Samuel L. Jackson in Glass © 2019 Universal Pictures
Quelle: Comicbook
Nach seinem phänomenalen Durchbruch als Regisseur und Autor von The Sixth Sense wurde M. Night Shyamalan von einigen als "der neue Steven Spielberg" gepriesen. Das Lob und der Erfolg hielten auch mit seinen nächsten Filmen Unbreakable – Unzerbrechlich und Signs – Zeichen an, doch bereits ab The Village – Das Dorf kam die Wende. Shyamalan’sche Twists wurden zu einem Markenzeichen und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Es folgte eine Welle von zunehmend schwächeren Filmen wie Das Mädchen aus dem Wasser, Die Legende von Aang und die grotesk schlechten The Happening und After Earth. Erst mit seinem Low-Budget-Psychothriller The Visit gewann Shyamalan einige Fans zurück und setzte mit Split noch einen drauf. Es schien als seien die Zeiten, in denen Shyamalan bei Kritikern und Kinogängern in Ungnade gefallen war, endlich vorbei.
Der Hype für seinen neusten Film Glass, der die Welten von Unbreakable und Split zusammenbrachte, war groß. Ursprünglich war Unbreakable von Shyamalan als Trilogie konzipiert, doch es schien lange Zeit so, als lägen diese Pläne auf Eis – bis zu überraschenden letzten Szene von Split. Glass sollte der krönende Abschluss werden. Es gab auch jeden Grund, sich darauf zu freuen, denn sowohl Unbreakable als auch Split gehören zu den besten Werken des Filmemachers. Glass tut es leider nicht. Selten habe ich nach einer so großen Vorfreude einen so antiklimatischen Abschluss einer Trilogie erlebt. James McAvoy gab im Film wieder alles, doch es war nicht genug, um diesen drögen, selbstwichtigen Streifen zu retten. Das Szenenbild von Samuel L. Jackson aus dem Film repräsentiert perfekt das Gefühl, das ich bei Glass im Kino hatte.
Tatsächlich sahen es viele Kritiker ähnlich und verpassten Glass deutlich schlechtere Rezensionen als seinem Vorgänger. Zwar erreichten sie nicht das Niveau der Totalausfälle wie The Happening oder After Earth, doch Shyamalan hat sich die Reaktionen auf das Ende der Trilogie, die ihm sehr am Herzen lag, anders vorgestellt. Bei einem neuen Interview enthüllte er sogar, dass die negativen Kritiken ihn zum Weinen brachten: (aus dem Englischen)
Ich war in London, als ich gehört habe, dass die US-Rezensionen für Glass schlecht waren. Ich saß in der Maske für eine TV-Sendung, und ich habe geweint.
Wir kamen gerade von Londoner Vorführungen zurück, die durch die Decke positiv waren. Wir hatten nur großartige Screenings des Films rund um die Welt. Also war ich unvorbereitet. Ich hatte dieses trügerische Gefühl, Teil einer sicheren Gruppe zu sein. Aber Junge, habe ich mich verzweifelt gefühlt an dem Tag. Ganz ehrlich, ich dachte: "Werden sie mich nie anders sein lassen, ohne mich auf einen Müllhaufen zu werfen?" Das Gefühl der Wertlosigkeit hat mich übermannt, und um ehrlich zu sein, es verlässt mich nie wirklich. Aber dennoch, der Film machte sein Ding, oder? Er wurde Nummer 1 in jedem Land der Welt und er repräsentiert meine Überzeugungen.
Ja, wenn man die Qualität des Films an seinem Kassenerfolg messen möchte, dann war Glass für Shyamalan ein Volltreffer. Bei einem Budget von $20 Mio spielte er weltweit fast $250 Mio ein. Ich kann es auch sehr gut nachvollziehen, dass es für jemanden verletzend ist zu lesen, wie jemand seine Arbeit zerreißt, hinter der er voller Leidenschaft steht. Doch das ändert nichts daran, dass Glass für mich die bislang größte Enttäuschung des Jahres ist. Mir trieb der Film auch Tränen in die Augen – Tränen der Langeweile.