John Singleton am Set von 2 Fast 2 Furious (2003) © Universal Pictures
Quelle: Variety
John Singleton, einer der Vorreiter des New Black Cinema, ist gestern im Alter von 51 gestorben.
Der Filmemacher, der sein Leben lang an Bluthochdruck gelitten hat, erlitt am 17. April einen schweren Schlaganfall und wurde in das Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles eingeliefert, wo er in ein Koma fiel. Gestern traf seine Familie die Entscheidung, die lebenserhaltenden Maßnahmen abzuschalten, woraufhin er einige Stunden später friedlich verstarb.
Singletons Tod ist ein tragischer Verlust für alle Filmliebhaber weltweit. Der gebürtige Angeleno ging zur University of South California Film School. Bei der Bewerbung musste er drei Filmideen einreichen. Aus einer dieser Ideen, damals noch Summer of 84 genannt, wurden später seine Abschlussarbeit und das Drehbuch zu Boyz n the Hood – Jungs im Viertel. Hollywood zeigte Interesse an dem Film, wollte aber einen erfahreneren Regisseur dafür verpflichten. Singleton, der Vieles in dem Drehbuch auf seinen eigenen Erfahrungen basierte, weigerte sich, den Film abzugeben, und schlug sogar eine hohe monetäre Vergütung aus, um ihn selbst inszenieren zu dürfen.
Die Hartnäckigkeit hat sich gelohnt. Boyz n the Hood wurde bei seiner Premiere 1991 mit Lob überschüttet. Es war der erste Film überhaupt, der ein realistisches Bild des Alltags und der kriminellen Gewalt in US-amerikanischen innerstädtischen Problemvierteln zeichnete. Der Film bot in vielen Teilen des Landes Einblicke in ein Leben, vor dem viele Amerikaner zuvor die Augen verschlossen haben. An den Kinokassen wurde Boyz n the Hood ein durchschlagender Erfolg. Mit ihm begannen die Filmkarrieren von Cuba Gooding Jr., Morris Chestnut und Ice Cube. Als Krönung wurde Singleton im Jahr darauf als Regisseur und Drehbuchautor für zwei Oscars nominiert. Mit nur 24 Jahren ist er bis heute der jüngste Nominee in beiden Kategorien.
Boyz n the Hood beeinflusste eine ganze Reihe ähnlicher Filme in den darauffolgenden Jahren, insbesondere Menace II Society von 1993. Auch Singleton selbst blieb zunächst bei den Themen der Problemviertel und des Rassismus mit Filmen wie Poetic Justice, Higher Learning – Die Rebellen, Rosewood Burning und Baby Boy. 2000 brachte er in seinem bis dahin größtem Kassenhit Blaxploitation-Legende Shaft zurück in die Kinos, gespielt von Samuel L. Jackson.
In den 2000ern erreichte John Singleton das Mainstream-Kino. Er drehte 2003 2 Fast 2 Furious, den kommerziell erfolgreichsten Film seiner Karriere. Zwei Jahre später veröffentlichte er Vier Brüder mit Mark Wahlberg, Terrence Howard und seinem Star aus Baby Boy und 2 Fast 2 Furious, Tyrese Gibson. Auch Vier Brüder war ein Box-Office-Hit.
Es vergingen sechs Jahre bis Singletons letztem Kinofilm, dem Thriller Atemlos – Gefährliche Wahrheit (OT: Abduction) mit Taylor Lautner und Lily Collins. In der Zwischenzeit produzierte Singleton Craig Brewers Filme Hustle & Flow und Black Snake Moan.
Nach vier Jahren Schaffenspause wechselte Singleton ins Fernsehgeschäft und drehte Episoden der Serien "Empire", "Billions" und "The People v. O.J. Simpson: American Crime Story". Vorletztes Jahr hat Singleton mit "Snowfall" seine erste Serie miterschaffen. "Snowfall" handelt von der Crack-Epidemie, die in Los Angeles in den Achtzigern wütete. Singleton schrieb zwei Folgen der ersten Staffel mit und führte beim ersten und beim zweiten Staffelfinale selbst Regie. Eine dritte Staffel wird aktuell produziert.
Neben Spike Lee gehört Singleton zweifellos zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Filmemachern des modernen afroamerikanischen Kinos. Es ist sehr schade, dass er bereits so früh aus dem Leben gerissen wurde.