Bohemian Rhapsody und Green Book gewinnen bei den 76. Golden Globes

Zunächst einmal einige Worte zu der Verleihung selbst. Als riesiger Fan von Andy Samberg durch The Lonely Island und "Brooklyn Nine-Nine" habe ich mich sehr auf die Moderation von Sandra Oh und ihm gefreut, und muss leider sagen, dass sie zu wünschen übrig ließ. Gerade die Eröffnung der beiden war weit von der urkomischen Gagparade aus den Zeiten von Ricky Gervais oder dem Duo Tina Fey/Amy Poehler entfernt. Manche Ideen (Grippeimpfung?!) waren eher bizarr denn lustig. Das komödiantische Highlight des Abends kam von unerwarteter Stelle: Christian Bales Dankesrede für den Golden Globe als "Bester Hauptdarsteller (Komödie/Musical)", in der er sich bei Satan für die Inspiration für die Rolle von Dick Cheney bedankte, gehört zu den besten Reden dieser Art bei einer Preisverleihung, die ich jemals gehört habe. Unbedingt auf YouTube naschauen! Äußerst sympathisch waren auch Olivia Colman und Sandra Oh in ihren Dankesreden.

Überraschend war, dass Trump und seine Regierung kaum erwähnt wurden. Deutlich weniger überraschend war, dass Gleichberechtigung der Geschlechter und Frauen-Power in jeder zweiten Rede Erwähnung fanden. Hätte man daraus ein Trinkspiel gemacht und bei jedem Verweis einen Schluck genommen, hätte man es vermutlich nicht einmal bis zur Mitte der Veranstaltung durchgehalten. Es gilt schließlich, Jahrzehnte an Ungerechtigkeit wiedergutzumachen.

Doch nun zu den eigentlichen Preisen. Zunächst ein kurzer Exkurs darüber, was die Golden Globes eigentlich sind und weshalb ihre Aussagekraft hinsichtlich der Oscars begrenzt ist. Die Golden Globes werden von der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) verliehen, einem Verband von internationalen, in Hollywood ansässigen Filmjournalisten. Es sind also letztlich nichts anderes als sehr prestigeträchtige Kritikerpreise. Die Oscars werden hingegen von Industrieleuten selbst (Schauspielern, Filmemachern, Cuttern, Produzenten usw.) bestimmt. Das ist eine wichtige Unterscheidung und erklärt die Diskrepanzen zwischen den beiden Auszeichnungen. Insgesamt gehören der HFPA etwa 90 Journalisten aus 55 Ländern an. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences zählt fast 8000 Mitglieder, die über die Oscars bestimmen. Nur fünf der letzten zehn "Bester Film"-Gewinner bei den Oscars wurden zuvor mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Letztes Jahr räumte beispielsweise Three Billboards Outside of Ebbing, Missouri bei den Globes ab, doch Shape of Water schnappte sich den Oscar als "Bester Film".

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Doch Statistik hin oder her, Bohemian Rhapsodys Sieg als "Bester Film" ist in vielerlei Hinsicht schockierend. Genau wie A Star Is Born, wurde der Film vom Studio in der Drama-Kategorie eingereicht, obwohl vergleichbare Filme wie Ray oder Walk the Line in der Komödie/Musical-Kategorie nominiert wurden. In zwei Kategorien wurde Bohemian Rhapsody nominiert und gewann in beiden auch. Bemerkenswert ist daran, dass Bohemian Rhapsody zum ersten Film seit Der Duft der Frauen vor 26 Jahren wurde, der "Bester Film (Drama)" ohne eine Nominierung für seinen Regisseur gewonnen hat. A Star Is Born und BlackKklansman wurden als klare Favoriten in der Kategorie gehandelt mit jeweils fünf bzw. vier Nominierungen. Beide hatten außerdem Regie-Nominierungen, was in der Regel ein großer Vorteil ist. Zudem kann ich mich nicht erinnern, wann ein Film mit vergleichbar durchwachsenen Rezensionen in der Presse den Hauptpreis bei den Globes gegen erheblich besser aufgenommene Filme gewonnen hat.

Vor den Golden Globes war Bohemian Rhapsody noch ein Wackelkandidat, was eine Oscarnominierung als "Bester Film" angeht. Da es jedoch mehr als 50 Jahre her ist, seit ein Film den Golden Globe in der Kategorie gewonnen hat, aber nicht für den Oscar nominiert wurde, sehen seine Chancen jetzt rosig aus.

Green Book, der diesjährige Feelgood-Film mit Anti-Rassismus-Botschaft, der schon beim Toronto International Film Festival den Publikumspreis gewonnen hat, ist der größte Sieger der Verleihung, denn er hat den Drehbuchpreis gewonnen, bei dem die Globes zwischen Originaldrehbuch und adaptiertes Drehbuch nicht unterscheiden, was die Kategorie noch heißer umkämpft macht. Green Book fehlt zwar die wichtige Nominierung für sein Ensemble seitens der Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild, aber ansonsten gehört der Film nach den Globes zu den größten Favoriten der Saison.

Die großen Verlierer der Golden Globes waren A Star Is Born und BlackKklansman. Letzterer gewann trotz vier Nominierungen keinen einzigen Preis. A Star Is Born musste sich mit dem Globe für "Bestes Filmlied" abfinden.

Besonderes Augenmerk gilt Alfonso Cuaróns Roma. Der Film gewann den Regiepreis und die Auszeichnung als "Bester fremdsprachiger Film". In der Hauptkategorie "Bester Film" war er nicht zugelassen, da darin nur englischsprachige Filme nominiert werden dürfen. Es ist schwer vorzustellen, dass Roma darin gegen Bohemian Rhapsody verloren hätte.

Bei den TV-Preisen triumphierte endlich und verdient "The Americans" mit der finalen Season. Es war das allererste Mal überhaupt, dass die HFPA die Spionageserie nominiert hat. Zum Abschluss gab es dann die größte Anerkennung. Überraschenderweise verloren jedoch ihre beiden Hauptdarsteller Matthew Rhys und Keri Russell jeweils gegen Richard Madden bzw. Sandra Oh. Netflix' "The Kominsky Method" war der große Sieger unter Comedyserien, während Rachel Brosnahan für "The Marvelous Mrs. Maisel" ihren zweiten Golden Globe in Folge abräumte.

Wie fandet Ihr die diesjährigen Gewinner?

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