Brendan Fraser in Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers (2008) © Universal Pictures
Quelle: Variety
Brendan Fraser feiert aktuell ein Comeback in Hollywood und das finde ich toll. Der grundsympathische Schauspieler, der immer bodenständig und bescheiden wirkte und eine mühelos charmante Ausstrahlung in seinen früheren Rollen hatte, hatte einige große Kinoerfolge in den späten 90ern und frühen 2000ern und spielte auch im oscarprämierten Drama L.A. Crash mit. Doch nach Verletzungen durch seine Filmstunts, die mehrere chirurgischen Eingriffe erforderten, sowie einer schwere Depression, die er nach einem sexuellen Übergriff 2003 entwickelt hat, entgleiste seine vielversprechende Schauspielkarriere. Fraser verschwand in den frühen 2010ern nahezu komplett vom Radar und war von 2014 bis 2018 in keinem Film und nur gelegentlich in Serien-Gastrollen zu sehen.
Doch zum Glück hat Hollywood ihn nicht ganz vergessen. Die Besetzung in der Superheldenserie "Doom Patrol" und in Steven Soderberghs Crime-Thriller No Sudden Move erinnerte die Zuschauer an Fraser. Es ist jedoch seine Rolle im kommenden Darren-Aronofsky-Drama The Whale, in dem er einen über 270 Kilo schweren homosexuellen Mann spielt, der seine Familie für einen Mann verlassen hat, die Fraser endgültig ins Rampenlicht zurückbringen wird. Seit der gefeierten Weltpremiere des Films in Venedig gilt Fraser als heißester Oscarkandidat in der Hauptdarsteller-Kategorie und der Film könnte seine Karriere ähnlich wiederbeleben wie Aronofskys The Wrestler einst bei Mickey Rourke. Bereits nächstes Jahr wird er in Martin Scorseses Western Killers of the Flower Moon zu sehen sein und sollte eigentlich auch den Bösewicht in der DC-Verfilmung Batgirl verkörpern, bis diese jedoch nach Fertigstellung gecancelt wurde.
Im Rahmen der Promotour zu The Whale werden aktuell viele Interviews mit Fraser geführt und dabei kam die Sprache unweigerlich auf seine mit Abstand bekannteste Rolle als Abenteurer und Mumien-Schreck Rick O’Connell aus Stephen Sommers Die Mumie. Fraser verkörperte die Rolle auch in zwei Sequels und wurde wegen der Ähnlichkeit der Filme und der Rolle seinerzeit als legitimer Nachfolger von Harrison Fords Indiana Jones gepriesen. Insbesondere die ersten zwei Filme waren überragende Kassenerfolge. Als der dritte Film herauskam – leider mit Maria Bello statt Rachel Weisz an Frasers Seite – wurden bereits Pläne für Teil 4 mit dem Titel The Mummy: Rise of the Aztec geschmiedet, in dem Fraser und John Hannah zurückkehren sollten. Antonio Banderas war im Gespräch als Bösewicht des Films, eine aztekische Mumie.
Stattdessen beschloss Universal, das Franchise mit Tom Cruise zu rebooten und den lockeren Indiana-Jones-Ton der ersten drei Filme durch mehr Horrorelemente zu ersetzen. Die Mumie mit Cruise sollte der Auftakt zum zusammenhängenden Dark Universe von Universals Filmmonstern bilden, doch der Misserfolg des Films erstickte das geplante Universum bereits im Keim und so sahen die Zuschauer das "Dark Universe"-Logo vor Die Mumie zum ersten und zum letzten Mal.
Als Fraser kürzlich auf das Reboot angesprochen wurde, äußerte er sich kritisch über dessen ernsten, düsteren Ansatz: (aus dem Englischen)
Es ist schwer, diesen Film zu machen. Die Zutat, mit der unsere Mumie punktete, die ich in dem neuen Film nicht gesehen habe, ist Spaß. Das fehlte in dieser Version. Es war zu sehr ein gradliniger Horrorfilm. Die Mumie sollte aufregend und spaßig sein, aber nicht furchteinflößend und gruselig. Ich weiß, wie schwer es ist, es hinzubekommen. Ich habe es dreimal versucht.
Auf die Frage hin, ob er denn bereit wäre für Die Mumie 4 selbst zurückzukehren, erklärte er, dass er bei der richtigen Idee dafür offen wäre:
Ich weiß nicht, wie es funktionieren würde. Aber ich wäre bereit, wenn jemandem die richtige Idee kommen würde.
In einer Zeit, in der Hollywood-Studios liebend gerne brachliegende, einst erfolgreiche Franchises hervorholen und mit der alten Besetzung (zumindest in Gastrollen) zurückbringen, wäre Die Mumie der perfekte Kandidat dafür. Ich lehne mich vermutlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass Fraser heutzutage nicht mehr ganz in der körperlichen Verfassung ist, die die Rolle von Rick O’Connell aus den Mumie-Filmen erfordert, doch das ist vermutlich nichts, was sehr hochbezahlte Fitnesstrainer in Hollywood nicht ändern könnten. Man muss sich dazu nur die Verwandlungen von Chris Pratt oder Kumail Nanjiani nach ihrer Marvel-Besetzung anschauen.