C.J. Graham in Freitag der 13. Teil IV – Jason lebt (1986) © Paramount Pictures
Es hätte wohl keinen besseren Tag für die Ankündigung geben können: An Halloween hat Streaming-Dienst Peacock bekanntgegeben, dass eine Prequelserie zur ikonischen Slasherreihe Freitag der 13. mit dem Titel "Crystal Lake" offiziell bestellt wurde. Okay, auf den ersten Blick kann ich verstehen, wenn sich die Begeisterung in Grenzen hält. Schließlich ist der Hockeymasken-Schlitzer Jason Voorhees erst ab dem zweiten Freitag-der-13.-Film als erwachsene Version in Erscheinung getreten, während im ersten Film noch seine Mutter Pamela die Killerin war, wie jeder spätestens seit der Eröffnungsszene des ersten Scream weiß. Eine "Freitag der 13."-Serie ohne Jason wäre für viele Horrorfans in etwa so interessant wie ein Saw-Film ohne Jigsaw, und wir wissen, wie das ausgegangen ist.
Doch es gibt mehrere gute Gründe, sich auf "Crystal Lake" zu freuen und zwei davon sind der Serienschöpfer und die Produktionsfirma der Serie. Bryan Fuller, dem wir u. a. "Hannibal" und "American Gods" zu verdanken haben, hat die Serie geschrieben und wird sie produzieren. Ganz besonders aufregend finde ich jedoch, dass Produktionsfirma A24, die zahlreiche gefeierte Horrorfilme wie The Witch, Midsommar, Hereditary – Das Vermächtnis, It Comes at Night und The Hole in the Ground sowie den diesjährigen Überraschungshit Everything Everywhere All At Once herausgebracht hat, die "Crystal Lake"-Serie produziert. Fuller und A24 verleihen "Crystal Lake" einen Hauch von Prestige, den ich von einer Serienadaption einer der zugegebenermaßen stumpfesten Slasherreihen nicht erwartet hätte.
Doch die brennende Frage, die auf der Zunge aller Freitag-Fans liegt, lautet natürlich, ob Jason in der Serie überhaupt auftreten wird bzw. auftreten darf. Ein kurzer Reminder, weshalb es seit Jahren keinen neuen Freitag der 13.-Film gab: Victor Miller, der den Originalfilm geschrieben hat, reichte 2016 eine Klage ein, um das Urheberrecht an seinem Drehbuch zurückzuerlangen, das ihm laut US-Recht nach 35 Jahren zusteht. Produktionsfirma Horror Inc. wehrte sich dagegen und behauptete, Miller habe den ersten Film lediglich als Auftragsarbeit geschrieben und hätte niemals das Urheberrecht daran gehabt. Der Gerichtsstreit zog sich mehrere Jahre hin und endete mit einer Aufteilung der Rechte. Miller gehörten nun die Rechte am Drehbuch des ersten Films und den darin vorkommenden Charakteren, jedoch nicht die Rechte am erwachsenen Jason Voorhees und dessen ikonischen Look. Ohne die Zusammenarbeit beider Parteien wurde ein weiterer Film dadurch nahezu unmöglich.
Doch für die kommende Serie konnten die Differenzen offenbar beiseitegelegt werden, denn wie Deadline berichtet, wird sie sowohl von Victor Miller als auch von Rob Barsamian, dem Präsidenten von Horror Inc., gemeinsam ausführend produziert. Das bedeutet, dass die beiden sich nach jahrelangen Streitigkeiten doch noch zusammengetan haben. Da die Filmrechte zudem jedoch bei New Line liegen, war nach aktuellem Stand lediglich eine TV-Serie möglich. Für diese darf sich Fuller jedoch nach Belieben beim kompletten bisherigen Franchise bedienen, wie er selbst mitsamt einer Anspielung auf Jason X versichert hat: (aus dem Englischen)
Alles. Wir können alles nutzen. Wir können in die Hölle gehen, wir können in den Weltraum fliegen. Obwohl wenn wir zehn Staffeln schaffen, werde ich mich stark dafür einsetzen, in den Weltraum zu fliegen.
A24 und Victor Millers Anwalt Marc Toberoff haben mühselig alle Rechte an Freitag der 13. zusammengebracht. Als Streaming-Serie dürfen wir alles machen, was zu Freitag der 13. dazugehört.
Die Filmrechte sind eine ganz andere Angelegenheit. Sie liegen bei New Line, sind sehr kompliziert und werden nicht in absehbarer Zeit frei, aber was uns in der Fernsehindustrie anbelangt, haben wir Zugang zu allem, was Freitag der 13. bis heute gemacht hat.
Doch was ist nun mit Jason? Wenn es ein Prequel ist, müsste er dann nicht noch ein Kind sein und seine mörderische Mutter die Hauptfigur? So einfach ist das nicht, denn Fuller bezeichnet seine Serie als "Pre-Remake-Quel", ähnlich wie "Hannibal", die zwar ursprünglich vor den Ereignissen der Thomas-Harris-Romane spielte, später aber auch die Romane "Roter Drache" und "Hannibal" in großen Teilen adaptierte. Ähnlich plant Fuller auch bei "Crystal Lake" vorzugehen und verspricht, dass Jason-fans nicht enttäuscht sein werden:
Ich denke, dass man im Laufe der Serie viele vertraute Manifestationen von Jason sehen wird.
Die Freitag-der-13.-Filme sind nicht gerade für komplexe Plots, beeindruckende Bilder oder vielschichtige Charaktere bekannt, durchaus aber für kreative, blutige Kills. In Fullers Serie soll es beides geben. Visuell soll sie ähnlich hervorstechen wie "Hannibal", allerdings wird "Crystal Lake" laut Fuller das Fünffache des Budgets der "Hannibal"-Episoden haben. Außerdem soll der Bodycount hoch bleiben. "Ich denke, dass es in jeder Folge Leichen geben wird", erklärte Fuller. Zu guter Letzt hat er außerdem verraten, dass er bereits die Handlung für die ersten drei Staffeln plant und dass obwohl bislang nur eine Season bestellt ist, Peacock zu einer hohen Strafzahlung verpflichtet ist, sollte keine zweite Staffel produziert werden.
"Crystal Lake" ist nicht der erste Versuch, Jason in Serie zu schicken. Bereits 2014 wurde eine "Freitag der 13."-Serie vom US-Sender The CW entwickelt, bevor sie dann doch fallen gelassen wurde. Rückblickend bin ich schon ganz froh, dass die Serie nicht bei The CW, sondern bei einem Streaming-Anbieter gelandet ist, wo die Macher deutlich größere Freiheiten haben.
Es gibt nur noch eine Sache, die mich bei noch etwas zögerlich macht und das ist ironischerweise Bryan Fuller selbst. Nicht dass ich sein Talent anzweifle, er hat jedoch inzwischen den Ruf, den von ihm entwickelten Serien bei ersten Anzeichen kreativer Differenzen den Rücken zu kehren. "American Gods", "Heroes" und "Dead Like Me" verließ er nach jeweils einer Staffel, bei "Star Trek Discovery" ist er noch vor Serienstart ausgestiegen, und bei der Serienadaption von "Interview mit einem Vampir" bereits während der Entwicklungsphase. Angesichts dieser doch etwas bedenklichen Bilanz versuche ich, meine Vorfreude ein wenig zu zügeln. Doch allein schon der Gedanke an eine von A24 produzierte "Freitag der 13."-Serie erfüllt mich mit großer Neugier.