Eine vierstündige Fassung von Baz Luhrmanns Elvis existiert

Austin Butler in Elvis © 2022 Warner Bros. Pictures

Quelle: Radio Times

Ich habe kein Problem mit langen Filmen. Die Laufzeit eines Films bestimmt in den allermeisten Fällen – ebenso wie seine Altersfreigabe – nicht darüber, wie gut oder schlecht ein Film ist. Ich halte es mit dem legendären Filmkritiker Roger Ebert, der einst gesagt hat, dass ein guter Film nie zu lang sei und ein schlechter nie kurz genug. Eine Laufzeit muss verdient sein. Die drei Stunden von Martin Scorseses The Wolf of Wall Street oder von Francis Ford Coppolas Der Pate vergehen wie im Flug, hingegen fühlt sich der 90-minütige A Ghost Story von David Lowery etwa doppelt so lang an wie er ist.

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Als ich kürzlich während einer Pressevorführung von Baz Luhrmanns Elvis einen Kollegen gefragt habe, wie spät es sei, habe ich mit Erschrecken erfahren, dass wir gerade erst seit einer Stunde des mehr als zweieinhalbstündigen Film im Saal sitzen. Elvis ist lang und angesichts des vollen und ereignisreichen Lebens des Kings of Rock ’n’n Roll ist das auch keine Überraschung. Aber er fühlt sich auch lang an. Vielleicht war es der Overkill durch Baz Luhrmanns glitzernden, grellen Stil, der viel an der Oberfläche kratzt, aber selten darunter geht und, Stil der Substanz vorzieht, doch ich spürte jede der 159 Minuten des Films langsam an mir vorbeiziehen. Luhrmann ist nicht gerade bekannt für kurze Filme. Abgesehen von seinem knackigen Regiedebüt Strictly Ballroom, ist jeder seiner weiteren fünf Filme mindestens zwei Stunden lang gewesen. Das 165-minütige Epos Australia ist sein bislang längster Film.

Doch trotz ihrer Länge ist die aktuelle Kinofassung von Elvis eine komprimierte Version von Luhrmanns ursprünglicher Fassung. Diese lief nämlich vier Stunden lang, schilderte u. a. das Treffen von Elvis mit dem US-Präsidenten Richard Nixon und beschäftigte sich ausgiebiger mit Presleys' Pillensucht. Luhrmann erklärte in einem Interview: (aus dem Englischen)

Ich meine, ich habe tatsächlich eine vierstündige Version. Habe ich. Aber man muss es auf zweieinhalb Stunden runterbringen.

Ich hätte gerne einige weitere Dinge mehr erforscht – es gibt so viel mehr. Ich meine, es gibt viel Zeug, das ich gedreht habe, wie seine Beziehung zu der Band, die ich kürzen musste – und es ist so interessant, wie Colonel (Tom Parker) sie loswird.

Die Beziehung mit seiner ersten Freundin, Dixie. Und später… sobald er in die Falle tappt und verwirrt ist und nicht versteht… Jemand, der so ein großes Loch im Herzen hat wie Elvis, sucht ständig nach Liebe und findet sie nirgendwo außer auf der Bühne.

Und wisst ihr, seine Schlafmittelsucht und all das, was passiert, als er anfängt durchgeknallte Dinge zu tun, wie sein Treffen mit Nixon. Ich hatte das eine Zeitlang in dem Film, aber es kommt irgendwann der Punkt, an dem man nicht alles darin behalten kann, also habe ich versucht, dem Geist des Charakters zu folgen.

Eine deutlich längere Version des bereits etwas zählen Films scheint mir aktuell mehr eine Androhung, denn ein Versprechen zu sein. Elvis hat einige Stärken und wer Luhrmanns auffälligen Stil, der zu seinem Markenzeichen geworden ist, liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Ob man davon eineinhalb Stunden mehr braucht als jetzt, sei dahingestellt. Unklar ist es natürlich auch, ob wir diese Langfassung je zu sehen bekommen werden. Sie wäre allerdings sicherlich perfekt als exklusive Präsentation von Warners Steamer HBO Max.

Elvis startet kommenden Donnerstag in den deutschen Kinos. Die Kritiker hat der Film, wie Ihr vermutlich bereits herauslesen konntet, seit seiner Weltpremiere in Cannes polarisiert und das dürfte vielen Kinogängern genauso ergehen. Eins ist der Film nicht, und zwar eine 08/15-Filmbiografie.

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