukunft.
Die erste Verfilmung führte außerdem neue Charaktere wie Shane West als erwachsener Tom Sawyer und Stuart Townsend als unsterblicher Dorian Gray ein und sollte der Auftakt zu einem Blockbuster-Franchise für Fox werden. Zum Start in der Kritik zerrissen und vom zeitgleich angelaufenen Fluch der Karibik überschattet, ging der Film sang- und klanglos unter. Sean Connerys Erfahrungen beim Dreh sollen so negativ gewesen sein, dass er einige Jahre danach den Ruhestand angetreten ist. Auch Regisseur Stephen Norrington, der zuvor den ersten Blade inszenierte, drehte danach nie wieder einen Film.
Ich stehe dazu, dass der Film trotz seiner vielen, vielen Makel für mich immer noch ein großes Guilty Pleasure ist. In der Vorlage steckt aber natürlich deutlich größeres Potenzial, dem der neue Versuch hoffentlich besser gerecht werden wird.