Reese Witherspoon in Election (1999) © Paramount Pictures
Quelle: Deadline
Alexander Payne ist einer der besten Filmemacher Hollywoods, dessen Name im Mainstream kaum bekannt ist. Es ist nicht so als seien seine Filme gänzlich unbekannt. Die meisten von Euch haben vermutlich mindestens einen gesehen, sei es About Schmidt mit Jack Nicholson, Downsizing mit Matt Damon oder Paynes "Bester Film"-Oscarkandidaten Sideways, The Descendants und Nebraska. Payne selbst war für die letzten drei als Regisseur nominiert und gewann für die ersten beiden den Drehbuch-Oscar. Kaum jemand in Hollywood hat ein so gutes Händchen für tragikomische Geschichten, die gleichermaßen anspruchsvoll wie zugänglich sind und meist sehr menschliche Protagonisten haben, mit denen das Publikum mitfühlen kann. Aus seinen Darstellern holt Payne mitunter die besten Performances ihrer Karrieren heraus. Dennoch kennen viele Filmfans seinen Namen nicht und seit dem gefloppten Downsizing vor fast sechs Jahren hat er keinen neuen Film mehr gemacht.
Dazu muss man sage, dass Payne auch viel Pech hatte. Der Wikipedia-Abschnitt zu seinen unverwirklichten Projekten ist lang. Dazu gehört u. a. die Netflix-Adaption von Karl Ove Knausgårds Artikelreihe "My Saga" mit Mads Mikkelsen, die eine Woche vor Drehbeginn abgesagt wurde, weil Knausgård sich kurzfristig gegen eine Verfilmung entschieden hatte, Amazons Gerichtsdrama The Burial, das Remake des oscarprämierten dänischen Dramas Babettes Fest und die Horrorsatire The Menu, die stattdessen von Mark Mylod inszeniert wurde.
Dieses Jahr endet die Durststrecke endlich mit der Tragikomödie The Holdovers, die Payne mit seinem Sideways-Star Giamatti wiedervereinen wird. Der Film soll im November in die Kinos kommen und wird jetzt schon als potenzieller Oscaranwärter gehandelt.
Danach soll es zum Glück keine weiteren sechs Jahre bis Paynes nächstem Film dauern, denn sein neues Projekt steht bereits fest und bringt den Regisseur zu den Anfängen seiner Karriere zurück. Payne schreibt und inszeniert die Fortsetzung zu seiner Kultsatire Election aus dem Jahr 1999. Election war Paynes zweiter Film und sein großer Durchbruch in Hollywood, der ihm seine erste Drehbuch-Oscarnominierung und Reese Witherspoon ihre erste Golden-Globe-Nominierung eingebracht hat. Die Adaption von Tom Perrottas gleichnamigem Roman handelte von einem Kleinkrieg zwischen der überaus ehrgeizigen Highschool-Schülerin Tracy Flick (Witherspoon) und dem vielfach ausgezeichneten, aber frustrierten Geschichtslehrer Jim McAllister (Matthew Broderick), der es Tracy übelnimmt, dass ein Kollege und Freund von ihm wegen der Affäre der beiden entlassen wurde. Als Tracy für das Amt der Schulsprecherin kandidiert, überredet Jim einen etwas unterbelichteten, aber beliebten Mitschüler von ihr, gegen Tracy anzutreten, weil er ihr den Erfolg nicht gönnt.
Das Sequel basiert ebenfalls auf der kürzlich erschienenen Romanfortsetzung von Perrotta und trägt den Titel Tracy Flick Can’t Win. Darin versucht Tracy, sich auch in der Erwachsenenwelt trotz aller Hürden an die Spitze zu kämpfen. Reese Witherspoon wird ihre Rolle aus dem Originalfilm nach fast 25 Jahren wieder verkörpern und das Sequel diesmal auch produzieren. Tracy Flick ist immer noch eine der besten Rollen in der langen Karriere der Oscarpreisträgerin und ich bin schon sehr gespannt, wie sie sie nach einem Vierteljahrhundert spielen wird.
Payne schreibt das Drehbuch zum Election-Sequel gemeinam mit Jim Taylor, der als Co-Autor an Paynes ersten vier Regiearbeiten beteiligt war und für Sideways den Oscarsieg mit ihm teilte. Es wird ihre erste Skript-Zusammenarbeit seit fast 20 Jahren sein.
Der kleine Wermutstropfen – jedenfalls für mich – ist, dass Tracy Flick Can’t Win nicht fürs Kino, sondern direkt für Paramount+ produziert wird. Aber man kann eben nicht alles haben. Ich bin immer für einen neuen Alexander-Payne-Film dankbar. Auch wenn Election nicht unter meinen Favoriten seiner Filmografie ist, ist es dennoch eine clevere und bissige Satire die heutzutage noch besser wirkt als sie es 1999 tat.