Sir Ben Kingsley in Iron Man 3 (2013) © Marvel Studios/Walt Disney Studios
Quelle: RottenTomatoes
In meiner Kritik zu Black Widow, der ab heute in den deutschen Kinos läuft, habe ich angemerkt, dass Iron Man 2, der Film, in dem Scarlett Johansson ihren ersten Auftritt in der Rolle hatte, sicherlich nicht zu den beliebtesten MCU-Beiträgen gehört. Doch während sich auch die negativen Reaktionen auf den Film vor allem auf gleichgültiges Schulternzucken beschränkten, hat er definitiv nicht zahlreiche eingefleischte Marvel-Fans so in Rage versetzt und auf die Barrikaden gehen lassen wie sein unmittelbarer Nachfolger.
Iron Man 3 war der erste MCU-Film, der nach dem Riesenerfolg von The Avengers in die Kinos kam, und profitierte definitiv vom neuen Höhepunkt des Marvel-Hypes nach dem epischen Ensemblefilm. Vor allem freuten sich Comicfans aber darauf, dass Tony Stark in seinem dritten Alleingang endlich seinem größten Erzfeind aus den Comics gegenübertreten würde, dem Schurken Mandarin, gespielt von niemand geringerem als Oscarpreisträger Sir Ben Kingsley.
Im Marketing wurde Kingsleys Mandarin als eine geheimnisvolle, bedrohliche Figur präsentiert, der es auf Tony Stark abgesehen hat. So schien es auch anfangs Film zu sein, bis dann die eine Szene kam, die allen Mandarin-Fans den Teppich unter den Füßen weggezogen hat: Der vermeintliche Mandarin entpuppte sich als ein abgehalfterter, drogensüchtiger Schauspieler namens Trevor Slattery, der als Ablenkungsmanöver angeheuert wurde. Was von vielen Kritikern und auch regulären Kinogängern als cleverer und urkomischer Twist mit einer unerwarteten, großartigen Performance von Kingsley gefeiert wurde, sahen viele Comicfans als Schummel und Beleidigung der Vorlage.
Kein anderer Twist in einem MCU-Fans polarisiert die Fans bis heute so sehr wie dieser, und Marvel hat nach den gemischten Reaktionen nicht lange gezögert, um im Kurzfilm All Hail the King zu bestätigen, dass der wahre Mandarin weiterhin im MCU existiert und es gar nicht gut fand, dass Slattery seinen Namen benutzt hat.
Gegen Iron Man wird der Mandarin zwar nicht antreten, sein offizielles MCU-Debüt wird er jedoch im kommenden Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings feiern, gespielt von der Hongkong-Filmlegende Tony Leung. Er ist der Anführer des kriminellen Syndikats der Zehn Ringe, das im allerersten Iron Man Tony Stark entführt und dadurch unbeabsichtigt seinen Werdegang zum Iron Man ausgelöst hat. In den Comics sind die zehn Ringe, die der Mandarin trägt, die Quelle seiner Macht und verleihen ihm unterschiedliche Superkräfte. In Shang-Chi trägt der Charakter den Namen Wenwu und Mandarin ist eins der vielen Alter Egos, die er über die Jahre nutzte. Außerdem wird er als Vater des Titelhelden Shang-Chi dargestellt. Die Fans hoffen, dass diese Darstellung des wahren Mandarin würdig ist und den verhassten Twist in Iron Man 3 wiedergutmachen wird. Marvel-Studios-Chef Kevin Feige bleibt jedoch dabei, dass der Twist eine sehr gute Idee und die richtige Entscheidung war: (aus dem Englischen)
Wenn wir zu Iron Man 1 zurückgehen: Wir haben damals schon darüber gesprochen, dass wenn wir diesen Charakter auf die Leinwand bringen, wir es nur tun würden, wenn wir das Gefühl hätten, ihm wirklich gerecht zu werden und die Komplexität des Charakters zu zeigen, was wir offen gesagt in einem Iron-Man-Film nicht tun konnten, weil ein Iron-Man-Film von Iron Man handelt. Ein Iron-Man-Film handelt von Tony Stark. Also hat sich Shane Black in seinem Film und seinem Drehbuch diesen Twist ausgedacht, den wir bis heute lieben, und er stellte sich als Trevor Slattery heraus. Nur weil diese Version nicht real war heißt es nicht, dass es keinen Anführer der Zehn-Ringe-Organisation-gibt, und ihn treffen wir erstmals in Shang-Chi.
[…] Das ist es, was an MCU zum jetzigen Zeitpunkt so viel Spaß macht. Wir können einen Film wie Shang-Chi drehen, einen brandneuen Helden ins MCU und diese Welt einführen. Aber dieser Zusatztitel, The Legend of the Ten Rings, knüpft an die Anfänge des MCU an, die Zehn Ringe war die Organisation, die Tony Stark ganz am Anfang von Iron Man 1 entführt hat. Und diese Organisation wurde von einem Charakter namens Mandarin aus den Comics inspiriert.
Ich gehöre zu den Zuschauern, die den Trevor Slattery/Mandarin-Twist liebten. Die besagte Enthüllungsszene ist vermutlich die beste im gesamten Film. Feiges Begründung, ein Iron-Man-Film handle nun mal von Tony Stark und würde keinen Raum für einen weiteren komplexen Charakter bieten, halte ich jedoch für seltsam bis unglaubwürdig, denn schließlich sollte neben guten Helden auch immer Platz für vielschichtige Antagonisten sein. Als Iron Man 3 ursprünglich herauskam, wurde der Twist seitens Shane Black auch anders begründet, und zwar damit, dass der in den Comics fremdenfeindlich dargestellte Charakter des bösen Chinesen überholt und nicht zeitgemäß sei, weshalb er sich für eine ganz eigene Version entschieden habe.
Jedenfalls sind die Fans jetzt sehr gespannt, ob Marvel nach so langer Wartezeit endlich den richtigen Zugang zum Charakter gefunden hat. Davon dürfen wir uns ab dem 2. September überzeugen, wenn Shang-Chi in unsere Kinos kommen soll – diesmal ohne zeitgleiche Veröffentlichung über Disney+.
Wie fandet Ihr den besagten Twist in Iron Man 3?