Kampf- und Sexszenen in Serien werden vorerst voraussichtlich gestrichen oder reduziert

Adam Driver und Lena Dunham in "Girls" © 2011 HBO

Quelle: Variety

Der aktuelle Stillstand der Film- und Fernsehindustrie aufgrund der Corona-Krise ist auf lange Sicht nicht tragbar, weder für die Studios und Fernsehsender noch für die Tausende von Menschen, die dadurch ihre Jobs verloren haben. Dass es weitergehen muss und weitergehen wird, steht außer Frage. Die wirkliche Frage betrifft das "wie". Film- und Serienproduktionen in der Post-Corona-Welt werden in absehbarer Zeit nicht mehr so sein wie vorher. Als erste englischsprachige Serienproduktion wird die australische Soap "Neighbours" unter weitreichenden Auflagen gedreht. Dazu gehört, dass keine Statisten von außerhalb an den Set kommen dürfen und dass auf jegliche intime Szenen vorerst verzichtet werden wird.

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Verzicht, Distanz und Einschränkungen werden auch das Motto bei der Wiederaufnahme der US-amerikanischen Serienproduktionen sein. Wie die konkreten Pläne der unterschiedlichen Studios aussehen werden bzw. ob es vielleicht sogar eine industrieweite Einigung über die Standards geben wird, werden wir noch sehen, doch es gibt jetzt einen ersten Ausblick darauf. Susan Rovner und Brett Paul, die beiden Präsidenten von Warner Bros. Television haben diese Woche eine Videokonferenz mit den Produzenten und Showrunnern der Serien des Studios abgehalten und grobe Pläne für die nächste Zeit dargelegt. Zu den Produktionen von Warner Bros. TV gehören u. a. alle HBO-Serien (wie "Westworld" und "Euphoria"), das gesamte Arrowverse, "Lucifer", "Castle Rock", "Chilling Adventures of Sabrina", "Mom" und "Young Sheldon".

Laut Rovner und Paul sei das Ziel die möglichst sichere Rückkehr zur Arbeit in einer Zeit vor dem Impfstoff. Autorentreffen und Casting sollen weiterhin virtuell ablaufen. Auch Post-Production wird nach Möglichkeit aus der Ferne erledigt. Nur gelegentlich soll es eine Kombination aus Büroarbeit im kleinen Rahmen und mit ausreichendem Social Distancing und virtueller Arbeit in der Post-Production geben. Die Sitcoms des Studios werden vorerst nicht mehr vor einem Live-Publikum gedreht.

Die größten Änderungen werden aber die inhaltliche Ausgestaltung der Serien betreffen. Der körperliche Kontakt zwischen Schauspielern soll möglichst begrenzt werden. Intime Szenen werden neu konzipiert oder ganz gestrichen. Auch Stuntszenen werden vorerst nicht in alter Form möglich sein. Alle Nahkampfszenen von Angesicht zu Angesicht mit Körperkontakt werden laut Rovner und Paul höchstwahrscheinlich gestrichen werden müssen. Größere Stunts aus mindestens zwei Metern Entfernung der Stuntleute oder Schauspieler zueinander könnten aber noch möglich sein. Man sollte also vorerst keine virtuosen Kampfszenen wie bei "Daredevil" erwarten. Ganz ohne Action wird es natürlich trotzdem nicht gehen. Rovner versicherte, dass The Flash die Schurken auch künftig nicht per Zoom überreden würde, aufzugeben, dass aber neue Herausforderungen auf Macher zukommen. Ich schätze, es wird in Serien mehr auf visuelle Effekte und, wenn es geht, auf Waffen gesetzt werden. Gerade für HBO, den Sender, der dafür bekannt ist, häufig explizite Sexszenen in den Serien zu haben, wird die neue Lage eine große Veränderung bedeuten.

Natürlich enden die Einschränkungen damit noch nicht. Es soll nach Möglichkeit an Studiosets und weniger in der Öffentlichkeit gedreht werden. Sets werden für Besucher nicht mehr zugänglich sein. Die Notwendigkeit für Menschenmengen in den Szenen soll bereits in der Drehbuchphase vermieden werden. Wenn es nicht anders geht, werden die Menschenansammlungen mit visuellen Effekten erschaffen werden. Alle am Set, die gerade nicht vor der Kamera stehen, sollen Handschuhe, Mundschutz und möglicherweise sogar Schutzkittel tragen. Die Anzahl der Menschen zu jedem gegebenen Zeitpunkt am Set soll begrenzt werden. Das bedeutet auch weniger Gastdarsteller in einzelnen Folgen und größeren Fokus auf die Kernbesetzung. Die eigentliche Drehzeit wird reduziert werden, weil zusätzliche Zeit für die Sicherheitsvorkehrungen wie Tests und Temperaturabnahmen benötigt sein wird.

Des Weiteren soll nach Möglichkeit vorerst nicht international oder zumindest nur an einem Ort gedreht werden. Hauptdarsteller werden gebeten, während der Drehpausen nicht nach Hause oder sonst wohin zu fliegen, sondern möglichst nah am Drehort bleiben. Showrunner werden ermutigt, Regisseure anzuheuern, die bereits in der Nähe der Produktionsorte wohnhaft sind und gleich größere Episodenblöcke auf einmal inszenieren können. Autoren werden weiter entfernte Drehorte während der Produktion nicht mehr besuchen dürfen.

Alles in allem kann man sagen, dass sich Serien in der nächsten Zeit spürbar verändern werden. Paul und Rovner betonten, dass alle diese Vorschläge aktuell nur "work-in-progress" seien und konkrete Auflagen künftig noch vorgestellt werden würden, wenn Produktionsstarts absehbar werden.

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