Quelle: Bloody Disgusting
Wenige Horrorfans werden abstreiten, dass Clive Barkers Hellraiser und dessen Fortsetzung Hellbound – Hellraiser II zu den Klassikern des Genrekinos gehören, wobei durchaus darüber diskutiert werden kann, ob das Sequel den ersten Film nicht sogar übertrifft. In Deutschland genießen die beiden Filme auch aufgrund ihrer Zensurgeschichte unter Horrorliebhabern einen besonderen Status.
Dann gab es noch zwei weitere Fortsetzungen, die ins Kino kamen – Hellraiser III und Hellraiser IV – Bloodline, die schon deutlich schwächer waren als die Vorgänger, aber als ordentliche Horrorkost durchaus noch Schauwerte hatten. Im Gegensatz zu Franchises wie Halloween, Nightmare on Elm Street oder Freitag der 13., deren neuste Einträge immer im Kino erschienen sind, ist die Hellraiser-Reihe nach Teil 4 leider in die Direct-to-VHS/DVD-Hölle abgetaucht mit austauschbaren und meist recht lieblosen Fortsetzungen. Immerhin eine Konstante gab es bei den ersten vier Hellraiser-Filmen, die nur fürs Heimkino produziert wurden: Doug Bradley als Pinhead. Dank der Tatsache, dass Pinhead sich im Gegensatz zu Michael Myers oder Jason Voorhees nicht hinter einer Maske versteckt, wurde der Charakter mit seinem Schauspieler untrennbar verbunden und Bradley war es, der Pinhead so ikonisch machte wie Robert Englund Freddy Krueger.
Doch dann ist auch der letzte interessante Aspekt der Reihe weggefallen. Als Dimension Films 2011 der Verlust der Rechte an dem Franchise drohte, nachdem mehrere Remake-Anläufe gescheitert waren, hat das Studio kurzerhand in nur drei Wochen Drehzeit Hellraiser: Revelations – Die Offenbarung mit einem Mikro-Budget von $300,000 heruntergekurbelt. Da Doug Bradley mit der kurzen Drehzeit unzufrieden war, kehrte er als Pinhead nicht zurück und wurde kurzerhand durch Stephan Smith Collins ersetzt, was reichlich Zorn seitens der Franchise-Fans auf sich zog. Ob Bradley allerdings den peinlichen Film wirklich hätte besser machen können, sei dahingestellt.
Fünf Jahre später und Dimension Films findet sich in der gleichen Lage wieder. Nachdem das Studio bereits die Rechte an der Halloween-Reihe verloren hat, klammert es sich weiterhin an Hellraiser fest. Obwohl Pinhead-Schöpfer Clive Barker vor über zwei Jahren ankündigte, das Hellraiser-Reboot selbst zu schreiben, mit Bradley in der Pinhead-Rolle, ist auch daraus offenbar nichts geworden. Und so laufen jetzt die Dreharbeiten zum 10. Hellraiser-Film unter dem Titel Hellraiser: Judgment – wieder einmal ohne Bradley als Ober-Zenobit.
Das Horror-Portal Bloody Disgusting hat nun exklusiv enthüllt, wer den neuen Pinhead spielen wird. Es ist Schauspieler Paul T. Taylor (Foto unten), der in kleinen Rollen in Robert Rodriguez' Sin City und James Gunns Super zu sehen war. Regisseur Gary J. Tunnicliffe schwärmt von der Besetzung als "einem klassisch ausgebildeten Bühnen- und Filmschauspieler mit einem Touch Peter Cushing und Ralph Fiennes". Bloß nicht untertreiben…
Derweil hat Doug Bradley den Grund für seine Abwesenheit im Sequel auch publik gemacht. Das Studio wollte, dass er einen Geheimhaltungsvertrag unterschreibt, bevor er sich das Drehbuch anschauen durfte und das hat er schlicht verweigert, sodass ihm die Rolle nicht angeboten wurde.
Es ist wohl wenig überraschend, dass Hellraiser: Judgment seinen Ursprung als ein ganz anderer Film nahm, ein Herzensprojekt des Makeup-Künstlers Gary J. Tunnicliffe, für das er vor einigen Jahren die Finanzierung nicht zusammenbekommen konnte. Mit einigen Abänderungen am Drehbuch wurde aus dem alleinstehenden Horrorfilm Judgment plötzlich das neunte Hellraiser-Sequel. Aufgrund dieser Vorgeschichte würde ich nicht davon ausgehen, dass Pinhead im Film überhaupt eine große Rolle spielen wird. Nicht gerade zuversichtlich macht auch das Wissen, dass Gary J. Tunnicliffe, der u. a. an den Makeup-Effekten in Filmen wie Black Mass, My Bloody Valentine 3D und The Collector gearbeitet hat, das Drehbuch zum miserablen letzten Hellraiser-Film geschrieben hat.
Etwas Interessantes hält Hellraiser: Judgment für Genrefans dennoch bereit, sodass sie vielleicht doch einen Blick riskieren werden. Für einen Gastauftritt im Film wurde Nightmare-on-Elm-Street-Star Heather Langenkamp rekrutiert. Außerdem spielt Feast-Regisseur John Gulager einen der neuen Zenobiten. In den Hauptrollen werden relativ unbekannte Damon Carney, Randy Wayne und Alexandra Harris zu sehen sein.
Hellraiser: Judgment handelt on den Detectives Sean und David Carter, die sich mit Detective Christine Egerton an die Fersen eines grausamen Serienkillers heften, der die Stadt terrorisiert und dabei in ein Labyrinth des Horrors geraten, das möglicherweise nicht unserer Welt entstammt.
Hardcore-Fans von Hellraiser werden sich den neuen Film vermutlich trotzdem anschauen und wer weiß, vielleicht ist er auch als für sich stehenden Horrorfilm gar nicht übel, auch wenn die Idee, dass ein Film schnell produziert werden muss, um die Franchise-Rechte zu behalten, nicht gerade für ein Projekt spricht, das aus Liebe zur Materie entstanden ist. Das vom Regisseur veröffentlichte Concept Art sieht immerhin ganz nett aus und zeigt die neuen Zenobiten:
Ich kann kaum glauben, dass ich das schreibe, aber im Falle von Hellraiser hoffe ich, dass ein Reboot tatsächlich bald zustandekommt, idealerweise weiterhin unter der Ägide von Clive Barker und natürlich mit Doug Bradley als Pinhead. Doch auch weitere Varianten haben eine höhere Wahrscheinlichkeit hochwertiger zu sein als die lieblosen Direct-to-DVD-Produktionen, die uns vermutlich weiterhin erwarten. Pinhead verdient Besseres.