© Studio Ghibli
Quelle: Entertainment Weekly
Am 1. Februar hat Netflix weltweit, mit der Ausnahme von Nordamerika und Japan, 21 Animes des legendären japanischen Studio Ghibli veröffentlicht. Noch nie zuvor war nahezu das komplette Gesamtwerk (Die letzen Glühwürmchen leider ausgenommen) Ghiblis fast überall auf der Welt auf einer Plattform zugänglich. Das lässt hoffen, dass viele Cineasten die Magie des möglicherweise besten und kreativsten Animationsstudios der Welt neben Pixar entdecken werden.
Gut die Hälfte von Ghiblis Repertoire stammt von Hayao Miyazaki, dem berühmtesten Anime-Regisseur der Welt, der mit Prinzessin Mononoke und dem oscarprämierten Chihiros Reise ins Zauberland Animekunst auch außerhalb Japans populär gemacht hat. Nach der Veröffentlichung seines 11. und sehr persönlichen Films Wie der Wind sich hebt im Jahr 2013 kündigte Miyazaki seinen Ruhestand an. Es war nicht das erste Mal, dass sich Miyazaki aus dem Filmgeschäft zurückziehen wollte, und wie schon früher lockte ihn seine Leidenschaft doch ein weiteres Mal zurück. 2017 wurde ein brandneuer Miyazaki-Film von Ghibli angekündigt. How Do You Live? wird eine Coming-Of-Age-Geschichte sein, inspiriert von Yoshino Genzaburōs gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1937 über einen 15-jährigen Jungen, der nach dem Tod seines wohlhabenden Vaters zu seinem Onkel zieht. Miyazakis Film soll keine direkte Adaption des Romans werden, sondern das Buch selbst soll eine große Bedeutung für seinen jugendlichen Protagonisten haben.
Als Miyazakis neuer Film vor drei Jahren offiziell angekündigt wurde, visierte Studio Ghibli noch grob 2020 als mögliches Veröffentlichungsjahr an. Doch die Arbeit an dem Film gestaltet sich nun deutlich langwieriger. Toshio Suzuki, der Mitgründer von Studio Ghibli, der als Produzent mit Miyazaki seit vielen Jahren zusammengearbeitet hat, erklärte in einem neuen Interview, dass die Produktion von How Do You Live? von der Corona-Krise unberührt ist, aber trotzdem noch mehrere Jahre dauern wird: (aus dem Englischen)
Wir zeichnen immer noch alles per Hand, aber es dauert länger, die Filme fertigzustellen, weil wir mehr Einzelbilder zeichnen. Also gibt es mehr Bilder zu zeichnen als früher. Als wir Mein Nachbar Totoro gemacht haben, hatten wir nur acht Animatoren. Wir haben den Film in acht Monaten fertiggestellt. Am aktuellen Film von Hayao Miyazaki arbeiten 60 Animatoren, aber wir schaffen nur eine Minute Animation pro Monat. Das bedeutet, dass man in 12 Monaten des Jahres 12 Minuten an Film bekommt. Wir arbeiten seit drei Jahren schon daran, das heißt, dass wir bislang 36 Minuten fertig haben. Wir hoffen, den Film in den nächsten drei Jahren fertigzustellen.
Außer der Film wird außergewöhnlich kurz sein, klingt es so, als könnte How Do You Live? deutlich mehr als nur drei weitere Jahre in Anspruch nehmen, wenn weiterhin nur zwölf Minuten pro Jahr produziert werden können. Seit Prinzessin Mononoke war jeder Miyazaki-Film mindestens 100 Minuten lang, mehrere sogar über zwei Stunden. Aber auch wenn How Do You Live? erst 2023 erscheint, würde es eine zehnjährige Wartezeit seit Wie der Wind sich hebt bedeuten – die längste Pause zwischen zwei Filmen in Miyazakis langer Karriere. Andererseits war es von Anfang an Miyazakis und Suzukis Plan, den Film besonders langsam und bedacht anzugehen:
Viele Regisseure drehen immer weiter Filme, wenn sie älter werden. Als Miyazaki zurückkehrte und sagte, er möchte wieder einen Film machen, habe ich tatsächlich zu ihm gesagt, das sei keine gute Idee, weil er schon so viel erreicht hat. Man kann nicht zurückkehren und etwas machen, was man in der Vergangenheit schon gemacht hat. Man muss etwas Anderes machen. Eine Idee, die wir dann hatten, war, uns mehr Zeit zu nehmen und mehr Geld auszugeben. Das ist einer der neuen Ansätze.
Als die Produktion des Films 2017 bekannt wurde, erklärte Suzuki, dass Miyazaki den Film vor allem für seinen Enkel dreht:
Miyazaki macht diesen Film für seinen Enkelsohn. Es ist seine Art zu sagen: "Opa zieht in die nächste Welt weiter, aber er hinterlässt diesen Film".
How Do You Live? ist nicht der einzige neue Ghibli-Film, der 2017 angekündigt wurde. Auch Miyazakis Sohn Gorō Miyazaki inszeniert aktuell seinen dritten Film nach Die Chroniken von Erdsee und Der Mohnblumenberg. Dieser wird laut Suzuki komplett computeranimiert sein. Suzuki führte weiter aus:
Gorōs Film basiert auf einem Buch oder Geschichte aus England, und es ist die Geschichte eines sehr weisen Mädchens. Wir haben nur angekündigt, dass es einen neuen Film geben wird, mehr nicht. Mehr kann ich aktuell nicht sagen.
Es ist noch nicht klar, ob der neue Film des Vaters oder des Sohnes zuerst erscheinen wird. Der letzte Film von Ghibli war der wundervolle Erinnerungen an Marnie, der 2014 erschienen ist.
Welcher ist Euer Lieblingsfilm von Hayao Miyazaki?