Jonah Hill und Channing Tatum in 22 Jump Street © 2014 Sony Pictures
Quelle: Rolling Stone
Christopher Miller und Phil Lord sind zwei der kreativsten Filmemacher ihrer Generation. Den neusten Beweis dafür findet man aktuell im Kino: Der von ihnen produzierte und geschriebene Spider-Man: Across the Spider-Verse ist einer der besten Filme des Jahres und setzt seinem oscarprämierten Vorgänger Spider-Man: A New Universe noch einen drauf.
Doch noch langer vor ihren beiden Spider-Man-Animationshits bewiesen Miller und Lord unglaublichen Einfallsreichtum und machten aus blödesten Ideen großartige Filme. Die beiden haben es tatsächlich geschafft, einen richtig guten und verdammt cleveren LEGO-Animationsfilm zu machen! Wie in vergleichbares Konzept ohne diese kreativen Köpfe aussehen kann, zeigten u. a. der Playmobil– und der Emoji-Film. Für Disney und Lucasfilm waren die beiden wohl zu kreativ und experimentierfreudig. Sie wurden mitten während des Drehs zu Solo: A Star Wars Story gefeuert und durch Ron Howard als Inbegriff der routinierten Konventionalität ersetzt.
Doch ihre verrückteste und entweder total geniale oder total bekloppte Idee hatten sie vor einigen Jahren, als sie Sony vorgeschlagen haben, zwei grundverschiedene Franchises des Studios mit einem Crossover zu verknüpfen: Jump Street und Men in Black. Und es ist sogar fast dazu gekommen! Aber leider nur fast.
Spulen wir doch etwas zurück. Lord und Millers 21 Jump Street mit Jonah Hill und Channing Tatum als befreundete Polizeianfänger, die undercover an die Highschool gehen, wurde 2012 zu einem Überraschungshit an den Kinokassen. Lord und Miller adaptierten die Kultserien-Vorlage mit augenzwinkerndem Humor und cleverer Selbstironie und entdeckten ungeahntes Comedy-Talent bei Tatum. Das Konzept der Originalserie von jungen Polizisten, die sich als Schüler tarnen, war absurd und als solches wurde es in der Filmadaption auch behandelt. Zwei Jahre später schickten Lord und Miller Hill und Tatum in 22 Jump Street ans College. Die erstaunlich clevere Fortsetzung konnte mit dem Vorgänger locker mithalten und war kommerziell noch erfolgreicher. Zusammen spielten beide Filme mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar ein.
Es wäre eigentlich ein Leichtes gewesen, einfach 23 Jump Street als direktes Sequel zu drehen, doch das war Lord und Miller nicht interessant genug. Ihnen schwebte etwas Größeres vor: ein Crossover mit Men in Black! Unter dem Arbeitstitel MiB 23 wurde der Film entwickelt und beinahe verwirklicht. Letztlich bekam Sony jedoch kalte Füße und wollte lieber das Men-in-Black-Franchise mit Chris Hemsworth und Tessa Thompson rebooten. Jedoch floppte Men in Black: International an den Kinokassen.
Kürzlich blickte Christopher Miller auf das gescheiterte Crossover zurück und bezeichnete es als "verpasste Gelegenheit": (aus dem Englischen)
Es war eine coole Idee. Ich denke, dass diese Gelegenheit höchstwahrscheinlich vorüber ist, aber es hat sehr viel Spaß gemacht. Es war irre. Es war ein wirklich verrückter Versuch. Eine dieser Sachen, dass wenn es funktioniert, es unglaublich ist. Und wenn es nicht funktioniert, kann man damit gleich zwei Franchises kaputtmachen. Also war der Druck sehr groß. Es war eine verpasste Gelegenheit. Davon gibt es viele im Leben.
Doch wie genau hätten sich die Welten von Jump Street und Men in Black überschnitten? Miller verriet ihre Idee dazu:
Die Idee war, dass Jonah und Channing bei ihrem Abenteuer an der medizinischen Fakultät in die Welt der Men in Black hineingezogen werden und gemeinsam mit ihnen eine Alien-Invasion aufhalten müssen. Es war sehr witzig, es war irre zu versuchen, diese beiden Franchises zusammenzubringen, und die beiden dadurch nicht zu ruinieren, schien eine echte Herausforderung zu sein.
Er ging außerdem ins Detail, dass die Anzüge der beiden Hauptfiguren zumindest anfangs gar nicht schwarz gewesen wären:
Eine meiner Lieblingsideen war, dass die schwarzen Anzüge der Men in Black wie die schwarzen Gürtel waren und man sich hocharbeiten muss. Die Jump-Street-Jungs haben deshalb taubenblaue Men-in-Black-Anzüge bekommen.
Als Riesenfan der beiden Jump-Street-Filme und mehr oder weniger aller anderen Miller/Lord-Werke, finde ich es sehr bedauerlich, dass Sony ihrer durchgeknallten Idee keine Chance gegeben hat. Über einen neuen Jump-Street-Film wurde in den letzten Jahren immer wieder diskutiert, u. a. als Spin-Off mit weiblichen Hauptfiguren, doch es hat sich nichts materialisiert. Inzwischen dürfte der Zug für Hill und Tatum leider abgefahren sein.