Quelle: Walt Disney Company
Der Streaming-Markt ist hart umkämpft, doch trotz Konkurrenz von Amazon, Hulu und zahlreichen lokalen Anbietern, bleibt Netflix dessen unangefochtener König. Dafür zahlt Netflix auch einen großen Preis. Bis zu 13 Milliarden US-Dollar soll das Unternehmen dieses Jahr für Eigenproduktionen im Film- und Serienbereich investieren. Kein Wunder, dass gefühlt jede Woche eine neue Serie bei Netflix an den Start geht, sodass meine Guckliste schneller wächst als Bambus.
Doch bald wird Netflix mit seinem möglicherweise bis dato ernstzunehmendsten Konkurrenten konfrontiert werden. Wie schon länger bekannt, plant Walt Disney Pictures ein eigenes Streaming-Portal, das den gesamten Bestand von Disney-produzierten Filmen und Serien enthalten soll. Da kommt schon einiges zusammen. Zu diesem Zweck wird Disney die eigenen Produktionen des Studios nach und nach bei allen anderen Streaming-Plattformen abziehen, sobald die jeweiligen Lizenzen ablaufen. Das Ziel ist Exklusivität. Da Disney seit einigen Jahren das mit Abstand größte Studio Hollywoods ist, wird der Verlust aller Disney-Produktionen an Netflix, Amazon und anderen Plattformen nicht unbemerkt vorbeiziehen.
Darüber hinaus soll der Dienst natürlich auch eigene Film- und Serienproduktionen anbieten, von denen mehrere jetzt schon gedreht werden. Dazu gehören die Realfilmversion von Susi und Strolch, der Weihnachtsfilm Noelle mit Anna Kendrick als Santas Tochter sowie Realserien aus dem Star-Wars– und Marvel-Universum.
Im Rahmen der Telefonkonferenz zu den Gewinnen des Studios aus dem dritten Quartal 2018 hat Disney-Chef Bob Iger jetzt enthüllt, welchen Namen das Portal tragen wird. Dabei entschied man sich für das simple Disney+ bzw. Disney Plus. Darüber hinaus bestätigte Iger, dass Disney+ Ende 2019 in den USA an den Start gehen wird. Über die internationale Verbreitung des Diensts liegen noch keine Informationen vor, doch langfristig wird sich Disney den weltweiten Markt natürlich nicht entgehen lassen. Eins ist jetzt schon bekannt: Iger verspricht, dass das Monats-Abo von Disney+ deutlich kostengünstiger werden soll als von Netflix. Das klingt schon wie eine Kriegserklärung.
Auch wenn viele anfangs skeptisch waren, ob das Film- und Serienangebot eines einzelnen Studios ein eigenes Streaming-Portal rechtfertigt, wird nach und nach klar, dass Disney inzwischen über so viele Lizenzen und Franchises verfügt, dass sie mehr als genug Content für den eigenen Dienst produzieren können. Schön und gut, doch leider scheint der Trend auch auf andere Studios überzugreifen. Auch Warner Bros. kündigte schon Pläne für ein eigenes Portal an, das auch alle Warner-produzierten HBO-Serien wie "Game of Thrones" und "True Detective" enthalten soll. Dazu gesellen sich noch bereits gestartete oder geplante Streaming-Portale von YouTube, Facebook und Apple. Alle produzieren fleißig eigene Inhalte und versuchen, sich konkurrenzfähig auf dem Markt zu positionieren.
Da sowohl finanzielle als auch zeitliche Ressourcen bei den meisten Menschen begrenzt sind, kann man sich angesichts einer solchen Entwicklung nur fragen, wie lange es dauert, bis die Streaming-Blase platzt und zumindest einige dieser Anbieter den Kürzeren ziehen werden. Langfristig befürchte ich, dass viele sich mit diesen Plänen selbst ins Bein schießen. Disney dürfte jedoch angesichts der übermächtigen Stellung des Studios in der Entertainment-Industrie aus der ganzen Sache triumphierend hervorgehen.