Henry Thomas in E.T. – Der Außerirdische (1982) © Universal Pictures
Quelle: Comicbook
James Cameron ist vielleicht nicht der König der Welt, doch er ist seit vielen Jahren der König des Box-Office. Abgesehen von einer kurzen Pause zwischen Sommer 2019 und Frühjahr 2021, in der Avengers: Endgame die Liste der weltweit umsatzstärksten Filme aller Zeiten angeführt hat, sind es seit 1998 Camerons epische Blockbuster – erst Titanic, dann Avatar – die die Spitze der weltweiten All-Time-Charts belegen.
Doch vor Cameron gab es einen anderen Regisseur, dessen Filme mehr als ein Jahrzehnt lang die unangefochtenen Spitzenreiter der weltweiten Kinocharts waren. Steven Spielbergs E.T. – Der Außerirdische überholte 1983 George Lucas' ersten Krieg der Sterne als bis dahin größter weltweiter Kassenhit und wurde erst zehn Jahre später von Jurassic Park abgelöst, der wiederum 1998 von Camerons Titanic verdrängt wurde.
Ein ungeschriebenes, aber fundamentales Gesetz Hollywoods besagt, dass wenn ein Film großen Kassenerfolg hat, eine Fortsetzung, sofern irgendwie möglich, zu folgen hat. Während es bei Jurassic Park bislang fünf Nachfolger gab, der erste davon von Spielberg selbst inszeniert, und Avatar demnächst vier Sequels im Abstand von jeweils zwei Jahren bekommen soll, widersetzte sich Spielberg mit E.T. den Erwartungen und verzichtete bis heute auf eine Fortsetzung. Natürlich hatte der erste Film einen schönen Abschluss, der sich nicht sonderlich für ein Sequel angeboten hat, aber das hat zahlreiche andere Kinohits auch nicht davon abgehalten. Es ist schier unvorstellbar, dass ein Film mit vergleichbarem Erfolg wie E.T. in heutiger Zeit keine Fortsetzung bekommen würde.
Tatsächlich spielte Spielberg mit dem Gedanken einer Fortsetzung noch im selben Jahr, in dem der erste Film in die Kinos kam. Er schrieb einen Drehbuchentwurf mit dem Titel E.T. II: Nocturnal Fears, der deutlich düsterer als der Originalfilm war und gar Horrorelemente hatte. Darin wurden Elliott und seine jungen Freunde von blutrünstigen, bösartigen Aliens entführt werden und E.T. würde zurückkehren, um seinem menschlichen Freund zu helfen.
Die Vorstellung, dass das Sequel zu einem der beliebtesten Familienfilme aller Zeiten ein Horrorfilm werden sollte, klingt zunächst absurd, doch man sollte bedenken, dass auch E.T. ursprünglich als Horrorfilm mit dem Titel Night Skies angelegt war, den Spielberg nur produzieren und die Regie dem Texas-Chainsaw-Massacre-Macher Tobe Hooper überlassen wollte. Mit der Zeit überlegte es sich Spielberg anders, übernahm selbst die Regie des Films und Elemente aus Night Skies hat er in seinem Drehbuch zum Horrorklassiker Poltergeist verarbeitet, der dann tatsächlich von Hooper (zumindest offiziell) inszeniert wurde. Sowohl E.T. als auch Poltergeist kamen 1982 in die Kinos und sind mit der Grund, weshalb 1982 für viele Filmfans als einer der besten Jahrgänge für Hollywood-Filme überhaupt gilt.
Auch Poltergeist wurde zweimal fortgesetzt und 2015 sogar neu verfilmt, ohne Spielbergs Beteiligung. E.T. blieb allerdings trotz des enormen Einflusses und kommerziellen Erfolgs des Films bis heute eine einmalige Sache. Daran wird sich auch nichts ändern, wie Drew Barrymore, die als Kind in dem Film mitgespielt hat, vor vier Jahren klargestellt hat. Spielberg sei fest entschlossen, dass der Film keine Fortsetzung bekommt.
Eine kleine Quasi-Fortsetzung erhielt E.T. mit Spielbergs Segen 2019 in Form eines fünfminütigen Werbevideos des Telekommunikationsunternehmens Xfinity. In dem Video wurden der erwachsene Elliott, wieder verkörpert von Originaldarsteller Henry Thomas, und E.T. an Weihnachten wiedervereint. Das Video, das bei Millionen von Menschen starke Nostalgie-Gefühle ausgelöst hat, führte zu Spekulationen über ein echtes Sequel. In einer Zeit, in der Achtziger-Filme wie Blade Runner, Ghostbusters und Top Gun doch noch späte Fortsetzungen bekommen, sogenannte Legacy Sequels, wäre das nicht ganz abwegig.
Doch Thomas, der in den letzten Jahren vor allem in den Horrorfilmen und -serien von Mike Flanagan wie Doctor Sleeps Erwachen und "Spuk in Bly Manor" zu sehen war, hat diese Gerüchte zurückgewiesen und gesagt, dass der Werbespot schon die maximale Fortsetzung sei, die E.T. je bekommen werde: (aus dem Englischen)
Es gab Ideen über die Jahre. Es gab ganz früh einige ernsthafte Diskussionen, weil das Studio es unbedingt wollte nach dem Erfolg des 1982-Films… Ich denke, deswegen hat Spielberg dem Werbespot das Okay gegeben, weil er einem Sequel so nah kommt, wie er bereit ist, es zu erlauben. Die Reaktionen auf diesen Xfinity-Spot waren so überwältigend und die Leute dachten, es würde ein Teaser für das Sequel sein, was für großen Trubel im Internet sorgte. Aber ich weiß nicht, ob es über das Internet hinaus ging.
Dieses Jahr feiert E.T. sein 40. Jubiläum und wird aus diesem Anlass am 12. August in den USA erstmals in den IMAX-Kinos aufgeführt. Pläne zu einer deutschen Wiederaufführung gibt es aktuell noch nicht.
Unten könnt Ihr das besagte Xfinity-Video mit Henry Thomas und seinem außerirdischen Freund sehen: