© 2010 Warner Bros. Pictures
Quellen: Happy Sad Confused, Wired
Zwölf Filme, darunter kein einziger schlechter, nicht einmal ein mittelmäßiger. Das ist die Bilanz der Karriere von Christopher Nolan, einem der wenigen Regisseure, die alleine mit ihrem Namen und unabhängig vom Thema Zuschauermassen in die Kinos locken können. Denn der Name Christopher Nolan steht für etwas. Er steht für großes Kino, wenig Computereffekte und intelligente Geschichten für ein erwachsenes Publikum. Kein anderer Filmemacher hätte $100 Mio Budget, das Versprechen eines mindestens 100 Tage langen exklusiven Kinofensters und eine dreiwöchige IMAX-Garantie für ein dreistündiges, biografisches Drama über einen Physiker bekommen. Doch es ist Nolan und in seinen Händen wird auch aus einem sperrigen Thema wie diesem Kinomagie und ein Kassenmagnet. Oppenheimer ist ein massiver kommerzieller Erfolg und wird garantiert zahlreiche Oscarnominierungen nächstes Jahr einheimsen. Wie Quentin Tarantino und zu seinen besten Zeiten Steven Spielberg ist Nolan zu einer eigenen Marke geworden, einem Qualitätsgaranten.
Fragt man die Filmfans nach ihrem Lieblingsfilm von Nolan, werden die Antworten unterschiedlich ausfallen. Okay, nur die wenigsten würden The Dark Knight Rises, Following oder Insomnia nennen, doch für viele ist es das wegweisende Comicfilm-Epos The Dark Knight, für andere ist es immer noch Nolans erster großer Erfolg Memento und andere sehen Interstellar als sein zeitloses Meisterwerk. Auch Oppenheimer schießt inzwischen bei vielen Leuten an die Spitze ihrer Nolan-Favoriten.
Ein Film, der sicherlich ebenfalls von vielen genannt wird, ist Nolans Traumtrip Inception. Es war sein erster Film, der als "Bester Film" bei den Oscars nominiert wurde, auch wenn Nolan selbst eine Regie-Nominierung absurderweise verwehrt wurde. Inception war 2010 ein Riesenhit. Weltweit spielte er rund $870 Mio ein, was für einen Originalfilm ohne jegliche Vorlage phänomenal ist. In Deutschland ist er mit 3,5 Millionen Besuchern immer noch Nolans größter Hit.
Inception hat alle Markenzeichen eines Nolan-Films: Große namhafte Besetzung, ein komplexer, ein innerlich zerrissener Hauptcharakter, große kreative Actionsequenzen unter minimalem CGI-Einsatz, eine verschachtelte Handlung, die zu wiederholten Sichtungen einlädt, und eine faszinierende Geschichte, die massentauglich ist, die Zuschauer aber geistig fordert und ungeteilte Aufmerksamkeit verlangt. Doch auch wenn man den Film mehrfach gesehen und auseinandergepflückt hatte, blieb eine Frage am Ende noch offen: Ist DiCaprios Charakter Cobb noch in der Traumwelt oder zurück in der Realität bei seinen Kindern. Da die Kamera wegblendet, bevor wir sehen können, ob der Kreisel, sein Totem, umfällt oder nicht, wird über dieses Ende immer noch viel diskutiert. Laut Nolan verfehlt diese Diskussion den eigentlichen Sinn des Endes, wie er in einem Podcast kürzlich erklärt hatte. Denn ob der Kreisel nun umfällt oder nicht, ist für die Entwicklung des Charakters irrelevant: (aus dem Englischen)
Es gab eine Phase, in der ich das häufig gefragt wurde. Ich denke, es war (Produzentin und Nolans Ehefrau) Emma Thomas, die die korrekte Antwort gab und diese lautet, dass die Aussage dieser ganzen Szene ist, dass es Leos Charakter zu dem Zeitpunkt egal ist. Es ist keine Frage, die ich gerne beantworte.
In einem anderen Interview führte Nolan weiter aus:
Es gibt eine nihilistische Sicht auf dieses Ende, stimmt’s? Aber es ist auch so, dass er einfach abgeschlossen hat und mit seinen Kindern zusammen ist. Die Doppeldeutigkeit ist keine emotionale Doppeldeutigkeit. Es ist eine intellektuelle für das Publikum.
Genauso sah ich das ereits nach meiner allerersten Sichtung von Inception im Kino auch. Das, worauf der Film hinarbeitet, ist nicht, ob DiCaprios Charakter aus der Traumwelt herauskommt oder nicht, sondern dass er seinen Frieden findet. Und das tut er.
Nolan erzählte außerdem, dass er 2010 zum Start des Films in einige Kinos heimlich ging, um die Reaktionen des Publikums auf den Film zu erleben:
Im Sinne von mit einem Publikum im Saal zu sitzen und das Ende des Films zu erleben, hatte Inception ein wirklich einzigartiges Ende. Ich habe mich einige Male in die Kinos ganz nach hinten gesetzt, als der Film lief, und als das Ende kam, gab es eine Mischung aus Aufstöhnen, Frust und nach Luft Schnappen – es war eine unglaubliche Mischung und ich hatte definitiv das Gefühl, dass ich da verschwinden musste, bevor irgendjemand mich dort bemerkt.
Wie interpretiert Ihr die letzte Szene von Inception und welche sind Eure Lieblingsfilme des Regisseurs? Meiner ist The Dark Knight, dicht gefolgt von Dunkirk und Memento. Mit acht Kinobesuchen habe ich Inception jedoch häufiger auf der großen Leinwand gesehen als jeden anderen seiner Filme (oder irgendeinen Film überhaupt).