Nicolas Cage in Face/Off – Im Körper des Feindes (1997) © Paramount Pictures
Mit Filmen wie A Better Tomorrow, The Killer und Hard Boiled wurde John Woo zu einem der wegweisenden Regisseure des hongkonger Actionkinos. Seine Kugelgewitter zogen auch die Aufmerksamkeit der US-Studios auf sich und in den frühen Neunzigern folgte Woo dem Ruf Hollywoods, wo er sein Debüt mit dem Van-Damme-Actioner Harte Ziele feierte. Insgesamt sechs Kinofilme inszenierte Woo in Hollywood. Doch nachdem sein Kriegsfilm Windtalkers und der Sci-Fi-Action Paycheck gefloppt sind, kehrte der desillusionierte Filmemacher dem US-Kino den Rücken und drehte weiter in seiner Heimat. Jedoch nicht für immer, denn nach fast 20 Jahren wird er demnächst mit dem dialogfreien Actionthriller Silent Night mit Joel Kinnaman sein Hollywood-Comeback feiern. Zudem bereitet er aktuell das lange geplante US-Remake seines Klassikers The Killer für den Streaming-Dienst Peacock vor.
Für die meisten seiner Fans gilt Face/Off – Im Körper des Feindes als Woos bester Film aus seiner Hollywood-Phase. Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner vollkommen absurden Prämisse, in der Nicolas Cage und John Travolta ihre Gesichter tauschen, um die Identität des anderen anzunehmen, zählt der Streifen zu den besten Actionstreifen der Neunziger und bildet neben The Rock und Con Air das heilige Actionfilm-Triumvirat von Nicolas Cage. Woos ballettarige Inszenierung der Actionsequenzen ging perfekt Hand in Hand mit Cages und Travoltas herrlichen Over-the-Top-Performances. Auch 25 Jahre später ist es ein rundherum großartiger Actioner.
Die anfängliche Entrüstung der Fans war also erwartungsgemäß groß, als vor drei Jahren Pläne eines vermeintlichen Remakes von Paramount bekannt wurden. Doch die erste Meldung war irreführend, denn was Regisseur Adam Wingard (Godzilla vs. Kong, The Guest) und sein Co-Autor Simon Barrett offenbar vorhaben, ist keine Neuauflage sondern eine direkte Fortsetzung. Andeutungen, dass sie auf keinen Fall wagen würden, den geschätzten Originalfilm zu rebooten, haben Wingard und Barrett immer wieder gemacht. Doch im April hat Nicolas Cage erstmals in einem Interview bestätigt, dass er vom Produzenten Neal H. Moritz wegen des Sequels kontaktiert wurde und erste Gespräche dazu geführt hat: (aus dem Englischen)
Über das Face/Off-Sequel kann ich reden, weil es einige Telefonate mit Neal (H. Moritz) gab, mit dem ich sehr gerne am ersten Face/Off zusammengearbeitet habe. Er ist ein Jemand, er ist einer der wahren, großen Produzenten Hollywoods. Und er hat mich angerufen. Bei den anderen, wie Das Vermächtnis der Tempelritter, ist eine TV-Serie ihre Priorität. Viel Erfolg ihnen. Aber vielleicht wird Face/off was, vielleicht.
Diesen Monat hat Wingard selbst im Gespräch mit der britischen Filmzeitschrift Empire bestätigt, dass sein Face/Off-Film ein "absolutes Sequel" werden würde und spezifisch für Nicolas Cage geschrieben wurde:
Er hat aktuell einen erfolgreichen Moment. Sogar noch bevor Pig erschienen ist, sahen wir es als einen Nicolas-Cage-Film. Das wurde jetzt zur offensichtlichen Richtung für den Film. Vor ein paar Jahren hätte das Studio vielleicht einen heißen, jungen Shooting Star gewollt oder so. Aber jetzt ist Nicolas Cage wieder einer der gefragtesten Schauspieler in Hollywood.
Wir verbessern es wirklich nach und nach. Wir werden es nicht teilen, bevor alle sagen: "Ja, das ist es." Ich denke, wir kriegen es wirklich hin. Es ist vermutlich das herausforderndste Skript, an dem wir je gearbeitet haben, aus vielen Gründen. Es gibt so viel Druck, um sicherzustellen, dass es dem Vermächtnis des Films gerecht wird. Aber bei jedem neuen Entwurf hat man diese Dinge, die einfach funktionieren, und man denkt "Aha! Das ist Face/Off!"
Auch wenn ich nicht so weit gehen würde, Cage als einen der gefragtesten Stars Hollywoods im Moment zu bezeichnen, erlebt der Oscarpreisträger aktuell definitiv ein Comeback und ist zu einer waschechten Kultfigur Hollywoods geworden. Nachdem hohe Schulden den Schauspieler dazu gezwungen haben, jahrelang in etlichen austauschbaren Direct-to-DVD-Produktionen mitzumachen, hat er mit Mandy, Die Farbe aus dem All und vor allem Pig die Zuschauer an sein außergewöhnliches Talent erinnert. Die Meta-Komödie Massive Talent, in der Cage eine fiktive Version von sich selbst verkörpert, wurde dieses Jahr zu seinem ersten breit gestarteten Realfilm seit sechs Jahren und brachte ihm einige der besten Kritiken seiner Karriere ein. Es geht deutlich aufwärts für Cage und das ist auch gut so.
Wie genau er in Face/Off 2 zurückkehren soll, ist natürlich ein großes Fragezeichen, denn sein Charakter Castor Troy starb (mit Travoltas Gesicht) ziemlich eindeutig im ersten Film. Ich lasse mich aber sehr gerne überraschen und hoffe, dass es auch Platz für Travolta in dem Film gibt.
Habt Ihr Lust auf Face/Off 2?