Bevor ich im Detail auf die einzelnen Gewinner und Verlierer eingehe, muss ich an dieser Stelle, wie jedes Jahr, in Erinnerung rufen, dass obwohl die Golden Globes der zweitwichtigste Film- und Serienpreis in den USA ist (nach jeweils den Oscars und den Emmys), deren Zusammenhang mit den beiden häufig überschätzt wird. Die Oscars und die Emmys werden von der Film- und Serienindustrie selbst gewählt, während die Globes ausschließlich Kritikerpreise sind. Verliehen werden sie von der Hollywood Foreign Press Association (HFPA), knapp 90 internationalen Filmjournalisten, die in Los Angeles tätig sind und (mit einer einzigen Ausnahme) keinerlei Einfluss auf die Oscars haben.
Das Image der Golden Globes selbst hat allerdings schon eine Wirkung, denn die Nominees und Sieger der Golden Globes lenken sicherlich mehr Aufmerksamkeit auf sich, auch seitens der Academy-Mitglieder, die später über die Oscars bestimmen. Allerdings haben nur fünf der zehn letzten "Bester Film"-Sieger bei den Oscars zuvor auch den Golden Globe in der gleichen Kategorie gewonnen.
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri gilt seit dem Publikumspreis beim Toronto International Film Festival als einer der größten Oscarfavoriten von 2017. Bis auf die merkwürdige Auslassung des Films seitens der National Board of Review ist er bislang auf jeder für das Oscar-Rennen halbwegs relevanten Liste aufgetaucht und erhielt auch die sehr begehrte SAG-Nominierung für sein Ensemble. Vier gewonnene Golden Globes stärken auf jeden Fall die Position des Films. Gerade weil er auch für sein Drehbuch gewonnen hat, für das es bei den Globes nur eine einzelne Kategorie gibt, ist ein Zeichen von Stärke. Man darf aber auch Beispiele wie The Social Network und Brokeback Mountain nicht vergessen, die ebenfalls vier Golden Globes gewonnen haben, bei den Oscars aber den Hauptpreis verpassten.
Während Three Billboards vier von seinen sechs Nominierungen in tatsächliche Siege umsetzen konnte, war der meistnominierte Film im Vorfeld Shape of Water – Das Flüstern des Wassers mit sieben Nennungen. In zwei Kategorien hat der Film auch gewonnen: "Beste Regie" und "Beste Filmmusik". Da allerdings die Regie-Gewinner zwischen den Globes und den Oscars nur in vier der letzten zehn Jahre übereinstimmten, ist es nicht zwingend ein großartiges Zeichen für Guillermo del Toros Oscarchancen. Es gilt aber anzumerken, dass seit 2004 jeder spätere Regisseur, der den Oscar gewonnen hat, zuvor eine Globes-Nominierung erhielt. Das bedeutet, dass Guillermo del Toro, Ridley Scott, Christopher Nolan, Martin McDonagh und Steven Spielberg aktuell die besten Chancen haben, wobei Scott und mit ziemlicher Sicherheit auch Spielberg deutlich hinter ihren drei Konkurrenten im Rennen sind.
Der größte Verlierer des Abends war Steven Spielbergs Journalismusdrama Die Verlegerin, der trotz sechs Nominierungen leer ausging. Weitere Nullnummern waren Greatest Showman, Call Me By Your Name, Dunkirk und Alles Geld der Welt trotz jeweils drei Nominierungen. Eine besonders schöne Überraschung für Deutschland war der Sieg von Fatih Akins Aus dem Nichts in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film". Allerdings erwarte ich nicht, dass sich das auch bei den Oscars wiederholt. Nur neun der letzten 20 Golden-Globe-Gewinner in der Kategorie wurden auch mit einem Oscars später ausgezeichnet.
Unter den Serien dominierte, wie schon bei den Emmys, "Big Little Lies". Der Verlierer war "Feud: Bette vs. Joan". Ryan Murphys Miniserie konnte keine ihrer vier Nominierungen in einen Sieg verwandeln. Dafür überraschte "The Marvelous Mrs. Maisel" mit zwei Siegen bei nur zwei Nominierungen. "Will & Grace" gehört weiterhin der Rekord von meisten Golden-Globe-Nominierungen für eien Serie (29) ohne einen einzigen Sieg. Sowohl Eric McCormack aus der Serie als auch Liev Schreiber aus "Ray Donovan" brachten die Gesamtzahl ihrer Globe-Nominierungen auf sechs, ohne auch nur einmal gewonnen zu haben. Nur Debra Messing und Bea Arthur haben noch mehr sieglose Nominierungen (jeweils acht).