Quelle: Forbes
Die HBO-Fantasyserie "Game of Thrones" ist nicht gerade dafür bekannt, mit ihren Charakteren zimperlich umzugehen. Wie die Fans der Serie (und der Romane von George R.R. Martin) längst wissen, ist hier fast jeder Freiwild und auch den Überlebenden drohen häufig Folter, Verstümmelung, Erniedrigung und Vergewaltigung. Gerade diese kompromisslose Darstellung einer Welt, die von Peter Jacksons bzw. Tolkiens Mittelerde kaum entfernter sein könnte, hat "Game of Thrones" viele Fans beschert – aber auch Kritik eingebracht. In deren Mittelpunkt stand in den letzten beiden Staffeln vor allem die sexuelle Gewalt gegenüber den weiblichen Hauptfiguren. Zwei Szenen, die Vergewaltigung von Cersei Lannister (Lena Headey) durch ihren Bruder Jaimie (Nikolai Coster-Waldau) neben der Leiche ihres gemeinsamen Sohnes und die Vergewaltigung von Sansa (Sophie Turner) durch ihren aufgezwungenen Ehemann Ramsay Bolton (Iwan Rheon) erhitzen die Gemüter – und die Showrunner D.B. Weiss und David Benioff beugen sich nach dem öffentlichen Aufschrei offenbar dem Druck und ziehen daraus ihre Konsequenz.
Jeremy Podeswa, der zwei Folgen der fünften Staffel inszeniert hat und auch die ersten beiden Episoden von Staffel 6 drehte, verriet jetzt in einem Interview, dass die beiden aufgrund der empörten Reaktionen einige Anpassungen für die kommende Staffel vorgenommen haben. Dabei betonte er, dass die öffentliche Meinung nie Selbstzensur zur Folge haben sollte, doch was er beschreibt, klingt durchaus danach: (aus dem Englischen)
Weiss und Benioff haben auf die Diskussion reagiert und einige Dinge wurden folglich geändert. Es ist wichtig, dass die Produzenten sich nicht selbst zensieren. Die Serie zeigt eine brutale Welt, in der furchtbare Dinge geschehen. Sie wollten sich nicht zu sehr von dieser Kritik beeinflussen lassen, aber sie haben sie wahrgenommen und sie hat ihre Entscheidungen in gewisser Hinsicht natürlich beeinflusst.
Ob man dies nun für den richtigen Schritt hält oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Es ist allerdings immer ein wenig fragwürdig, wenn die kreativen Entscheidungen der Serienmacher durch öffentliche Kontroverse beeinflusst werden und nicht durch eigene Einsicht. Damit meine ich keineswegs, dass "Game of Thrones" unbedingt jede Menge sexueller Übergriffe benötigt, um die Geschichte voranzubringen, doch wenn man sich erst einmal in einem Punkt der öffentlichen Wahrnehmung beugt, öffnet das das Tor zu weiteren Zugeständnissen und das ist vermutlich nicht in dem Sinne der Serienfans.
Dem Erfolg tat die Kontroverse keinerlei Abbruch. Nicht nur war die fünfte Staffel die meistgesehene der Serie, bei den Emmys stellte sie im Sommer sogar einen neuen Rekord auf.