Emilia Clarke in "Game of Thrones" © 2019 HBO
Quelle: The Sunday Times
Eigentlich galt für viele das miserable Ende von "Dexter" als das schlechteste Serienfinale der letzten zehn Jahre. Doch bevor das Jahrzehnt zu Ende ging, wollten das die Macher von "Game of Thrones" nicht einfach auf sich sitzen lassen, denn schließlich hat ihre Serie die Konkurrenz auch schon in vielen anderen Aspekten übertroffen. Also wurde eine finale Staffel erschaffen, die es innerhalb von sechs Folgen beinahe geschafft hat, das gesamte Vermächtnis der Serie zu ruinieren. Ob nun "Dexter" oder "Game of Thrones" ein blöderes Ende hatte, ist in etwa gleichzusetzen mit der Diskussion, ob man lieber eine Zahnwurzelbehandlung oder eine Darmspiegelung ohne Narkose erleben möchte. Dabei gibt es keinen Gewinner, nur Verlierer.
Nach dem Finale häuften sich nach und nach auch kritische Stimmen einiger Beteiligten, die entweder nur mit größter Mühe ihre Unzufriedenheit mit der Entwicklung der Geschichte verdecken konnten, oder das Schicksal ihrer Charaktere bemängelte, wie beispielsweise Conleth Hill, der in der Serie Varys gespielt hat.
Das vermutlich größte Charakteropfer der finalen Staffel war die von Emilia Clarke gespielte Daenerys, die über mehrere Staffeln als eine gerechte, menschennahe Herrscherin aufgebaut wurde, nur um in den letzten Folgen zu einer durchgedrehten, größenwahnsinnigen Massenmörderin zu werden, die von ihrem Liebhaber (und Neffen) Jon Schnee getötet werden musste, um ihre Schreckensherrschaft zu verhindern.
In einem neuen Interview sprach Clarke erstmals offen über ihre Gefühle hinsichtlich des Finales und der Ungerechtigkeit, die Daenerys widerfahren ist: (aus dem Englischen)
Ich habe mit ihr mitgefühlt. Ich habe wirklich mit ihr mitgefühlt. Und ja, war ich genervt, dass es für Jon Schnee keine Konsequenzen gab? Er ist mit einem Mord davongekommen – buchstäblich. Ich wusste, wie meine Gefühle hinsichtlich des Endes waren, als ich es erstmals gelesen habe, und ich habe immer versucht, nicht zu viel darüber nachzudenken, was andere Leute sagen könnten.
Aber ich habe immer darüber nachgedacht, was die Fans denken könnten – weil wir es für sie gemacht haben, und sie waren diejenigen, die uns erfolgreich gemacht haben, also ist das nur höflich, oder? Es geht vor allem um die großen Sets. Ich denke, das Spektakel der Serie wurde möglicherweise in den Vordergrund gerückt, weil das Sinn ergibt.
Auch wenn sie es nicht wortwörtlich ausgesprochen hat, kann man ihrer Aussage, glaube ich, entnehmen, dass sich ihre Zufriedenheit mit dem Ausgang in Grenzen hielt.
Ich finde tatsächlich nicht die Tatsache, dass Dany zu einer verrückten Despotin wurde, schlimm, sondern wie hastig diese Entwicklung hergeleitet wurde. An sich war sie nicht ganz abwegig, hätte jedoch einer deutlich ausführlicheren Vorbereitung und Ausarbeitung gebraucht. Doch wie alles in der achten Staffel fühlte es sich auch dabei an, als wollten die Macher einfach schnell damit fertig sein. Die Serie hätte enorm davon profitiert, eine weitere Staffel oder zumindest eine längere finale Staffel zu haben.
Auch Emilia Clarke gab zu, dass sie traurig sei, dass Dany kein Happy End bekommen hat, und dass sie glaube, dass die Staffel möglicherweise zufriedenstellender gewesen wäre, hätte sie mehr Episoden gehabt. Dem wird kaum jemand wiedersprechen.
Negativen Stimmen zum Trotz, war die 8. "Game of Thrones"-Staffel aber trotzdem ein überragender Erfolg. Die Einschaltquoten bei HBO waren phänomenal und bei den Emmys wurde sie – möglicherweise aus reiner Gewohnheit der Wähler – mit dem Emmy als "Beste Dramaserie" ausgezeichnet.
Wie findet Ihr den Serienabschluss, nachdem Ihr nun etwas mehr Zeit gehabt habt, darüber zu reflektieren?