Harrison Ford in Indiana Jones und das Rad des Schicksals © 2023 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.
Quelle: Total Film
Während man es gewohnt ist, dass James-Bond-, Batman- oder "Doctor Who"-Darsteller in regelmäßigen Abständen wechseln, gibt es auch ikonische Film- und Seriencharaktere, die in den Köpfen vieler untrennbar mit ihren jeweiligen Darstellern verknüpft sind. Für die meisten Filmfans kann es nur einen Rambo, nur einen Rocky, nur einen Jack Sparrow und nur einen Ash Williams geben. Versucht man solche etablierten Rollen neu zu besetzen, riskiert man vehemente Ablehnung, wie man am Beispiel von Solo: A Star Wars Story oder dem Remake von Nightmare on Elm Street erleben konnte.
Doch es stellt sich auch immer häufiger die Frage, ob die Originaldarsteller irgendwann zu alt sind, um ihre berühmtesten Rollen noch glaubwürdig zu verkörpern. In diesem Punkt scheiden sich die Geister. Während manche Filmfans Sylvester Stallone auch mit 90 Vietnam-Veteran John Rambo sehen würden, war er für andere schon bei seinem letzten Film über den Zenit.
Auch beim kommenden Indiana Jones und das Rad des Schicksals sind die Meinungen gespalten. Bereits beim vierten Film war Harrison Ford sichtlich in die Jahre gekommen und nicht mehr ganz so agil und flink, wie bei seinen drei Indy-Abenteuern in den Achtzigern. Der Film ist inzwischen 15 Jahre her und Ford feierte letztes Jahr seinen 80. Geburtstag. Auch wenn der Part nicht ganz so viel Körpereinsatz erfordert wie Rambo oder T-800, sind Indiana-Jones-Filme dennoch actionreiche Abenteuer, in denen Indy die Peitsche schwingt und seine Gegner – vorzugsweise Nazis – vermöbelt. Doch wie glaubwürdig ist das mit einem Indy, der vor über zehn Jahren das Rentenalter erreicht hat?
So sehr ich mich auf den neuen Indy-Film freue und mit James Mangold als Regisseur zuversichtlich bin, dass er besser werden wird als Das Königreich des Kristallschädels, so finde ich es auch sehr bedauerlich, dass es so lange gedauert hat, bis Indiana Jones nach Der letzte Kreuzzug zurückgekehrt ist. Wie toll wäre ein Indy-Film in den Neunzigern gewesen, mit Ford noch in der Blüte seines Lebens?
Zumindest möchte Regisseur James Mangold im neuen Film einen Eindruck davon vermitteln, wie das ausgesehen hätte. Dafür wurde Ford für die Eröffnungsszene von Indiana Jones und das Rad des Schicksals mittels moderner Technik digital verjüngt. Der Anfang des Films spielt im Jahr 1944, nur sechs Jahre nach dem Setting von Der letzte Kreuzzug. Wie Mangold jetzt verraten hat, ist diese Eröffnungsszene gut 25 Minuten lang und Ford wurde für ihre gesamte Dauer verjüngt: (aus dem Englischen)
Ich habe ihn einfach gefilmt und er tat, als sei er 35. Die Technologie ist wirklich außergewöhnlich. […] Wir hatten hunderte Stunden Videomaterial von ihm in Nahaufnahmen, auf mittlere Entfernung, in Weitwinkel-Aufnahmen, in jedem Licht, Tag und Nacht. Ich konnte Harrison an einem Montag als 79-Jährigen aufnehmen, der einen 35-Jährigen spielt und am Mittwoch konnte ich bereits die bearbeiteten Aufnahmen mit einem ersetzten Kopf bereits sehen. Es dauerte also nicht erst ein Jahr, um einen ersten Eindruck zu bekommen.
Es war eine unglaubliche Technologie und in vielerlei Hinsicht habe ich einfach nicht darüber nachgedacht. Ich habe mich einfach darauf konzentriert, ein rund 25 Minuten langes Eröffnungsspektakel zu drehen und es war meine Chance, einfach richtig loszulegen. Das Ziel war, den Zuschauern einen kompletten Geschmack von dem zu vermitteln, was sie so vermisst haben. Denn sobald der Film im Jahr 1969 ankommt, müssen sie sich an das anpassen, was jetzt ist und das ist anders, als was es mal war.
Indys fortgeschrittenes Alter soll im Film nicht totgeschwiegen, sondern auch direkt thematisiert werden. Nichtsdestotrotz sollen die Fans einen letzten Eindruck von den Abenteuern des jüngeren, fitten Indy bekommen und zu diesem Zweck dient auch die besonders lange Eröffnung. Auch der gesamte Film ist deutlich länger als seine Vorgänger und soll rund 142 Minuten lang laufen.
Wie weit die Verjüngungseffekte gekommen sind, zeigten in den letzten Jahren u. a. The Irishman und Captain Marvel. Erste Eindrücke vom verjüngten Ford in bisherigen Trailern sahen schon mal super aus. Allerdings zeigte The Irishman auch die Einschränkungen der Technologie, denn obwohl De Niro in einigen Szenen glaubwürdig als 40-Jähriger aussah, bewegte er sich immer noch wie ein Ü70-Jähriger. Hoffentlich wird man das den Actionszenen mit dem jüngeren Indy nicht so anmerken. Ab dem 29. Juni können wir uns davon selbst überzeugen. Hier findet Ihr den letzten Trailer zu Indiana Joners und das Rad des Schicksals.