Doug Bradley in Hellraiser: Hellseeker (2002) © Dimension Films
Quelle: Bloody Disgusting
Auch wenn einige eingefleischte Horrorfans ihre Favoriten unter den Michael-, Jason- und Leatherface-Darstellern haben, den meisten durchschnittlichen Genre-Liebhabern sind die Schauspieler hinter der Maske nicht bekannt und demnach austauschbar. Anders verhält es sich bei Horrorikonen wie Freddy, Pinhead, Ash, Jigsaw und dem Leprechaun. Diese sind untrennbar mit den Darstellern verbunden, die sie viele Jahre lang verkörpert haben. Ihre Performances haben die Wahrnehmung der Figuren geprägt. Mehrere Versuche, die Darsteller zu tauschen, sind auf Ablehnung gestoßen, ganz besonders beim 2010-Remake von Nightmare on Elm Street.
Doch natürlich werden die Schauspieler unweigerlich älter, während erfolgreiche Horror-Franchises eigentlich nie enden. Tobin Bell dreht auch mit 81 die Saw-Filme munter weiter, doch Robert Englund und Bruce Campbell haben den Messerhandschuh bzw. die Kettensäge aus Altersgründen an den Nagel gehängt, während Leprechaun-Darsteller Warwick Davis keine Horrorfilme mehr drehen möchte, seit er Kinder hat.
Dann bleibt noch Doug Bradley, der den Höllenpriester Pinhead in Clive Barkers Hellraiser und sieben (zunehmend schwächeren) Sequels verkörpert hat. Damit hat Bradley Pinhead in genauso vielen Filmen gespielt wie Englund Freddy. Zuletzt verkörperte Bradley Pinhead 2005 in direkt fürs Heimkino gedrehten Sequels Hellraiser: Deader und Hellraiser: Hellworld. In den darauffolgenden Bllig-Fortsetzungen Hellraiser: Revelations und Hellraiser: Judgement, die nur gedreht wurden, damit Dimension Films die Franchise-Rechte behalten durfte, kehrte Bradley nicht zurück, weil die angebotene Gage mickrig war und er für die Filme hätte unterschreiben müssen, ohne das Drehbuch vorher gelesen zu haben.
Dennoch hoffte er weiterhin auf seine Rückkehr in einem etwas hochwertigeren Hellraiser-Film und Clive Barker selbst, der den ersten Hellraiser-Film nach seiner eigenen Novelle inszenierte, schrieb ein Drehbuch zum Franchise-Reboot, das die Hintergründe des berüchtigten magischen Würfels auf den Grund ging. Das Studio produzierte es jedoch nicht und ließ stattdessen David Bruckner (The Ritual) das Franchise vorletztes Jahr mit Hellraiser: Das Schloss zur Hölle rebooten, in dem Jamie Clayton ("Sense8") die Pinhead-Rolle übernommen hat. Weil Claytons Darstellung tatsächlich näher an Barkers Beschreibung des Höllenpriesters dran war als Bradleys waren die Reaktionen auf ihren Auftritt deutlich weniger ablehnend als vielleicht erwartet. Nichtsdestotrotz hoffen viele Horrorfans weiterhin, Bradley ein weiteres Mal in der Rolle des Ober-Zenobiten mit dem Nadelkissen-Kopf zu sehen.
Er selbst hat in einem neuen Interview mit dem Online-Portal Bloody Disgusting beteuert, dass er nie behauptet habe, mit Pinhead fertig zu sein, mit dem fortschreitenden Alter jedoch zunehmend Zweifel an einer Rückkehr zu einer Make-up-intensiven Rolle wie dieser habe: (aus dem Englischen)
Ich sage sicher niemals nie. Ich habe nie gesagt, dass ich damit fertig bin. Ich habe die Rolle nie in den Ruhestand geschickt. Ich bin behutsam, was diese Dinge angeht. Ich war Mitte 30, als ich den Charakter erstmals gespielt habe und ich bin gerade 50 geworden, als ich ihn das letzte Mal gespielt habe. Ich bin jetzt in meinem 70. Lebensjahr und bis zu einem gewissen Grad glaube ich, dass diese aufwändigen Maskeneffekte etwas für jüngere Menschen sind.
Er hätte jedoch großes Interesse, Pinhead wieder zu verkörpern, wenn die Darstellung des Charakters an Barkers Roman "Das scharlachrote Evangelium" angelehnt wäre. In dem Roman, einer direkten Fortsetzung zu Barkers Original-Novelle, versucht der Höllenpriester die Herrschaft über die Hölle an sich zu reißen. Bradley würde gerne eine ernste, düstere Version des Charakters ohne flotte Sprüche und Witze spielen, wie er erklärte:
[…] Ein älterer, düsterer Pinhead würde mich reizen, der nicht so sehr flotte Sprüche reißt und witzige Kommentare macht und so weiter.
Ob er je dazu die Gelegenheit bekommen wird, ist unklar. Im Gegensatz zu Nightmare on Elm Street oder Halloween, bleibt Hellraiser immer noch ein Nischen-Franchise, dessen Filme mehrheitlich nicht im Kino gelaufen sind. Bestrebungen nach einem Legacy Sequel gab es bislang keine. Auch zu Bruckners Reboot wurde keine Fortsetzung angekündigt. Stattdessen wird für HBO eine "Hellraiser"-Serienadaption entwickelt, an der Trick-'r-Treat-Macher Michael Dougherty und Halloween-Regisseur David Gordon Green zusammenarbeiten und die von Barker mitproduziert wird. Diese soll eine eigenständige Geschichte erzählen.
Würdet Ihr gerne einen weiteren Hellraiser-Film mit Bradley sehen?