Quellen: Ketchup Entertainment, Telepool
Seinen Status als Kultregisseur würden Robert Rodriguez nur die wenigsten abstreiten, die Qualität seiner Filme ist aber deutlich wechselhafter als die seines Kumpels und häufigen Mitstreiters Quentin Tarantino. Für jeden Machete gibt es einen Machete Kills, für jeden Sin City einen Sin City: A Dame to Kill for und für jeden Spy Kids einen Spy Kids 4. Rodriguez' Karriere schlägt meist in eine von zwei Richtungen aus: ultrablutige Filme für ein erwachsenes Publikum, häufig mit einem trashigen Grindhouse-Flair, oder schräge Familienabenteuer für die ganz Kleinen.
Dazwischen gab es lange Zeit wenig, bis Rodriguez für seinen alten Freund James Cameron die Regie von Alita: Battle Angel übernommen hat. Es war der erste Film mit einem waschechten Blockbuster-Budget in Rodriguez' Karriere und einer der wenigen, die sich nicht auf Anhieb als klassischer Rodriguez-Film identifizieren ließen, was in dem Fall auch ganz gut war. Der Film kam jedenfalls super an und war in meinen Augen auch Rodriguez' bester Beitrag seit Planet Terror.
Auch mit seinem neusten Film möchte Rodriguez neue Wege beschreiten und einen wendungsreichen, trippy Thriller für Erwachsene drehen, jedoch ohne seine üblichen Gewaltausbrüche. Bereits 2002 schrieb er das Drehbuch zu Hypnotic, erst 2019 wurde der Film mit Ben Affleck in der Hauptrolle angekündigt. Er spielt den Polizisten Danny Rourke, dessen Tochter in einem kurzen Augenblick der Unachtsamkeit entführt wird. Einige Zeit später schöpft er jedoch Hoffnung, sie wiederzufinden, als ein perfider Bankräuber (William Fichtner) mit der Fähigkeit, die Gedanken seiner Mitmenschen zu manipulieren, Hinweise hinterlässt, dass Rourkes Tochter noch lebt. Hilfesuchend wendet sich Rourke an eine übersinnlich begabte Frau (Alice Braga), die ihm eine schockierende Wahrheit enthüllt.
Der Weg des Films in die Kinos entpuppte als sehr beschwerlich. Die Dreharbeiten mussten wegen Covid aufgeschoben werden und mussten mehrfach unterbrochen werden. In der Zwischenzeit meldete Produktionsstudio und Geldgeber Solstice Studios Insolvenz an und plötzlich stand die bereits abgedrehte $70-Mio-Produktion ohne einen US-Verleih da – eine höchst ungewöhnliche Situation von einem Film seines Kalibers. Independent-Verleih Ketchup Entertainment sprang kurzfristig ein und veröffentlichte den Film mit minimalem Werbeaufwand in den USA, wo er dieses Wochenende zum Start übelst floppte.
Bereits nach der Weltpremiere der "Work-in-progress"-Fassung des Films beim South by Southwest-Festival im März waren die Reaktionen auf Hypnotic sehr gespalten. "Rodriguez macht einen auf Christopher Nolan" lautete der allgemeine Tenor. Inception und Memento wurden dabei als eindeutige Vorbilder erwähnt, jedoch ohne Nolans visionäres Talent. Ich habe nahezu jeden Rodriguez-Film, mit der Ausnahme einer weniger Kinderfilme, im Kino gesehen – sogar sein Low-Budget-Debüt El Mariachi. Auch Hypnotic werde ich mir nicht entgehen lassen, wenn er im Verleih von Telepool am 10. August in die deutschen Kinos kommt. Allerdings halten sich meine Erwartungen nach den bisherigen Reaktionen auf den Film sehr in Grenzen.
Unten könnt Ihr den englischsprachigen Trailer, einen Clip und das deutsche Filmplakat zu Hypnotic sehen:
"Nur ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit verändert sein Leben für immer. Seit der Entführung seiner Tochter versinkt Detective Danny Rourke (Ben Affleck) in Trauer und Verzweiflung. Halt findet er nur in seinem Job als Polizist. Als er bei seinen Ermittlungen zu mehreren Banküberfällen plötzlich eine Spur zu seiner vermissten Tochter erkennt, schöpft er wieder Hoffnung. Zusammen mit Diana Cruz (Alice Braga) macht er sich auf die Suche nach dem vermeintlichen Bankräuber (William Fichtner), der sein Umfeld auf mysteriöse Weise kontrollieren kann. Schon bald wird Rourkes Realität, wie er sie kannte, komplett auf den Kopf gestellt und er muss alles und jeden in seiner Welt in Frage stellen…"