Auch wenn er leider immer noch keinen Oscar gewinnen konnte und tatsächlich nur zweimal bislang nominiert war, ist Paul Giamatti einer der besten Charakterdarsteller, die Hollywood aktuell zu bieten hat. Es sind Tragikomödien wie Alexander Paynes Sideways oder The Holdovers oder gefeierte Serien wie "John Adams" und "Billions", aus denen die meisten Menschen Giamatti kennen. Was ein Blick auf seine Filmografie jedoch nicht verrät, ist, dass er insgeheim ein großer Horrorfan ist. Im Januar klagte er bei einem Interview am roten Teppich darüber, dass er bislang zu wenige Horrorfilme gedreht habe und nannte Tobe Hoopers Blutgericht im Texas als seinen persönlichen Lieblings-Horrorfilm.
Tatsächlich verpasste Giamatti im Laufe seiner Karriere mehrfach knapp die Gelegenheit, in einem Horrorfilm mitzuspielen. Er sollte die Rolle von Elvis' Manager Colonel Tom Parker im Sequel zu Don Coscarellis Horrorkomödie Bubba Ho-Tep übernehmen, doch nach dem Ausstieg des Elvis-Darstellers Bruce Campbell scheiterte das Projekt an fehlender Finanzierung. Coscarelli und Giamatti drehten einige Jahre später den Geheimtipp John Dies at the End zusammen. Außerdem traf Giamatti 2005 bei den Dreharbeiten zu The Illusionist in Prag Eli Roth, der zur selben Zeit in der tschechischen Hauptstadt seine zweite Regiearbeit Hostel drehte. Die beiden haben sich blendend verstanden und Roth wollte, dass Giamatti kurzfristig in dem Film als einer der reichen Touristen auftritt, der Menschen zu Tode foltert, doch aus zeitlichen Gründen hat das auch nicht geklappt.
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben und rund 20 Jahre später werden Roth und Giamatti doch noch in der Welt von Hostel zusammenarbeiten. Bereits vor einigen Monaten hat Roth angekündigt, dass er gerne zu seinen ersten beiden Filmen Cabin Fever und Hostel zurückkehren würde. Jetzt werden die Pläne zumindest für eins der beiden Franchises konkreter. Die Überraschung dabei ist jedoch, dass Hostel nicht fürs Kino, sondern als eine TV-Serie entwickelt wird, in der Giamatti eine noch unbekannte Schlüsselrolle übernehmen wird. Ich denke jedoch, es ist nicht weit hergeholt, anzunehmen, dass Giamatti einen der Folterknechte verkörpern wird, wie es ursprünglich geplant war. Ich kann ihn mir in der Rolle jedenfalls sehr gut vorstellen. Wer Shoot 'Em Up gesehen hat, weiß, dass Giamatti Fieslinge richtig gut spielen kann.
Ob und inwieweit die Serienadaption an den Originalfilm, der seinerzeit auf der durch Saw ausgelöste Folterhorrorwelle geritten ist, anknüpfen wird, ist unklar. Das Projekt wurde in der Ankündigung als eine Neuinterpretation und ein gehobener Thriller mit kreativen Kills, die zu Roths Markenzeichen geworden sind, beschrieben. Roth produziert die "Hostel"-Serie gemeinsam mit Chris Briggs und Mike Fleiss, die auch alle bisherigen Hostel-Filme mitproduzierten, schreibt das Drehbuch gemeinsam mit Brigss und wird selbst Regie führen. Es ist nicht sein erster Ausflug ins Seriengeschäft. Er inszenierte bereits die Pilotfolgen von Netflix' "Hemlock Grove" und der kurzlebigen Horrorserie "South of Hell" mit Mena Suvari. Es ist jedoch davon auszugehen, dass er als Franchise-Schöpfer bei der "Hostel"-Serie noch deutlich aktiver involviert sein wird.
Wo und wann die "Hostel"-Serie zu sehen sein wird, steht noch nicht fest. Roths nächsten beiden Kinofilme werden die überraschend jugendfreie Borderlands-Videospielverfilmung und das vermutlich deutlich weniger zahme Thanksgiving–Sequel sein.
Quelle: The Hollywood Reporter