Keanu Reeves ist ein alter Hase im Filmgeschäft und hat schon einige Höhen und Tiefen in seiner Karriere erlebt. Nach dem Durchbruch mit den albernen Bill-&-Ted-Komödien, ist ihm ein erfolgreicher Wandel zum Actionstar mit Gefährliche Brandung und Speed gelungen. Darauf folgte jedoch eine Reihe von Flops wie Vernetzt – Johnny Mnemonic, Außer Kontrolle und Minessota. Mit Matrix fand Reeves 1999 die (vorläufige) Rolle seines Lebens und verdiente mit den beiden polarisierenden Sequels zum Cyberpunk-Kultfilm mehr als 100 Millionen US-Dollar. Nach der Matrix-Trilogie fluktuierte Reeves' Karriere. Filme wie Constantine, Street Kings und Das Haus am See waren passable Erfolge, doch die heftigen Flops des ultrateuren Fantasyepos 47 Ronin und von Reeves' Regiedebüt Man of Tai-Chi 2013 ließ Hollywood an seiner Zugkraft als Darsteller zweifeln.
Als Reeves dann den schlichten, stylischen Rache-Actioner John Wick der Regiedebütanten David Leitch und Chad Stahelski drehte, die mit ihm als Stuntleute an den Matrix-Filmen zusammengearbeitet haben, waren die Erwartungen denkbar niedrig. Reeves war bereits 50, seine besten Zeiten als Actionstar schienen hinter ihm zu liegen und die Geschichte eines Ex-Profikillers, der nach dem Mord an seinem Hund und dem Diebstahl seines Autos einen Rachefeldzug gegen die russische Mafia beginnt, klang wie ein er der vielen Van-Damme- oder Seagal-Filme, die direkt im Heimkino landeten. Tatsächlich stand sogar zwischenzeitlich im Raum, John Wick genau dorthin zu schicken, als der Film im August 2014 nach missglückten Vorführungen an Studiovertreter immer noch keinen Vertrieb gefunden hatte. Lionsgate erklärte sich schließlich bereit, den Film zu veröffentlichen. Die angebotenen Konditionen (keine Vorauszahlung, keine Garantie einer Kinoauswertung) waren mies, doch die Produzenten hatten keine Wahl.
Der Rest ist Geschichte. John Wick kam im Oktober 2014 in die US-amerikanischen Kinos und war ein Achtungserfolg mit einem Einspiel von $86 Millionen. Erst im Heimkino explodierte regelrecht die Popularität des Films. Elf Jahre und drei Sequels später ist John Wick eins der erfolgreichsten Action-Franchises der Gegenwart, das es geschafft hat, mit jedem Film die Einspielergebnisse und die positiven Kritiken seines Vorgängers zu toppen. Die vier John-Wick-Kapitel spielten weltweit mehr als eine Milliarde US-Dollar ein, davon entfielen alleine $440 Millionen auf John Wick: Kapitel 4. Keanu Reeves war wieder in und von Filmemachern heiß begehrt. Inzwischen ist die Rolle des wortkargen Killers mindestens genauso sehr mit ihm verknüpft wie die von Neo aus Matrix.
John Wick: Kapitel 4 endete jedoch mit Wicks augenscheinlichem Tod ohne einen konkreten Hinweis darauf, dass er doch überlebt haben könnte. Das stellte das Studio natürlich vor ein Dilemma, denn John Wick ist einer der zuverlässigsten und wichtigsten Goldesel von Lionsgate. Reeves wollte sich die Option einer Rückkehr offenhalten, war aber nach den körperlich sehr anspruchsvollen vier Filmen dankbar für eine (längere) Auszeit und Regisseur Chad Stahelski hat beteuert, dass er einen fünften Film nur drehen würde, wenn er einen guten Grund dafür finden würde, der nicht rein finanziell ist.
Diesen vagen Aussagen zum Trotz hat Lionsgate natürlich angekündigt, dass John Wick 5 kommen würde. Doch während das Studio keine Zweifel an einem weiteren Kapitel mit Reeves zu lassen scheint, möchte sich der Schauspieler nicht festlegen und hat in einem neuen Interview unmissverständlich klargestellt, dass in puncto John Wick 5 aktuell nichts geplant sei: (aus dem Englischen)
Wie ihr wisst, ist der Charakter tot. Er starb in John Wick: Kapitel 4. Ich weiß, in Hollywood kann man tote Charaktere wiederbeleben. Ich weiß, ich weiß, es ist eine Hollywood-Geschichte. Aktuell gibt es keine Pläne dafür.
Im Dezember erklärte er gegenüber CBS News, dass er zwar durchaus Lust auf einen weiteren Teil hätte, sein alternder Körper sich jedoch weigert:
Man sollte niemals nie sagen. Aktuell sagen meine Knie: "Du kannst keinen weitere John Wick drehen." Mein Herz will es, aber ich weiß nicht, ob meine Knie es können.
Aus meiner Sicht scheint John Wick 5 keine Frage des "ob", sondern des "wann" zu sein. So oder so war Kapitel 4 definitiv nicht das letzte Mal, dass wir Reeves in seiner ikonischen Rolle gesehen haben, denn diesen Sommer wird er im Spin-Off Ballerina an der Seite von Ana de Armas als Wick in einer Nebenrolle zurückkehren und an mindestens einer Actionsequenz beteiligt sein. Der Film spielt zwischen den Ereignissen des dritten und vierten John-Wick-Films, sodass die Macher nicht in Erklärungsnot geraten.
Derweil wird die Welt von John Wick im Fernsehen und im Kino weiter ausgebaut. Ein Spin-Off-Film mit Donnie Yen in seiner Rolle als Caine aus John Wick: Kapitel 4 ist in Arbeit und könnte sogar von Yen selbst inszeniert werden, während nach der durchwachsenen Miniserie "The Continental" über Winstons jungen Jahre eine weitere "John Wick"-TV-Serie in Arbeit ist, die unmittelbar nach den Ereignissen des vierten Films spielen und vielleicht ja sogar die Weichen für Wicks Wiederauferstehung stellen wird.
Habt Ihr Lust auf John Wick: Kapitel 5 oder findet Ihr, dass der ast drei Stunde lange vierte Film ein guter Abschluss war?
Quelle: Extra TV