Joaquin Phoenix in Joker © 2019 Warner Bros. Pictures
Quelle: La Biennale
An den Kinokassen dominieren Comicbuchverfilmungen schon seit vielen Jahren das Geschäft, doch 2019 ist das Jahr, in dem diese Streifen endlich auch als Filmkunst anerkannt werden. Im Januar wurde Black Panther als erste Comicadaption überhaupt für einen "Bester Film"-Oscar nominiert. Zwar hat er nicht gewonnen, doch allein schon die Nominierung war ein wichtiger Schritt, der früher einem verdienten Anwärter wie The Dark Knight verwehrt blieb. Immerhin nahm er auch drei goldene Statuen mit nach Hause.
Noch viel beeindruckender ist jedoch, was gestern beim Abschluss der Filmfestspiele von Venedig bekanntgegeben wurde. Todd Phillips' kontroverse DC-Verfilmung Joker wurde mit dem Goldenen Löwen als "Bester Film" ausgezeichnet. Dass ein Film mit einer Comicvorlage die wichtigste Auszeichnung des ältesten und neben der Berline und Cannes prestigeträchtigsten Filmfestivals der Welt gewinnen würde, hat vermutlich kaum jemand im Vorfeld erwartet. Es war schon eine enorme Überraschung für viele, als Joker im Wettbewerb des Festivals aufgenommen wurde. Festivalleiter Alberto Barbera schwärmte von dem Film und prognostizierte Oscarchancen. Als der Film dort seine Premiere feierte, wurde er mit einer achtminütigen Standing Ovation empfangen. Man munkelte schnell von großen Oscarchancen für Joaquin Phoenix in der Titelrolle. Dass der Film jedoch gleich den Hauptpreis abräumen würde, hat man auch dann noch nicht geahnt.
Mit seinem Sieg folgt Joker in die Fußstapfen von Roma und Shape of Water – Das Flüstern des Wassers, die jeweils 2018 und 2017 in Venedig gewonnen hatten. Beide gehörten später zu den großen Oscarkandidaten, und Shape of Water hat sogar in der Königsklasse den Oscar gewonnen. Auch Filme wie Vera Drake, Brokeback Mountain und The Wrestler haben in Vergangenheit den Goldenen Löwen gewonnen. Von vielen Venedig-Siegern hat man danach jedoch nicht viel gehört. Oder erinnern sich noch viele von Euch an Caracas, eine Liebe, Das andere Rom oder Der Kreis? Das dürfte bei Joker angesichts des stetig wachsenden Hypes jedoch anders sein. Es ist wohl der erste Gewinner des Goldenen Löwen überhaupt, der ein sicherer Blockbuster an den Kinokassen sein wird.
Der Große Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging an Roman Polanskis An Officer and a Spy. Der Silberne Löwe für die "Beste Regie" ging an Roy Andersson für About Endlessness. Ariane Ascaride wurde als "Beste Darstellerin" mit dem Coppa Volpi für Gloria Mundi ausgezeichnet. Den Preis als "Bester Hauptdarsteller" hat Luca Marinelli für Martin Eden gewonnen. Yonfan wurde für sein Drehbuch zu No. 7 Cherry Lane prämiert. Alle weiteren Preisträger findet Ihr unter dem Quellenlink oben.
Joker kommt am 10. Oktober in unsere Kinos und wird nach und nach zu einem meiner meisterwarteten Filme der kommenden Monate. Hier findet Ihr den neusten Trailer.