Tot mit 91: Französische Regielegende Jean-Luc Godard nahm Beihilfe zum Suizid in Anspruch

Jean-Luc Godard in Berkeley im Jahr 1968 © Gary Stevens

Quelle: Libération

Er war ein Rebell, ein Pionier, ein Provokateur und er ging immer unbeirrt seinen eigenen Weg – bis zu seiner letzten Minute. Jean-Luc Godard, einer der einflussreichsten und innovativsten Filmemacher des 20. Jahrhunderts und eine Schlüsselfigur der französischen Nouvelle Vague, ist gestern im Alter von 91 in Rolle am Genfersee gestorben. Dabei wählte er den Weg des in der Schweiz legalen assistierten Suizids, wie sein Anwalt gegenüber den Medien mitgeteilt hat. Laut ihm litt Godard an einigen schweren Erkrankungen und entschied sich für den Freitod. Eine der Familie nahestehende Person erzählte hingegen der französischen Zeitung Libération, dass Godard nicht schwerkrank, sondern vor allem erschöpft gewesen sei und es für ihn wichtig gewesen sei, sein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen zu beenden. Godards Partnerin Anne-Marie Miéville war dabei bis zum Schluss an seiner Seite.

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Auch wenn vielleicht die jüngeren Generationen unter Euch mit Godards Filmen nicht vertraut sind, ist es schwer, sich vorzustellen, wie das Kino ohne ihn und seine Nouvelle-Vague-Mitstreiter wie Truffaut oder Chabrol ausgesehen hätte. Wie sie, begann Godard seine Karriere nicht als Filmemacher, sondern als Kritiker für das einflussreiche und bis heute publizierte Filmmagazin Cahiers du Cinéma. Unzufrieden mit dem Status Quo des damaligen, in alten Traditionen verhafteten französischen Films, beschlossen die Kritiker, das Kino nach ihren Vorstellungen zu revolutionieren. Die Nouvelle Vague wurde in den Fünfzigern geboren und hob sich stilistisch wie inhaltlich vom Kino ihrer Zeit ab. Mit Godard starb nun die die letzte Galionsfigur der Bewegung.

Godards Regiedebüt Atemlos (OT: À bout de souffle) mit Jean-Paul Belmondo aus dem Jahr 1960 bleibt bis heute einer der Paradebeispiele der Nouvelle Vague und Godards vermutlich berühmtester Film. Ein Jahr später folgte mit Eine Frau ist eine Frau (OT: Une femme est une femme) sein erster Farbfilm und auch seine erste Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau Anna Karina, die für den Film den Silbernen Bären der Berlinale gewonnen hat.

Mit Karina drehte Godard in den Sechzigern noch weitere Filme, darunter den Klassiker Elf Uhr nachts (OT: Pierrot le fou). Zu seinen bekanntesten Filmen gehört auch Die Verachtung (OT: Le Mépris) aus dem jahr 1963 mit Brigitte Bardot und Michel Piccoli in seiner ersten Filmrolle.

Godard, dessen Vater Schweizer war, traf 1970 die multimediale Künstlerin und Filmemacherin Anne-Marie Miéville, mit der er mehrfach zusammengearbeitet hat. Obwohl er in Paris geboren wurde, verbrachte Godard den Großteil seines Lebens zwischen Frankreich und der Schweiz, bis er Ende der Siebziger endgültig in die Schweiz gezogen ist. Seitdem zog er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und drehte sporadisch experimentelle Filme. Sich an irgendwelche Konventionen anzupassen, blieb ihm fremd. Für seinen 3D-Film Adieu au language wurde er erst 2014 bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichnet.

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