Taxi-Driver-Autor Paul Schrader lässt kein gutes Haar an Joker: Folie à Deux

Man muss kein Box-Office-Experte sein, um zu wissen, dass es für Joker: Folie à Deux gerade nicht besonders gut läuft. Und das ist sehr euphemistisch ausgedrückt. Die Medien kosten das monumentale Fiasko der Fortsetzung eines Milliardenhits seit Tagen genüsslich aus. Die Implosion des Films an den Kinokassen konnte man seit seinem Start vorletzte Woche in Echtzeit mitverfolgen. Nachdem er bereits an seinem Startwochenende in den USA nicht einmal die Hälfte dessen einnehmen konnte, was sein deutlich günstigerer Vorgänger im selben Zeitraum eingespielt hat, brach der Film an seinem zweiten Wochenende um mehr als 81% ein und stellte damit einen Negativrekord nicht nur für eine Comicverfilmung, sondern auch für alle Filme in mehr als 3000 Kinos auf. Nicht einmal Battlefield Earth, Catwoman oder Morbius sind an ihrem zweiten Wochenende so drastisch gestürzt.

Es ist auch nicht so, als sei der erste Joker universell beliebt gewesen. Ja, er wurde für elf Oscars nominiert und gewann den Goldenen Löwen in Venedig, doch sowohl Kritiken als auch Zuschauerreaktionen auf den Film waren gespalten. Er hat provoziert, polarisiert und war letztlich oberflächlicher als er gerne wäre. Der Megaerfolg des Films war manchen Leuten seinerzeit ein Dorn im Auge, sodass die Schadenfreude über das Scheitern des Nachfolgers spürbar ist. Joker: Folie à Deux ist der ultimative Prügelknabe unter allen Filmen dieses Jahr. Nicht nur die Kritiken sind diesmal überwiegend negativ, es scheint als würden alle den Film hassen. Wer den ersten mochte, kann mit ihm wenig anfangen, wer den ersten hasste, wird durch Teil 2 nicht bekehrt. Es ist ein Sequel, das den Fans des Originals den Mittelfinger zeigt, aber leider nicht kompetent genug inszeniert ist, um mehr als das zu tun.

Zu den Hassern des Films gesellt sich jetzt auch Hollywood-Veteran Paul Schrader. Schrader schrieb das Drehbuch zu Martin Scorseses Taxi Driver, der wiederum eine unverkennbare Inspiration für den ersten Joker war. Was Schrader vom ersten Teil hielt, ist unbekannt, doch er hat keinerlei Zweifel daran gelassen, wie er die Fortsetzung findet. Im Gespräch mit dem Interview Magazine gab er zu, dass er während der Kinovorstellung des Films den Saal verlassen hat, um einzukaufen. Zwar sei er danach zurückgekehrt, habe es aber nicht lange ausgehalten: (aus dem Englischen)

Ich habe rund 10-15 Minuten davon gesehen. Dann bin ich gegangen, habe etwas gekauft, kehrte zurück, sah mir weitere zehn Minuten an. Das war genug.

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Schrader bezeichnete Folie à Deux als ein "wirklich schlechtes Musical". Als er danach gefragt wurde, was er an dem Film nicht mochte, nahm er kein Blatt vor den Mund und ließ kein gutes Haar an den Stars des Films:

Ich mag niemanden von diesen Leuten. Ich mag sie nicht als Schauspieler. Ich mag sie nicht als Charaktere. Ich mag das ganze Ding nicht. Ich meine, das sind Leute, bei denen man durch die Hintertür hinausschleichen würde, wenn sie zu einem nach Hause kommen würden.

Todd Phillips, Joaquin Phoenix und Lady Gaga können einem schon fast leidtun, doch dann erinnere ich mich, dass Phillips und Phoenix jeweils $20 Millionen und Gaga $12 Millionen mit dem Film verdient haben und mein Mitgefühl hält sich in Grenzen.

Während Schrader dem Film offenbar nichts abgewinnen konnte, gibt es einen Vertreter von Hollywoods alter Garde, der ihn liebte. Oscargewinner Francis Ford Coppola, dessen eigene Leinwand-Rückkehr Megalopolis dieses Jahr in der Presse vernichtet wurde und an den Kinokassen floppte, lobte Joker: Folie à Deux und seinen Regisseur Todd Phillips in höchsten Tönen.

Wie fandet Ihr das Sequel?

Quelle: Interview Magazine

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