Die jährlichen Kinocharts setzen sich fast ausschließlich aus großen Hollywood-Blockbustern und Animationsfilmen zusammen, doch schaut man sich die Oscarnominierungen der jeweiligen Jahre an, sucht man die meisten dieser Filme vergeblich. Natürlich gibt es gelegentliche Ausnahmen wie Wicked, Avatar, Der Herr der Ringe, Top Gun: Maverick oder Dune, doch die meisten oscarnominierten Filme sind eher kleinere Dramen oder Tragikomödien, die mit bescheidenen Budgets produziert wurden. So kostete der diesjährige Oscargewinner Anora lediglich sechs Millionen US-Dollar und spielte weltweit knapp über 50 Millionen ein.
Es gibt jedoch eine Oscarkategorie, in der Blockbuster für gewöhnlich dominieren: die besten visuellen Effekte. In dieser Kategorie kommen sie ins Rampenlicht. Dank dieser Kategorie konnten auch Filme wie Der goldene Kompass, Independence Day und Spider-Man 2 Oscars gewinnen. Allerdings hat sich in den vergangenen zehn Jahren gezeigt, dass man nicht zwingend das größte Budget braucht, um auch die besten Effekte zu haben. Eine der größten Überraschungen in der Effekte-Kategorie gelang 2016 Ex Machina, als die 15-Millionen-Dollar-Produktion sich gegen die viel teurere Konkurrenz aus Mad Max: Fury Road, The Revenant, Star Wars: Das Erwachen der Macht und Der Marsianer durchgesetzt hat. Ein ähnlicher Triumph war auch die hochverdiente Auszeichnung von Godzilla Minus One für seine Effekte vorletztes Jahr. Nicht nur war es der allererste Oscar überhaupt für einen Godzilla-Film, es war auch der erste Effekte-Oscar, den eine nicht-englischsprachige Produktion gewonnen hat.
Was Regisseur Takashi Yamazaki, der auch hauptverantwortlich für die Effekte des Films war, mit einem kleinen Team aus nur 35 Leuten und einem geschätzten Budget von 10 bis 15 Millionen US-Dollar – nur ein Bruchteil der Budgets von Hollywoods MonsterVerse-Filmen – bewerkstelligt hat, war erstaunlich und hat die Anerkennung auch verdient. Nach dem weltweiten Kritiker- und Kassenerfolg des Films kündigte Toho einen neuen Godzilla-Film an, für den Yamazaki als Regisseur, Autor und Effektekünstler zurückkehren wird.
Einen Starttermin hat der nächste japanische Godzilla-Film noch nicht, und es ist auch unklar, ob er eine direkte Fortsetzung von Minus One sein oder eine komplett andere Geschichte erzählen wird. Bei einer Preisverleihung der Visual Effects Society in Los Angeles hat Yamazaki jedoch verraten, dass er bereits am Drehbuch arbeitet und Storyboards für den Film entwirft. Zudem hat er enthüllt, dass er nach dem Erfolg des letzten Films voraussichtlich ein höheres Budget von Toho für den nächsten bekommen wird. Wie viel höher, hat er jedoch nicht spezifiziert. Nach Hollywood-Maßstäben wird es vermutlich immer noch ein verschwindend geringer Betrag sein.
Wer mit so wenig Geld so viel auf die Beine stellen kann, weckt natürlich auch Hollywoods Interesse. Yamazaki wird für Sony Pictures und Star-Trek– und Star-Wars-Regisseur J.J. Abrams sein englischsprachiges Debüt mit dem Titel Grandgear inszenieren. Jegliche Plotdetails dazu sind noch geheim, aber wir können guten Gewissens davon ausgehen, dass es kein kleines Oscardrama werden wird.
Quelle: Variety