Links: Sophie Turner in X-Men: Dark Phoenix © 2019 20th Century Studios
Mitte: Arnold Schwarzenegger in Terminator: Dark Fate © 2019 Paramount Pictures
Rechts: Will Smith in Gemini Man © 2019 Sony Pictures
Quelle: Deadline
Industrie-Portal Deadline führte kürzlich eine sehr ausführliche Auswertung der größten kommerziellen Filmerfolge aus dem letzten Jahr durch, gemessen an absolutem Profit, den die Filme eingebracht haben. Überraschung, Überraschung, Marvels Avengers: Endgame belegte mit geschätzten $900 Mio an Reingewinn den ersten Platz.
Zum Abschluss der Auswertung veröffentlichte Deadline auch die Liste der fünf größten Verlierer 2019. Von den meisten davon habt Ihr vermutlich bereits als Flops gehört. Mich hat lediglich ein Eintrag auf der Liste ein wenig überrascht. Bevor ich jedoch mit der Aufzählung beginne, ein paar klärende Worte zu der Auswertung und ihrer Gültigkeit.
Natürlich bemessen sich der Gewinn oder der Verlust eines Films aus der Differenz zwischen den Ausgaben des Studios und den Einnahmen. Viele dieser Zahlen werden jedoch nie öffentlich gemacht und basieren auf zuverlässigen Schätzungen der Industrie-Beobachter. Zu den regulären Produktionsbudgets, die in aller Regel bekannt sind, kommen noch die weniger häufig bekannten, aber in aller Regel auch hohen Marketingausgaben hinzu. Von den Einnahmen an den Kinokassen geht nur ein Prozentsatz direkt an das Studio. In den USA sind es beispielsweise etwa 55%, international variiert das je nach Land, liegt aber im Schnitt deutlich unter den USA. China ist das Schlusslicht mit nur 25% der Umsätze, die an die Studios zurückgehen. Außerdem verdient das Studio natürlich auch an Streaming- und TV-Lizenzen sowie Disc-Verkäufen im Heimkino. Auch diese Zahlen sind zum Teil bekannt und werden zum Teil geschätzt.
Das sollte man einfach alles im Kopf behalten, bevor man sich wundert, wie ein Film, der $150 Mio kostet, aber $300 Mio weltweit eingespielt hat, trotzdem ein großer Flop sein kann. Deadlines Recherche ist sehr akribisch und unter dem Quellenlink oben könnt Ihr für jeden der fünf Filme eine genaue Auflistung aller Ausgaben und Einnahmen finden.
So sahen die fünf größten Filmflops letztes Jahr aus. Die geschätzten Verluste für das Studio stehen jeweils in Klammern.
1. X-Men: Dark Phoenix ($133 Mio)
2. Terminator: Dark Fate ($122,6 Mio)
3. Cats ($113,6 Mio)
4. Gemini Man ($111,1 Mio)
5. Mister Link ($101,3 Mio)
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Erstes Fazit: "Dark" als Teil des Titels eines Franchise-Films zu haben, scheint eine wichtige Zutat für kommerziellen Misserfolg zu sein.
Interessant ist, dass die fünf Flops auf fünf verschiedene Studios (Fox bzw. Disney, Paramount, Universal, Sony und United Artists) verteilt sind. Warner ist diesmal noch davongekommen. Über das große Scheitern von Dark Phoenix haben wir letztes Jahr schon berichtet und so ist es wenig überraschend, den Film als Spitzenreiter dieser ruhmlosen Liste vorzufinden. Nach mehreren Startterminverschiebungen und geplagt mit vernichtenden Kritiken, kam der Film ohne jeglichen Hype in die Kinos und spielte weltweit knapp $252 Mio bei einem Budget von $200 Mio ein. Ziemlich bitter für das Regiedebüt von Simon Kinberg, der zuvor mehrere Drehbücher der X-Men-Reihe geschrieben hat. Dark Phoenix ist ein Film, dessen Versagen an den Kinokassen sich noch lange vor Start abgezeichnet hat.
Letzteres kann man vermutlich auch über das Musical Cats unmittelbar nach der Veröffentlichung des ersten Trailers sagen. Kürzlich wurde der Film mit sechs Goldenen Himbeeren ausgezeichnet. Seine Produktionskosten (ohne Marketing) werden auf $80 bis $100 Mio geschätzt, eingenommen hat er weltweit nur $75 Mio. Bei Cats sehe ich aber noch Potenzial, als Kultfilm über die nächsten Jahrzehnte nach und nach Geld für Universal reinzuholen.
Terminator: Dark Fate ist einer der zwei überwiegend positiv rezensierten Filme auf der Liste. Es war vielleicht die letzte Chance für das Franchise auf der Leinwand, mit James Cameron als Produzent und Co-Autor der Story an Bord. Das hat alles nicht geholfen. Wie schon bei den letzten zwei Terminator-Filmen, haben die Zuschauer eindeutig klargemacht, dass sie einfach kein Interesse mehr an einem neuen Teil der Reihe haben. Wie häufig muss das den Studios noch gesagt werden, bis sie es endlich akzeptieren? Dark Fate kostete $185 Mio in der Produktion und spielte nur $261 Mio weltweit ein.
Gemini Man zeigte, dass Will Smith kein unfehlbarer Box-Office-Magnet ist. Es hat sicherlich nicht geholfen, dass er in den USA am zweiten Wochenende von Joker in die Kinos kam und daher auch überhaupt keine Aufmerksamkeit an sich lenken konnte. Gemini Man kostete $138 Mio und spielte weltweit $174 Mio ein. Smith rehabilitierte sich aber kurze Zeit später mit Bad Boys for Life.
Beim fünften Eintrag auf der Liste schmerzt mir als Filmfan jedoch das Herz. Die Rede ist von Laikas liebenswerten Stop-Motion-Animationsfilm Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer. Der Film wurde in der Kritik sehr positiv aufgenommen und sogar mit einem Golden Globe als "Bester Animationsfilm" ausgezeichnet. Eine Oscarnominierung gab es obendrauf. An den Kinokassen legte er jedoch eine traurige Bauchlandung hin. Laikas Filme waren nie große Box-Office-Hits und haben es meist mit knapper Not geschafft, ihre Kosten wieder einzunehmen. Doch Mister Link erwischte es besonders schwer. Alle bisherigen Filme des Studios – Coraline, ParaNorman, Die Boxtrolls und Kubo – Der tapfere Samurai – kosteten jeweils nur $60 Mio. Für Mister Link wurden $102 Mio ausgegeben und als Ergebnis gab es nur extrem magere $26 Mio Einspiel weltweit. Das lässt mich um die Zukunft der Animationsschmiede bangen, die qualitativ derzeit zu den besten weltweit gehört.
Ein Film, dessen Abwesenheit auf der Liste mich ein wenig überrascht, ist Sonys Men in Black International. Er kostete nämlich $110 Mio und spielte weltweit nur $254 Mio ein. Ich schätze, dass er die Liste nur knapp verpasst haben muss.
Wie viele der oben genannten Flops habt Ihr gesehen und wie fandet Ihr sie?