Quelle: Filmfest München
Vor genau einem Monat, gefühlt aber vor einem Jahr, wurde mit South by Southwest (SXSW) das erste Film- bzw. Multimedia-Festival in Anbetracht der Corona-Krise abgesagt. Es sollte nicht das letzte werden. Einen Monat und Hunderttausende von Infektionen später gibt es keine Filmfestivals in unmittelbarer Zukunft am Horizont. Auch die Filmfestspiele von Cannes, das prestigereichste Filmfestival der Welt, wurden schweren Herzens von Mai auf unbestimmte Zeit verschoben. Ob es noch nachgeholt werden wird oder in diesem Jahr ganz ausfällt, darauf wollten sich die Veranstalter noch nicht festlegen. Die Entscheidung soll am 15. April getroffen werden.
Hingegen steht es jetzt schon fest, dass das Filmfest München 2020 nicht stattfinden wird. Zum ersten Mal in der 37-jährigen Geschichte des Festivals fällt es aus. Ursprünglich sollte das Festival vom 25. Juni bis zum 4. Juli laufen. Einen Nachholtermin wird es nicht geben, die nächste Ausgabe ist für 2021 vorgesehen.
Filmfest München ist neben der Berlinale, dem Filmfest Hamburg und den Internationalen Hofer Filmtagen eins der größten Filmfestivals in Deutschland darstellt sowie das größte deutsche Sommer-Filmfestival. Die verhältnismäßig frühe Absage hat den Grund, dass ein Festival dieser Größe Monate im Voraus geplant werden muss und aktuell niemand weiß, wie die Welt Ende Juni aussehen wird. Es wurden viele Möglichkeiten in Erwägung gezogen, von einer verkürzten Festivaldauer mit nur kleinen Zusammenkünften bis zu einer Verschiebung in den Herbst, doch keine Lösung erschien ideal oder aktuell überhaupt tragbar. Festivalleiterin Diana Iljine erklärte in einem kurzen interview die Beweggründe für diese Entscheidung und weshalb das Festival auch nicht ins Internet verlagert wird, wie es beim SXSW zumindest zum Teil passieren wird.
Als Grund, weshalb man auf die Verschiebung auf einen späteren Termin verzichtet hat, wird der bereits mit Filmfestivals wie Locarno, Venedig oder Toronto vollgepackte Herbst angeführt. Inzwischen habe ich jedoch meine Zweifel, dass auch all diese Veranstaltungen stattfinden werden, da auch sie einen großen zeitlichen Vorlauf für die Organisation benötigen und aktuell alles still steht. Ist vielleicht auch das Filmfest Hamburg, das Ende September bis Anfang Oktober stattfinden soll, in Gefahr? Auch wenn die Veranstaltungen an sich möglich sein werden, werden genug Filme überhaupt rechtzeitig fertiggestellt werden können? So wie die Lage in der Filmindustrie aktuell ist, könnte ich mir im schlimmsten Fall vorstellen, dass Sundance im Januar 2021 das nächste größere Filmfestival sein wird.