Links: Jessica Chastain in Miss Sloane © 2016 EuropaCorp
Rechts: Andrew Garfield in Under the Silver Lake © 2018 A24
Quelle: Variety
Vor 2011 hat kaum jemand jemals von einer Schauspielerin namens Jessica Chastain gehört. Dann hat ein Jahr ihre gesamte Karriere verändert. Die damals 34-jährige war über einen Zeitraum von wenigen Monaten in The Tree of Life, Eine offene Rechnung, Coriolanus, Texas Killing Fields, Take Shelter und The Help im Kino zu sehen. Für letzteren erhielt sie ihre erste Oscarnominierung und gehörte nach diesen bemerkenswerten Aneinanderreihung von Filmen zu den gefragtesten Neuentdeckungen Hollywoods (was in dem Alter für die Traumfabrik schon ungewöhnlich ist). Seit 2011 wirkte sie bis heute in über 20 Filmen mit, darunter Blockbuster wie Interstellar und Der Marsianer, Horrorfilme wie Crimson Peak und Mama sowie winzige Dramen wie Das Verschwinden der Eleanor Rigby und Die Frau, die vorausgeht. Doch obwohl Chastain eine herausragende Performance nach der anderen abgeliefert hat, u. a. in A Most Violent Year, Molly’s Game und Die Erfindung der Wahrheit, wurde sie trotzdem nach Zero Dark Thirty immer noch kein drittes Mal für einen Oscar nominiert, obwohl sie für mich zu den absolut heißesten Kandidatinnen auf den Oscarsieg eines Tages gehört.
Vielleicht wendet sich das Blatt mit dem angekündigten Biopic The Eyes of Tammy Faye zu ihren Gunsten. Basierend auf der gleichnamigen Doku erzählt der Film den Aufstieg und Fall des Fernsehprediger-Ehepaars Tammy Faye und Jim Bakker in den Siebzigern und Achtzigern. Beide haben sich aus dem Nichts ein regelrechtes Medien-Imperium aufgebaut. Sie haben dabei geholfen, das größte religiöse Fernsehnetzwerk der Welt aufzubauen und haben eine sehr populäre christliche Talkshow moderiert. Am Höhepunkt ihres Erfolgs haben sie sogar den dritterfolgreichsten Freizeitpark der USA betrieben, Heritage USA. Tammy Faye war dafür bekannt, dass sie, im Gegensatz zu den anderen Fernsehpredigern ihrer Zeit, viel offener gegenüber Menschen aller Sichtweisen war. Sie scheute auch nicht den Kontakt zur LGBT-Community und zu HIV/AIDS-Kranken während der grassierenden Epidemie.
Doch zwielichtige finanzielle Machenschaften, intrigante Rivalen und ein Sexskandal haben sowohl ihr sorgfältig konstruiertes Imperium als auch ihre Ehe zu Fall gebracht.
Es ist eine faszinierende Geschichte und einflussreiche Fernsehprediger gehören zu einer Welt, die hierzulande wenig bekannt ist. Chastain wird die Hauptrolle als Tammy Faye übernehmen, während Andrew Garfield (Hacksaw Ridge) ihren Ehemann Jim Bakker spielen wird. Michael Showalter (The Big Sick) führt bei dem Film Regie, basierend auf dem Drehbuch von Abe Sylvia ("Dead to Me", "Nurse Jackie").
Produziert wird der Film von dem von Disney kürzlich miterworbenen Studio Fox Searchlight, das auf prestigeträchtige Oscarfilme spezialisiert ist. Es ist das Studio, das sich bereits für Little Miss Sunshine, Birdman, Shape of Water, Juno, Sideways, Slumdog Millionär, Black Swan, Grand Budapest Hotel und viele, viele weitere Oscarfilme verantwortlich zeichnete. Die Chancen stehen also gut, dass die Academy einem Film mit Jessica Chastain endlich wieder mehr verdiente Aufmerksamkeit schenken wird.
Falls Ihr übrigens mehr über US-Fernsehprediger erfahren wollt, so kann ich Euch diesen grandiosen Beitrag von John Oliver sehr ans Herz legen: