Kore-eda Hirokazu am Set von The Third Murder © 2017 FUJI TELEVISION NETWORK/AMUSE INC./GAGA CORPORATION ALL RIGHTS RESERVED.
Quelle: Variety
Es ist kein leichtes Jahr für Netflix. Zwar liegt die Streaming-Plattform mit rund 220 Millionen Abonnenten weltweit immer noch vor der Konkurrenz, hat aber 2022 erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Rückgang der Abonnentenzahlen verbucht – um mehr als eine Million. Schuld daran ist nicht nur die angespannte Wettbewerbssituation auf dem Streaming-Markt, sondern auch der Rückzug des Streamers aus Russland nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs, wodurch rund 700.000 Abonnenten auf einen Streich flöten gingen.
Die Folgen waren sofort zu spüren. Die Aktien des Unternehmens sind nach dem ersten Rückgang deutlich eingebrochen und Netflix hat im Laufe des Jahres rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Netflix künftig weniger Geld in eigene Produktionen investieren wird, sondern vielmehr genauer darauf achten wird, wo das Geld hingeht, anstatt es nach Gießkannenprinzip zu verteilen. Qualität statt Quantität lautet die neue Devise und vor allem auf große Blockbuster und Zuschauermagneten wie Red Notice und The Gray Man soll das Augenmerk gelegt werden. Anspruchsvolle Filmemacher, für die Netflix lange Zeit die erste Anlaufstelle war, nachdem traditionelle Studios ihre Traumprojekte nicht finanzieren wollten, werden es vermutlich etwas schwieriger haben.
Ein Teil der Netflix-Strategie beinhaltet es auch, mehr in internationale Produktionen in unterschiedlichen Märkten in Asien und Europa zu investieren. Allein für den DACH-Markt (Deutschland, Österreich, Schweiz) wurden 19 neue Serienproduktionen angerkündigt. Eine große Expansion plant Netflix auch in Japan, wo 50 neue Filme und Serien zum bisherigen Angebot hinzugefügt werden sollen. Einen renommierten Filmemacher hat Netflix dafür bereits unter Vertrag. Hirokazu Kore-eda, dessen Drama Shoplifters die Goldene Palme in Cannes gewonnen hat und für einen Oscar nominiert war, entwickelt gleich zwei separate Projekte für Netflix. Einer davon ist einer Big-Budget-Film, bei dem er Regie führen wird, das andere ist eine Serie, bei er als Showrunner fungieren und einige Episoden inszenieren wird.
Inhaltliche Details zum Film liegen noch nicht vor, Kore-eda hat jedoch verraten, dass der er anders sein wird als alles, was er bisher gemacht hat. Bei seiner Serie handelt es sich um "Makanai: Cooking for the Maiko House", die Realadaption der Mangareihe "Maiko-san chi no Makanai-san" bzw. "Kiyo in Kyoto", die bereits als Animeserie umgesetzt wurde. Die Serie handelt von den Freundinnen Kiyo und Sumire, die nach Kyoto reisen, um sich als Maikos, also Geisha-Anwärterinnen, ausbilden zu lassen. Während Sumire bei der Ausbildung glänzt, scheitert Kiyo bereits an grundlegenden Aufgaben. Als ihr Kochtalent jedoch entdeckt wird, wird sie als Köchin im Maiko-Haus angestellt. Die neunteilige erste Staffel der Serie wird voraussichtlich am 12. Januar 2023 bei Netflix erscheinen.
Seine letzten beiden Filme inszenierte Kore-eda erstmals außerhalb seiner japanischen Heimat und nicht in japanischer Sprache. Erst drehte er den französischen La Vérité – Leben und lügen lassen mit Catherine Deneuve und Juliette Binoche, gefolgt vom südkoreanischen Drama Broker, dessen Hauptdarsteller Song Kang-ho bei den Filmfestspielen von Cannes m Mai ausgezeichnet wurde. Der Film wird nächsten Monat als Teil des Programms des Film Festival Cologne laufen.