Golden Globes 2020: Once Upon a Time in Hollywood und 1917 räumen ab

Eins vorweg: Auch wenn es für viele nicht die wichtigste Kategorie sein dürfte, der größte Überraschungssieger des Abends war Mister Link, der als "Bester Animationsfilm" ausgezeichnet worden ist. Seine Macher schienen genauso über den Sieg erstaunt gewesen zu sein wie auch alle Zuschauer. Nicht dass es ein schlechter Film ist, doch ich hätte auf ihn als letzten aus der Kategorie getippt. Es ist der vermutlich bislang schwächste Film der Animationsschmiede Laika, er floppte im Gegensatz zu seinen vier Konkurrenten an den Kinokassen und wurde auch nicht in der Kritik übermäßig gepriesen. Die Globes nominierten zuvor Laikas Coraline und Kubo – Der tapfere Samurai, ließen aber ParaNorman und Die Boxtrolls aus. Dass die HFPA jetzt ausgerechnet Laikas unauffälligsten Film gegen A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando und Drachenzähmen leicht gemacht 3 vorzieht, kann ich mir nur dadurch erklären, dass die Wähler keine Fortsetzungen oder Remakes mögen, denn das schließt den Rest der Kategorie aus.

Der große Verlierer des Abends war tatsächlich Martin Scorseses The Irishman, der bei fünf Nominierungen leer ausging. Dicht dahinter liegt Die zwei Päpste mit vier Nominierungen und null Siegen. Auch die Miniserie "Unbelievable" erhielt bei vier Nominierungen keine Auszeichnungen. Was haben diese drei Produktionen gemeinsam? Sie sind alle von Netflix. Denn Netflix ist der wahre große Verlierer des Abends. Mit insgesamt 31 Nominierungen (14 bei Filmen und 17 bei Serien) ging der Streamer als Favorit ins Rennen – und gewann letztlich nur zwei Globes, einmal für Laura Dern (Marriage Story) und einmal für Olivia Colman ("The Crown"). Ob es nun Zufall war oder ob innerhalb der HFPA die Ablehnung gegenüber Netflix ausgeprägt ist, darüber kann man nur rätseln. Mit 1917 und Once Upon a Time in Hollywood wurden jedenfalls Filme ausgezeichnet, die in mehrfacher Hinsicht für den Erhalt des Kinoerlebnisses werben und die Magie des Kinos propagieren. Gerade Scorsese ist eigentlich ein Liebling der Globes. Für Gangs of New York, Departed – Unter Feinden und Hugo Cabret hat er alleine in den letzten 17 Jahren drei Regie-Globes gewonnen. Für Aviator gab es den "Bester Film (Drama")-Golden-Globe. Dass einer seiner umjubeltsten Filme überhaupt ganz leer ausgeht, ist etwas kurios.

Zugleich gingen die Globes mit der Auszeichnung von Sam Mendes' 1917 ganz klar gegen die bisherigen Favoriten der Kritikerpreise, die vor allen Parasite (der hier als "Bester Film" nicht zulässig war, aber zumindest Regie hätte gewinnen können) und The Irishman bevorzugen. Für den Streifen ist es ein ganz großer Push im Oscar-Rennen.

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Quentin Tarantino gewann derweil seinen dritten Drehbuch-Globe (nach Pulp Fiction und Django Unchained), doch erstmals wurde auch ein Film von ihm in der Hauptkategorie ausgezeichnet. Natürlich profitierte Once Upon a Time in Hollywood auch davon, dass er in der weniger hart umkämpften "Komödie/Musical"-Kategorie dabei war. Brad Pitt bleibt nach seinem Sieg der klare Favorit in der Nebendarsteller-Kategorie, was ich jedoch angesichts seiner eindeutigen Hauptrolle in dem Film für etwas unberechtigt halte. Aber solcher "Kategoriebetrug" ist ja im Oscar-Rennen nichts Neues. Überraschend, wenn auch nicht unverdient ist Taron Egertons Sieg für Rocketman, bei dem er sich gegen Leonardo DiCaprio durchgesetzt hat. Ob er sich auch bei den Oscars unter die Nominees in der sehr kompetitiven Kategorie einschleichen können wird?

Am 13. Januar werden die Oscarnominierungen bekanntgegeben werden. Dann werden wir erfahren, welche Globes-Anwärter auch bei den Oscars noch im Rennen sind.

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