Daniel Day-Lewis in Gangs of New York (2002) © Miramax
Quelle: Deadline
Martin Scorsese ist unumstritten einer der bemerkenswertesten und einflussreichsten US-amerikanischen Filmemacher aller Zeiten, der seit rund 50 Jahren schon konsistent hochwertige, vielfältige Beiträge zum Kino leistet. Heutzutage ist Scorsese ein Titan des anspruchsvollen, aber zugänglichen Kinos, dem Streamer wie Netflix und Apple TV+ gigantische Budgets zur Verfügung stellen, damit er exklusiv für sie prestigeträchtige Oscarkandidaten dreht. Doch lange Zeit waren Scorseses Filme lediglich einem Nischenpublikum eingefleischter Cineasten vorbehalten. Trotz Klassiker wie Taxi Driver, Wie ein wilder Stier, GoodFellas und Casino sowie zahlreicher Oscarnominierungen, hatte Scorsese in den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern kaum nennenswerte kommerzielle Hits.
Die Wende für Scorseses Mainstream-Bekanntheit kam vor ziemlich genau 20 Jahren mit dem historischen Epos Gangs of New York. Die erste Zusammenarbeit mit seiner Muse Leonardo DiCaprio war Scorseses bis dahin teuerster Film und mit fast $200 Mio Einspiel weltweit auch sein umsatzstärkster. Zehn Oscarnominierungen setzten dem Erfolg eine Krone auf und brachten Scorsese erstmals seit über zehn Jahren ins Oscar-Rennen zurück. Zwar ging der Film in jeder Kategorie leer aus, Scorsese war jedoch angesagter denn je und baute auf dem Erfolg mit weiteren DiCaprio-Filmen Aviator, Departed – Unter Feinden, Shutter Island und The Wolf of Wall Street auf, die ihm nicht nur den Oscarerfolg, sondern auch größere kommerzielle Erfolge eingebracht haben.
Die Faszination mit den New Yorker Gangs im 19. Jahrhundert endete für Scorsese jedoch nicht mit seinem Film und 2013 war eine Serienadaption von Herbert Asburys Sachbuchvorlage zu Gangs of New York von Scorsese im Gespräch. Damals ist daraus zwar nichts geworden, doch jetzt ist abermals eine "Gangs of New York"-Serie in Arbeit und wird deutlich konkreter. Brett Leonard ("Taboo") schrieb das Drehbuch, das anderen Charakteren folgen soll als Scorseses Film und Scorsese war von seinem Skript so angetan, dass er die Serienadaption nicht nur produzieren, sondern auch bei den ersten zwei Episoden selbst Regie führen wird. Es ist nicht sein erster Ausflug ins TV-Geschäft. Er inszenierte jeweils die Pilotfolgen zu HBOs "Boardwalk Empire" und "Vinyl" und produzierte beide Serien. Für seine Arbeit an "Boardwalk Empire" wurde er mit dem Regie-Emmy ausgezeichnet. Noch nie zuvor inszenierte er jedoch gleich zwei Folgen einer Serie.
"Gangs of New York" wird von Miramax TV entwickelt und wird demnächst interessierten Fernsehsendern und Streaming-Diensten angeboten werden, wobei ich sehr großes Interesse an einer neuen Scorsese-Serie vermute und auf HBO, Netflix oder Apple TV+ als ihre künftige Plattform tippe. Hoffentlich hält die Serie länger durch als Scorseses "Vinyl", die erst um eine zweite Staffel verlängert, dann aber doch abrupt abgesetzt wurde.