Sydney Sweeney in "Euphoria" © 2022 HBO
Quelle: Deadline
Die Wahl des Historienfilms Jeanne du Barry mit Johnny Depp als Eröffnungsfilm des Filmfestivals von Cannes mag für einige hochgezogene Augenbrauen gesorgt haben, doch es war die neue HBO-Serie "The Idol" mit seiner Tochter Lily-Rose Depp, die mit Abstand für die größte Kontroverse ausgelöst und vernichtendste Kritiken in Cannes geerntet hat. Bereits für seine düstere, provokante Teenie-Serie "Euphoria" musste Sam Levinson wegen expliziter Inhalte und Darstellungen von Drogen- und Sexexzessen jugendlicher Charaktere Kritik einstecken, jedoch überwog das Lob. Die zweite Staffel der Serie wurde letztes Jahr für 15 Emmys nominiert, darunter auch als "Beste Dramaserie", während Hauptdarstellerin Zendaya 2020 als jüngste Schauspielerin überhaupt den Hauptdarstellerin-Emmy für die erste Staffel gewonnen hat und den Triumph mit der zweiten wiederholen konnte. Außerdem entwickelte sich "Euphoria" auch zu einem riesigen Publikumshit. Nur "Game of Thrones", "House of the Dragon" und "The Last of Us" erzielten bei HBO noch höhere Zuschauerzahlen.
Mit der Musik-Industrie-Satire "The Idol", die er gemeinsam mit Reza Fahim und dem Musiker Abel "The Weeknd" Tesfaye (der auch als Hauptdarsteller mitspielt) erschaffen hat, hat er den Bogen offenbar überspannt. Der Serie wurde nach ihrer Premiere als geschmacklos, zerfahren, unnötig explizit und ausbeuterisch zerrissen. Zynisch betrachtet könnte die Serie zumindest anfangs keine bessere Werbung bekommen, denn wenn sie im Juni dann bei HBO offiziell anläuft, wird die Neugier nach den zahlreichen reißerischen Schlagzeilen groß sein. Ob das langfristig für den Erfolg der Serie ausreicht, sei dahingestellt.
Im Zweifel hat Levinson immer noch "Euphoria", deren dritte Staffel noch während der Ausstrahlung der zweiten von HBO bestellt wurde. Leider werden sich die Fan-Legionen von Zendaya und Sydney Sweeney wieder lange bis zur Rückkehr der Serie gedulden müssen. Bereits zwischen der ersten und der zweiten Staffel vergingen zweieinhalb Jahre. Der Abstand zwischen der zweiten und der dritten wird noch länger. Wurde die Produktion der zweiten Season durch die Pandemie verzögert, ist es diesmal der andauernde Autorenstreik in den USA, der verhindert, dass Levinson die Drehbücher zu Staffel 3 fertigstellen darf. Francesca Orsi, die Vizepräsidentin der HBO-Programmleitung und Leiterin von HBO Films and Series, hat in einem Interview bestätigt, dass die Skripts zu Staffel 3 noch nicht fertig seien und die Arbeit an ihnen bis auf Weiteres ruht. Im besten Fall können wir erst 2025 mit der Rückkehr der Serie rechnen: (aus dem Englischen)
"Euphoria" ist eine von den Serien, die wir zeitgleich mit der Post-Production von "Idol" geschrieben haben, aber aktuell liegen uns nicht unzählige Drehbücher vor. Wir können nicht mit den Dreharbeiten beginnen, also wird die Veröffentlichung der Serie – idealerweise 2025 – davon abhängen, wann Sam (Levinson) weitermachen kann, der aktuell nichts schreibt und nur die Post-Production von "Idol" abschließt.
Der Autorenstreik wird tiefgreifende und ggf. verheerende Auswirkungen und die Film- und TV-Industrie haben, wie man sie bereits nach dem letzten Streik 2007/2008 erlebt hat, der sich in langen Wartezeiten, verkürzten Staffeln und zum Teil auch minderwertiger Qualität niedergeschlagen hat. Bei "Euphoria" kommt hinzu, dass die Hauptcharaktere eigentlich Teenager sein sollen und die Geschichte fortlaufend ist. Wenn zwischen jeder Staffel jedoch zweieinhalb bis drei Jahre vergehen, wird es zunehmend schwieriger für die DarstellerInnen, diese Rollen glaubwürdig zu verkörpern. Schließlich ist Zendaya jetzt schon 26 und Sydney Sweeney 25.
Bei einer Darstellerin wird dies keine Rolle mehr spielen: Barbie Ferreira, die in der Serie Kat spielt, hat angekündigt, in der dritten Staffel nicht zurückzukehren. Als Grund führte sie an, dass sie mit der Entwicklung ihrer Figur unzufrieden gewesen sei, sodass Levinson und sie einvernehmlich getrennte Wege gingen.
Schaut wer von Euch "Euphoria"?
