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Selbstverständlich enthält der Artikel große Spoiler zum Ende von Get Out!
Quelle: Entertainment Weekly
Ob als Horrorfilm, Psychothriller, Satire oder ein Kommentar zur Rassismus-Debatte – Jordan Peeles Regiedebüt Get Out funktioniert auf vielen Ebenen gleichermaßen gut und gehört absolut zu Recht zu den bestrezensierten Filmen, die dieses Jahr in die Kinos kamen. Für ein Budget von nur $3,5 Mio produziert, hat der Streifen weltweit bereits mehr als $200 Mio eingespielt und hat sich mit der sensiblen Thematik der Rassenspannung besser auseinandergesetzt als die meisten Prestigedramen der letzten Jahre, ohne dabei jedoch den Spannungsfaktor zu vernachlässigen. Bis zum Schluss zieht Get Out den Zuschauern erfolgreich den Teppich unter den Füßen weg. Wer hat den Film gesehen und am Ende, als sich das Blaulicht in Chris' Gesicht reflektierte, nachdem er seine verräterische Freundin fast erwürgt hat, nicht geglaubt, dass der weiße Polizist aus dem ersten Akt auftauchen und Chris für das Massaker an der Armitage-Familie verhaften oder gar an Ort und Stelle erschießen würde? Es schien so naheliegend, so offensichtlich und passend zu den traurigen Tötungen von unschuldigen Afroamerikanern durch die Polizei. Doch auch hier widersetzte sich der Film den Erwartungen und servierte den Zuschauern ein verdientes Happy End (zumindest vorerst), indem er Chris' Kumpel Rod ihn abholen ließ.
Doch das war ursprünglich gar nicht so geplant. Das erste Ende, das Jordan Peele im Sinn hatte, war mehr oder weniger genau der düstere Ausgang, den viele Zuschauer erahnten bzw. befürchteten. Zwei weiße Polizisten verhaften Chris für den Mord an Rose und ihrer Familie und er landet im Knast, ohne eine Aussicht auf Entlastung. Es wäre ein Ende, das zum aktuellen Klima in den USA gepasst hätte. Doch zum Glück entschied sich der Regisseur letztlich doch dagegen, denn er war der Meinung, dass die Zuschauer ein positives Gefühl am Ende und der Protagonist, nach der Hölle, die er durchleiden musste, ein glückliches Ende verdient. Der Afroamerikaner sollte nicht mehr das Opfer sein, sondern zumindest in dieser filmischen Fantasiewelt triumphieren. Und obwohl ich düsteren, bösen Auflösungen wie in Sieben oder Der Nebel durchaus zugetan bin, war ich sehr froh, dass Peele bei dem Film nicht diesen Weg ging – gerade weil es in diesem Fall das vorhersehbare Ende gewesen wäre, auch wenn es damit einer der wenigen Horrorfilme wäre, bei dem es eine schlechte Sache ist, dass die Cops am Ort des Verbrechens auftauchen.
Wie das ursprüngliche Ende ausgesehen hat, könnt Ihr in dem Video unten sehen. Auf der DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung des Films soll es später enthalten sein. Da Universal sehr effizient dabei vorgeht, das Ende überall zu entfernen, schaut hier rein, falls das Video (wieder einmal) nicht funktioniert.
Welches Ende findet Ihr besser?
Falls Ihr Get Out noch nicht gesehen habt (und aus unerdenklichen Gründen den Artikel dennoch gelesen habt), kann ich ihn Euch dringend ans Herz legen!