Die Golden Globes, die häufig (fälschlicherweise) als wichtigste Prädiktoren der Oscars gesehen werden, haben ihr Urteil gefällt. Bei der 82. Verleihung der Auszeichnungen, über die mehr als 300 internationale Journalisten aus 75 Ländern abstimmen, wurden Brady Corbets dreieinhalbstündiges Epos Der Brutalist und Jacques Audiards Emilia Pérez mit den Hauptpreisen für Filme ausgezeichnet, während "Shōgun" alle vier Golden Globes abgeräumt hat, für die die atemberaubende Historienserie nominiert war.
Nach zahlreichen Skandalen wegen Korruption und mangelnder Diversität wurde die Hollywood Foreign Press Association (HFPA), die früher über die Golden Globes abgestimmt hat, vorletztes Jahr aufgelöst. Eine private Investorengruppe erwarb die Rechte an den Golden Globes und kündigte große Reformen an. Bisherige 95 Mitglieder der HFPA stimmen zwar weiterhin mit ab, jedoch wurde die Mitgliederzahl mehr als verdreifacht.
Letztes Jahr ging Barbie mit den meisten Nominierungen (9) ins Rennen, doch Oppenheimer wurde mit fünf Auszeichnungen der große Sieger des Abends und räumte später auch sieben Oscars ab. Diesmal war Emilia Pérez der meistnominierte Film der Verleihung und mit zehn Nennungen der zweitmeistnominierte Film in der Geschichte der Golden Globes, lediglich hinter Robert Altmans Nashville, der elfmal nominiert war. Vier seiner Nominierungen konnte Emilia Pérez auch in Siege umsetzen, darunter als bester Film in der Kategorie Komödie/Musical. Dabei setzte er sich gegen den Cannes-Sieger und Kritikerliebling Anora durch, der trotz fünf Nominierungen komplett leer ausging und einer der größten Verlierer der Verleihung war.
Hingegen triumphierte Der Brutalist mit drei Auszeichnungen, darunter für besten Film (Drama) und beste Regie, die nicht in Genre-Kategorien unterteilt wird. Der Golden Globe für das beste Drehbuch ging jedoch an Konklave. Eine Überraschung war die Auszeichnung von Demi Moore als beste Hauptdarstellerin (Komödie/Musical) für The Substance gegen Mikey Madison aus Anora, Cynthia Erivo aus Wicked und Karla Sofía Gascón aus Emilia Pérez.
Haben letztes Jahr noch fünf Filme mehr als einen Golden Globe gewonnen, waren es diesmal mit Emilia Pérez und Der Brutalist nur zwei. Bei den Serien dominierte "Shōgun", während "Rentierbaby" und "Hacks" jeweils zwei Preise einheimsen konnten. Besonders erfreulich war für mich die Auszeichnung von Colin Farrell für "The Penguin". Es war das erste Mal, das ein Schauspieler oder eine Schauspielerin für eine TV-Comicadaption bei den Golden Globes prämiert wurde.
Auch wenn man meinen könnte, dass Emilia Pérez und Der Brutalist jetzt im Oscar-Rennen die Nase klar vorne haben, sollte man nicht vergessen, dass es nahezu keine Überschneidung zwischen den Academy-Mitgliedern und den Wähler:innen der Golden Globes gibt. Während letztere von Journalisten verliehen werden, wird über die Oscars von Schauspielern, Filmschaffenden und anderen Industrieleuten abgestimmt. Daher ist die Vorhersagekraft der Golden Globes für die Oscars nur mit Vorsicht zu genießen. Man sollte nicht die Jahre vergessen, in denen La La Land, The Social Network, Boyhood, Brokeback Mountain oder Avatar bei den Golden Globes abgeräumt haben, nur um später bei den Oscars den Hautpreis zu verlieren.
Unten findet Ihr alle Nominierungen und Gewinner:innen (in grün) der diesjährigen Golden Globes:
FILME
Bester Film (Drama)
Der Brutalist
Konklave
Like a Complete Unknown
Dune: Part Two
Nickel Boys
September 5 – The Day Terror Went Live
Bester Film (Komödie/Musical)
Anora
Challengers – Rivalen
Emilia Pérez
Wicked
The Substance
A Real Pain
Beste Regie
Jacques Audiard (Emilia Pérez)
Sean Baker (Anora)
Brady Corbet (Der Brutalist)
Coralie Fargeat (The Substance)
Payal Kapadia (All We Imagine as Light)
Edward Berger (Konklave)
Bester Hauptdarsteller (Drama)
Ralph Fiennes (Konklave)
Adrien Brody (Der Brutalist)
Timothée Chalamet (Like a Complete Unknown)
Daniel Craig (Queer)
Colman Domingo (Sing Sing)
Sebastian Stan (The Apprentice – The Trump Story)
Beste Hauptdarstellerin (Drama)
Fernanda Torres (I’m Still Here)
Kate Winslet (Die Fotografin)
Tilda Swinton (The Room Next Door)
Nicole Kidman (Babygirl)
Angelina Jolie (Maria)
Pamela Anderson (The Last Showgirl)
Bester Hauptdarsteller (Komödie/Musical)
Jesse Eisenberg (A Real Pain)
Hugh Grant (Heretic)
Sebastian Stan (A Different Man)
Jesse Plemons (Kinds of Kindness)
Gabriel LaBelle (Saturday Night)
Glen Powell (A Killer Romance)
Beste Hauptdarstellerin (Komödie/Musical)
Demi Moore (The Substance)
Cynthia Erivo (Wicked)
Amy Adams (Nightbitch)
Mikey Madison (Anora)
Karla Sofía Gascón (Emilia Pérez)
Zendaya (Challengers – Rivalen)
Bester Nebendarsteller
Kieran Culkin (A Real Pain)
Yura Borisov (Anora)
Edward Norton (Like a Complete Unknown)
Guy Pearce (Der Brutalist)
Jeremy Strong (The Apprentice – The Trump Story)
Denzel Washington (Gladiator II)
Beste Nebendarstellerin
Margaret Qualley (The Substance)
Zoe Saldaña (Emilia Pérez)
Isabella Rossellini (Konklave)
Selena Gomez (Emilia Pérez)
Ariana Grande (Wicked)
Felicity Jones (Der Brutalist)
Bester Animationsfilm
Flow
Alles steht Kopf 2
Der widle Roboter
Memoir of a Snail
Vaiana 2
Wallace & Gromit: Vergeltung mit Flügeln
Bester fremdsprachiger Film
Emilia Pérez (Frankreich)
All We Imagine as Light (Indien)
Das Mädchen mit der Nadel (Dänemark)
Die Saat des heiligen Feigenbaums (Deutschland)
I’m Still Here (Brasilien)
Vermiglio (Italien)
Bestes Drehbuch
Jacques Audiard (Emilia Pérez)
Peter Straughan (Konklave)
Brady Corbet & Mona Fastvold (Der Brutalist)
Sean Baker (ASnora)
Jesse Eisenberg (A Real Pain)
Coralie Fargeat (The Substance)
Beste Filmmusik
Trent Reznor & Atticus Ross (Challengers – Rivalen)
Voklker Bertelmann (Konklave)
Kris Bowers (Der wilde Roboter)
Clément Ducol und Camille (Emilia Pérez)
Daniel Blumberg (Der Brutalist)
Hans Zimmer (Dune: Part Two)
Bester Song
"Beautiful That Way" (The Last Showgirl)
"Compress/Repress" (Challengers – Rivalen)
"El Mal" (Emilia Pérez)
"Mi Camino" (Emilia Pérez)
"Forbidden Road" (Better Man – Die Robbie Williams Story)
"Kiss the Sky" (Der widle Roboter)
Cinematic & Box Office Achievement
Alien: Romulus
Beetlejuice Beetlejuice
Deadpool & Wolverine
Gladiator II
Alles steht Kopf 2
Twisters
Wicked
Der wilde Roboter
SERIEN/TV-FILME
Beste Serie (Drama)
"The Day of the Jackal"
"Diplomatie"
"Shōgun"
"Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb"
"Squid Game"
"Mr. & Mrs. Smith"
Bester Hauptdarsteller (Drama)
Hiroyuki Sanada ("Shōgun")
Donald Glover ("Mr. & Mrs. Smith")
Jake Gyllenhaal ("Aus Mangel an Beweisen")
Gary Oldman ("Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb")
Billy Bob Thornton ("Landman")
Eddie Redmayne ("The Day of the Jackal")
Beste Hauptdarstellerin (Drama)
Kathy Bates ("Matlock")
Emma D’Arcy ("House of the Dragon")
Keira Knightley ("Black Doves")
Maya Erskine ("Mr. & Mtrs. Smith")
Keri Russell ("Diplomatie")
Anna Sawai ("Shōgun")
Beste Serie (Komödie/Musical)
"Abbott Elementary"
"The Gentlemen"
"Hacks"
"Only Murders in the Building"
"Nobody Wants This"
"The Bear – King of the Kitchen"
Bester Hauptdarsteller (Komödie/Musical)
Adam Brody ("Noboby Wants This")
Steve Martin ("Only Murders in the Building")
Jason Segel ("Shrinking")
Martin Short ("Only Murders in the Building")
Ted Danson ("Undercover im Seniorenheim")
Jeremy Allen White ("The Bear – King of the Kitchen")
Beste Hauptdarstellerin (Komödie/Musical)
Kathryn Hahn ("Agatha All Along")
Quinta Brunson ("Abbott Elementary")
Ayo Edebiri ("The Bear – King of the Kitchen")
Jean Smart ("Hacks")
Selena Gomez ("Only Murders in the Building")
Kristen Bell ("Nobody Wants This")
Beste Miniserie oder TV-Film
"Rentierbaby"
"DISCLAIMER*"
"Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez"
"Ripley"
"True Detective: Night Country"
"The Penguin"
Bester Hauptdarsteller (Miniserie/TV-Film)
Colin Farrell ("The Penguin")
Richard Gadd ("Rentierbaby")
Kevin Kline ("DISCLAIMER*")
Cooper Koch ("Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez")
Andrew Scott ("Ripley")
Ewan McGregor ("Ein Gentleman in Moskau")
Beste Hauptdarstellerin (Miniserie/TV-Film)
Cristin Milioti ("The Penguin")
Jodie Foster ("True Detective: Night Country")
Cate Blanchett ("DISCLAIMER*")
Kate Winslet ("The Regime")
Sofía Vergara ("Griselda")
Naomi Watts ("The Feud: Capote vs. The Swans")
Bester Nebendarsteller (Serie/Miniserie/TV-Film)
Tadanobu Asano ("Shōgun")
Diego Luna ("La Máquina")
Harrison Ford ("Shrinking")
Jack Lowden ("Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb")
Ebon Moss-Bachrach ("The Bear – King of the Kitchen")
Javier Bardem ("Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez")
Beste Nebendarstellerin (Serie/Miniserie/TV-Film)
Jessica Gunning ("Rentierbaby")
Allison Janney ("Diplomatie")
Kali Reis ("True Detective: Night Country")
Hannah Einbinder ("Hacks")
Dakota Fanning ("Ripley")
Liza Colón-Zayas ("The Bear – King of the Kitchen")
Beste Stand-Up Comedians im Fernsehen
Ali Wong (Ali Wong: Single Lady)
Jamie Foxx (Jamie Foxx: What Had Happened Was…)
Nikki Glaser (Nikki Glaser: Some Day You’ll Die)
Ramy Youssef (Ramy Youssef: More Feelings)
Adam Sandler (Adam Sandler: Love You)
Seth Meyers (Seth Meyers: Dad Man Walking)
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Quelle: Golden Globe Foundation