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Quelle: Midgard Times
Horror kann das kreativste Filmgenre überhaupt sein. Es ermöglicht jungen, experimentierfreudigen Filmemachern, aufregende und manchmal auch tiefgründige Ideen mit verhältnismäßig geringen Budgets zu erforschen. Weil bei Horrorfilmen meist nicht viel Geld auf dem Spiel steht und das Genre zugleich eine große treue Fangemeinde hat, haben Filmemacher darin meist mehr kreative Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten als in anderen Genres.
Das bedeutet aber keineswegs, dass Horror immer originell ist, denn Horror ist zugleich auch das Franchise-lastigste Genre überhaupt. Meist braucht es eine simple und effektive Idee, um dem Grundstein für eine Horrorfilmreihe zu legen, und dann wird diese Idee mit zig Sequels, Prequels, Remakes und Reboots über Jahrzehnte ausgereizt. Ein solches Konzept kann ein Serienkiller sein, der seine Opfer in tödliche Fallen steckt und sie dazu zwingt, sich selbst zu verstümmeln, um den Wert ihres eigenen Lebens zu erkennen. Oder ein gelynchter Serienmörder, der nach seinem Tod seine Schreckensherrschaft in den Träumen der Nachkommen seiner Mörder fortsetzt. Es kann auch eine kleine Killerpuppe mit bösen Sprüchen sein, die Amok läuft. Es kann aber auch der Tod höchstpersönlich sein, der mit komplizierten Unfällen Leute jagt, die ihm zuvor von der Schippe gesprungen sind.
Jeder Horrorfan, der was auf sich hält, dürfte die beschriebenen Franchises erkannt haben. Sie gehören zu den erfolgreichsten des Genres. Manche von ihnen werden bis heute ununterbrochen produziert (Saw), andere haben den Sprung ins Fernsehen gemacht (Chucky), einige stagnieren seit über einem Jahrzehnt (Nightmare on Elm Street) und eins steht kurz vor seiner Wiederauferstehung. Von 2000 bis 2011 wurden fünf Final-Destination-Filme produziert. Das Konzept war immer gleich, machte aber auch immer wieder aufs Neue Spaß, weil die Macher sich mit immer blutigeren und ausgefalleneren Todesszenen zu übertreffen versuchten. Final Destination hatte im Gegensatz zu den meisten Horror-Franchises den Vorteil, dass die Reihe nicht von einem bestimmten Schauspieler abhing. Die Todesszenen waren immer die wahren Stars der Filme und nachdem der erste Teil noch hauptsächlich auf Spannung setzte, wurden die Filme ab Teil 2 zu einer Achterbahnfahrt aus übertrieben brutalen Todesszenen.
Mit Final Destination 5 schloss die Reihe erstaunlich clever einen Kreis und knüpfte mit dem Filmende direkt an den Anfang des ersten Final-Destination-Films an. Es schein, als seien den Machern danach Ideen für weitere Sequels ausgegangen, denn trotz des Erfolgs des Films wurden seit 2011 keine weiteren Teile mehr produziert. Das soll sich jedoch bald ändern und zu verdanken haben wir es ausgerechnet dem Spider-Man-Regisseur Jon Watts, der Final Destination 6 für New Line produziert und die Idee für die Handlung des Films schrieb, die von Guy Busick (Scream VI) und Lori Evans Taylor (Bed Rest) ausgearbeitet wurde. Zach Lipovsky und Adam B. Stein (Freaks) werden den Film inszenieren.
Wie wir jetzt erfahren haben, werden die Dreharbeiten zu Final Destination 6 unter dem Arbeitstitel Bloodlines am 17. Juli im kanadischen Vancouver beginnen und voraussichtlich bis zum 8. September andauern. Wegen des andauernden Autorenstreiks könnte es aber kurzfristig zur Verschiebung des Drehbeginns kommen. Ob Final Destination: Bloodlines auch der offizielle Filmtitel sein wird, ist aktuell noch unbekannt. Das geschätzte Budget des Films beträgt rund $20 Mio, womit er tatsächlich der günstigste der gesamten Reihe wäre. Die letzten beiden Sequels kosteten jeweils das Doppelte.
Einen Starttermin hat Final Destination 6 noch nicht, nach aktuellem Stand soll der Film in den USA jedoch direkt bei HBO Max im Stream erscheinen. Nach dem Überraschungserfolg des ursprünglich ebenfalls für HBO Max vorgesehenen Evil Dead Rise könnte ich mir aber vorstellen, dass Warner dem Film doch noch einen Kinostart spendieren wird.
Wovon wird Final Destination 6 handeln? Ursprünglich schrieben Marcus Dunstan und Patrick Melton (The Collector) das Drehbuch zum Film. Ihre Geschichte handelte von Ersthelfern, die ins Visier des Todes geraten. Die Idee hat das neue Autoren-Duo jedoch scheinbar verworfen. Laut einem von Production Weekly veröffentlichten Kurzinhalt handelt Final Destination 6 von einer jungen Frau namens Stefani, die einen wiederkehrenden Traum hat, in dem sie bei einem Feuer in den 1960en stirbt. Ihr wird klar, dass es nicht einfach ein Traum ist, sondern eine Vorsehung des Schicksals, das ihre Familie erwartet. Ihre Großmutter konnte diesem Schicksal selbst Jahre zuvor knapp entrinnen. Nun will der Tod sich Stefanis gesamte Familie holen und sie muss herausfinden, wie sie den Sensenmann aufhalten kann, bevor es zu spät ist.
Der Plot klingt, nun ja, wie ein Final-Destination-Film eben. Durch besondere Originalität zeichneten sich die Fortsetzungen höchstens in puncto Todesszenen aus. Mehr erwarte ich auch nicht, denn Final Destination gehört für mich zu den kurzweiligsten Horror-Franchises überhaupt. Ich hoffe allerdings, dass Warner den Film in die Kinos schicken wird. Ich habe jeden Teil der Reihe auf der Kinoleinwand gesehen und der fünfte Film hatte tatsächlich auch das 3D-Format so eingesetzt, dass es das Filmerlebnis deutlich bereichert hat.
Naja, bleibt echt abzuwarten, was man dann genau sieht. Bis jetzt hört es sich nicht gerade toll an, auch was das Budget angeht. Man hätte doch auch mal was mit einem Zug machen können oder Speedboot-Rennen oder mit einem Turm der einstürzt, sieht bestimmt spektakulärer aus, als ein Feuer.