Daniel Craig in James Bond 007: Keine Zeit zu sterben © 2019 Eon Productions/Universal Pictures International
Quelle: The Los Angeles Times
Ich hoffe Ihr seht mir den Spoiler in der Artikel-Überschrift nach, doch ich schätze, dass es bei einem Film, der vor mehr als einem Jahr erschienen ist, in Deutschland von mehr als 6 Millionen Menschen alleine im Kino gesehen wurde und eins der umstrittensten Filmenden der letzten Jahre hatte, akzeptabel ist, offen auf die inhaltlichen Details einzugehen.
Keine Zeit zu sterben hat gezeigt, dass auch ein Franchise, das 60 Jahre auf dem Buckel und mehr als zwei Dutzend Filme hat, immer noch überraschen kann. Daniel Craigs fünfte James-Bond-Mission beendete seine 15-jährige Amtszeit als 007 auf eine schockierend endgültige Art und Weise: James Bond ist gestorben. Wie er in dem Film dargestellt wurde, konnte es auch keine Zweifel an seinem Tod geben. Okay, für ein Franchise wie Fast & Furious, das bereits mehrere vermeintlich tote Charaktere zurückgebracht hat, wäre das vermutlich kein Hindernis. Doch bei Keine Zeit zu sterben war die erklärte Absicht, keine Hintertür für ein mögliches Überleben des bis dahin unverwüstlichen Superagenten offen zu lassen. Gefasst sieht er seinem Schicksal entgegen, als Raketen auf der Insel des Superbösewichts Safin einschlagen und ihn in einem Feuer- und Explosionsinferno verschlingen. Natürlich wird James Bond zurückkehren, das ließ uns auch der Abspann wissen, doch es wird ganz definitiv ein neuer Bond sein.
Bonds Tod war eine der beiden großen Franchise-Innovationen von Keine Zeit zu sterben, der darüber hinaus Bond auch ein Kind gab. Letzteres war schon Teil der Drehbuchidee von Danny Boyle und John Hodge, als sie den Film noch machen sollten. Bonds Tod hingegen war etwas, was noch viel länger geplant war. Tatsächlich hat Daniel Craig nach der Premiere von Casino Royale mit der Bond-Produzentin Barbara Broccoli abgesprochen, dass er seine Bond-Inkarnation gerne sterben lassen würde, um seinem Abschluss der Bond-Ära eine gewisse Endgültigkeit zu verleihen und einen vollendeten Charakterbogen zu haben.
In einem Interview mit der Los Angeles Times erklärte Craig, der demnächst in seiner neuen Franchise-Rolle als Meisterdetektiv Benoit Blanc in Glass Onion zu sehen sein wird, dass die Beweggründe hinter der Entscheidung, Bond zu töten, zweierlei waren und sowohl das Franchise als auch ihn persönlich betrafen: (aus dem Englischen)
Zwei Gründe, einer für mich und einer für das Franchise. Ich dachte: "Nun, man muss wieder neu anfangen." Also lasst uns meinen Charakter töten und einen neuen Bond und eine neue Geschichte finden. Man kann im Alter von 23 anfangen, oder 25, oder 30. Der andere Grund war, dass ich so weiterziehen konnte. Ich schätze, ich sollte mich glücklich schätzen, wenn man mich darum gebeten hätte, zurückzukehren, aber Tatsache war, dass ich es hinter mir lassen musste. Das Opfer, das er im Film bringt, war für die Liebe und es gibt kein größeres Opfer. Also schien es ein gutes Ende zu sein.
Obwohl die Rolle des Geheimagenten Craig zum Superstar gemacht hat, hatte er gelegentlich ein zwiespältiges Verhältnis zu der Rolle. Einerseits genoss er die Gelegenheit, James Bond neu zu erfinden, andererseits lasteten der Druck und die öffentliche Aufmerksamkeit schwer auf ihm. Berühmt bleibt seine Antwort auf die kurz nach dem Drehende von Spectre gestellte Frage nach einem weiteren Bond-Auftritt. Craig sagte damals, dass er sich lieber die Pulsadern aufschlitzen lassen würde. Das ging auf die sehr anstrengende, stressige Produktion seines vierten Bond-Films und die enormen Erwartungen nach dem Riesenerfolg von Skyfall zurück. Nach einer notwendigen Erholungspause war er dann bereits für einen finalen Auftritt in Keine Zeit zu sterben – aber dieser musste dann auch wirklich final sein und er wollte sich offenbar nicht in die Versuchung bringen lassen, die Rolle ein sechstes Mal zu spielen.
Bei seinem neuen Franchise Knives Out scheint er deutlich entspannter zu sein und genießt die exzentrische Rolle, die er demnächst ein drittes Mal spielen wird. Rund $100 Mio, die er dank dem Deal mit Netflix für die zwei Knives-Out-Sequels verdient hat, werden aber sicherlich auch nicht geschadet haben.
Wie fandet Ihr das Ende von Keine Zeit zu sterben?