Einige Beobachtungen zu den Nominierungen:
– Sollte Allison Janney eine ihrer beiden Nominierungen (für "Mom" und "Masters of Sex") gewinnen, wird sie auf insgesamt acht Auszeichnungen als Schauspielerin kommen und damit den bisherigen Rekord von Cloris Leachman einstellen. Sollte sie, wie vor zwei Jahren, gleich beide Emmys gewinnen, wird sie zur alleinigen neuen Rekordhalterin.
– "Game of Thrones" fehlen noch 12 Emmy-Siege, um den Serienrekord von "Frasier" zu toppen. Die Comedyserie gewann während ihrer gesamten Laufzeit 37 Emmys, "Game of Thrones" steht aktuell bei 26 Siegen. Mit 23 frischen Nominierungen und zwei weiteren Staffeln in petto ist das eigentlich so gut wie sicher.
– Laurie Metcalf wurde dieses Jahr gleich dreimal als Schauspielerin nominiert (für "The Big Bang Theory", "Getting On" und "Horace and Pete")
– Kevin Spacey wurde bereits zum vierten Mal als "Bester Hauptdarsteller" für "House of Cards" nominiert. Insgesamt kommt Spacey bislang auf 10 Emmy-Nominierungen, jedoch noch keinen Sieg. Wird es vielleicht sein Glücksjahr oder muss er, wie Jon Hamm, noch länger warten?
Die Gewinner:
– "Game of Thrones" kam erstmals seit dem Beginn der Serie auf weniger Emmy-Nominierungen als im Jahr zuvor (23 statt 24), doch das ändert nichts daran, dass die Fantasyserie wieder einmal der ganz große Sieger ist. Denn was diesmal auffällt, ist, dass die Emmys mehr Beachtung denn je den Schauspielern der Serie geschenkt haben. War für die ersten beiden Staffeln nur Peter Dinklage nominiert, erhielt die Serie bereits letztes Jahr vier Nennungen. Diesmal sind es gleich sechs, wobei Kit Harington und Maisie Williams erstmals für ihre Arbeit in der Serie nominiert wurden, zusätzlich zum neuen Gaststar Max von Sydow. Lena Headey, Peter Dinklage und Emilia Clarke, die bereits letztes Jahr nominiert wurden, stehen ebenfalls wieder auf der Liste. Eine so große Unterstützung der Darsteller zeigt, dass das Prestige der Serie weiter gewachsen ist und sie wieder als Favorit für den Sieg gilt.
– Endlich hat "The Americans" es geschafft! Eigentlich zeichnete sich die wachsende Zuneigung der Emmy-Wähler gegenüber der Serie bereits letztes Jahr ab, als sie eine Drehbuchnominierung erhielt und Margo Martindale als "Beste Gastdarstellerin" gewonnen hat. Dennoch habe ich nicht damit gerechnet, dass die Serie in ihrer vierten Season nach drei Jahren Ausgrenzung gleich in drei großen Kategorien nominiert werden würde. Sowohl die Serie selbst als auch ihre Hauptdarsteller Keri Russell und Matthew Rhys erhielten längst überfällige Nominierungen. Gerade bei Russell würde ich sogar einen Sieg nicht ausschließen. Die Emmys haben schließlich einiges wiedergutzumachen hier.
– Alle haben damit gerechnet, dass "American Crime Story;: The People v. O.J. Simpson" die Miniserien-Kategorien dominieren würde, und genau so kam es auch. Sechs Darsteller-Nominierungen (Courtney B. Vance, Cuba Gooding Jr., Sarah Paulson, David Schwimmer, John Travolta, Sterling K. Brown) und jeweils drei Nominierungen für die Drehbücher und die Regie zeugen von der universellen Beliebtheit der ersten Staffel der neuen Anthologieserie. Ich rechne mit einem Sieg in jeder der großen Kategorien (Miniserie, Darsteller, Drehbuch und Regie), wobei insbesondere Courtney B. Vance und Sarah Paulson die großen Favoriten sind.
– "House of Cards" hat mit 13 Nominierungen wieder ordentlich abgesahnt. Das sind mehr Nominierungen als für die erste und die dritte Staffel und genau so viele wie für die zweite. Insgesamt kommt "House of Cards" mittlerweile auf 45 Emmy-Nominierungen für vier Seasons. Besonders bemerkenswert ist, dass gleich acht (!) Schauspieler der 4. "House of Cards"-Staffel nominiert wurden, fünf davon in den Gastdarsteller-Kategorien
– HBOs "Veep – Die Vizepräsidentin" ist in der fünften Staffel mächtig durchgestartet. Die Serie war ab ihrer ersten Staffel bei den Emmys dabei, gewann Julia Louis-Dreyfus bereits vier Auszeichnungen in Folge und triumphierte vergangenes Jahr auch erstmals gegen "Modern Family" als "Beste Comedyserie". Doch dieses Jahr erreichte "Veep" ganz klar einen neuen Erfolgshöhepunkt mit 17 (!) Nominierungen, acht mehr als der bisherige Rekord der Serie.
– Eine kleine Überraschung unter den nominierten Comedyserien war sicherlich auch ABCs "black-ish", die sich in einem von Kabel- und Netflix-Serien dominierten Feld durchsetzte und als einzige Network-Serie neben "Modern Family" nominiert wurde.
Die Verlierer:
– Der allgemeine Konsens ist, dass die dritte Staffel der Netflix-Serie "Orange is the New Black" die bislang schwächste ist. Doch das hielt auch "House of Cards" letztes Jahr nicht davon ab, dennoch zehn Nominierungen zu verbuchen. "Orange is the New Black" hatte deutlich weniger Glück dieses Jahr. Nur eine einzige Emmy-Nominierung (für das Casting) erhielt die Frauenknast-Serie – und das nach 12 Nominierungen für die erste und 4 für die zweite Staffel. Dabei waren die ersten beiden Staffeln auch als "Beste Serie" nominiert – Staffel 1 als Comedy und Staffel 2, nach der Regeländerung der Academy, als Drama. Ich bin gespannt, ob die gefeierte vierte Staffel ein Comeback bei den Emmys schaffen wird.
– Ein großer Schock sind die fehlenden Nominierungen für die finale Staffel von "The Good Wife" und deren Hauptdarstellerin Julianna Margulies. Margulies gewann erst vor zwei Jahren einen Emmy für ihre Performance und generell hat die Serie eigentlich meistens gut abgeschnitten, doch vielleicht sitzt die Enttäuschung über das Serienfinale noch zu tief, sodass "The Good Wife" zum Abschluss nicht noch einmal mit Nominierungen überschüttet wurde.
– Von 19 Nominierungen im Vorjahr runter auf 8: das ist die Bilanz von "American Horror Story: Hotel". Erstmals seit Beginn der Horror-Anthologie wurde "American Horror Story" nicht als "Beste Miniserie" bei den Emmys nominiert. Ihren Platz nahm wohl die deutlich besser rezensierte "American Crime Story" ein. Mit Kathy Bates und Sarah Paulson wurden auch erstmals weniger als vier Darsteller einer Staffel nominiert. Letztes Jahr gab es sogar gleich sechs Nominierungen für die Schauspieler. Lady Gaga, bei den Golden Globes für ihre Performance noch überraschend ausgezeichnet, erhielt von den Emmys keine Beachtung.
– Ganz bitter ist es, dass Emmy-Wähler Comic-Serien offenbar immer noch nicht ernst nehmen können. Nur so lässt sich erklären wie "Jessica Jones", eine der besten Serien des letzten Jahres, keine einzige wichtige Nominierung erhielt. Gerade die Auslassungen von Krysten Ritter und David Tennant zugunsten von Claire Danes oder Michael Kelly, der in der vierten "House of Cards"-Season wirklich nicht viel zu tun hatte, lassen einen ungläubig den Kopf schütteln. "Game of Thrones" hat die Akzeptanz von Fantasy gefördert. Welche Serie wird das Gleiche für Superhelden gelingen, wenn nicht "Jessica Jones"?!
– Die Emmys zeigten wieder einmal große Diskrepanz zu den Golden Globes auf. Letztes Jahr wurde schon der große Globes-Gewinner "The Affair" von den Emmys gänzlich ignoriert. Diesmal traf es die Amazon-Serie "Mozart in the Jungle", die sich bei den Golden Globes im Januar sogar gegen "Transparent" durchsetzte. Die Emmys würdigten die Serie jedoch mit keiner wichtigen Nominierung.
– Christian Slater gewann zwar den Golden Globe für "Mr. Robot", bei den Emmys gab es jedoch nicht einmal eine Nominierung.
– HBOs "Girls" hat in Augen vieler die vielleicht stärkste Staffel der Dramedyserie hinter sich gebracht, doch auf die Emmy-Wähler machte das keinen Eindruck. Erstmals seit Serienstart erhielt "Girls" keine einzige Emmy-Nominierung für die neue Staffel.
– Die Golden Globes mögen The CW, die Emmys offensichtlich nicht. "Crazy Ex-Girlfriend" und "Jane the Virgin" gewannen dieses und letztes Jahr für ihre Hauptdarstellerinnen Rachel Bloom und Gina Rodriguez die Golden Globes, doch bei den Emmys gab es lediglich Nominierungen in kleineren technischen Kategorien.
– Ein weiterer Kontrast zu den Golden Globes: weder "Narcos" noch "Outlander" erhielten nennenswerte Nominierungen bei den Emmys. Gerade im Falle der letzteren, für ihre Schauspieler gepriesenen Serie ist das etwas unverständlich.
– David Simons meisterhafte HBO-Miniserie "Show Me a Hero" wurde in keiner einzigen Kategorie nominiert. Wie konnte das passieren? Andererseits ist das für Simon nichts Neues, nachdem "The Wire" Jahr für Jahr von der Television Academy ignoriert wurde, obwohl die Serie heute als eine der besten aller Zeiten gilt.
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Über welche Nominierungen freut Ihr Euch am meisten, welche Serien oder Schauspieler vermisst Ihr? Lasst es uns wissen!
Die Gewinner der 68. Emmy Awards werden am 18. September bekanntgegeben werden.